Offensive dauert an

Makedonische Armee greift Hochburgen der UÇK im Norden des Landes an. Nato warnt vor offenem Krieg

SKOPJE apf/rtr/dpa ■ Die makedonische Armee hat nach eigenen Angaben bei ihrer neuen Offensive im Norden des Landes 20 albanische Rebellen getötet. Makedonische Sicherheitskräfte hätten sich beim Dorf Lojane ein Feuergefecht mit Rebellen der „Nationalen Befreiungsarmee“ UÇK geliefert, teilte ein Armeesprecher gestern mit. Auf Seiten der Sicherheitskräfte habe es keine Verluste gegeben. Der Sprecher bestätigte, dass die Armee auch das Dorf Slupcane seit dem Morgen wieder mit schwerer Artillerie beschieße. Die Region um die Dörfer Vaksine und Slupcane gilt als Hochburg der UÇK-Rebellen.

Nach Angaben des Armeesprechers herrschte in der Stadt Tetovo unterdessen Ruhe. Am Sonntagnachmittag hatte die UÇK dort eine zweite Front eröffnet. Die makedonische Regierung erwägt wegen der neuerlichen Eskalation der Gewalt die Verhängung des Kriegszustands. Dieser würde der Armee nach den Worten von Ministerpräsident Ljubco Georgievski „weitreichendere Handlungsmöglichkeiten“ eröffnen. Laut Angaben eines Regierungssprechers werde das Parlament wahrscheinlich am Dienstag über diese Frage entscheiden.

Die an der makedonischen Regierung beteiligte Demokratische Albanerpartei DPA drohte mit dem Bruch der Koalition, sollte der Kriegszustand ausgerufen werden. „Wir weigern uns, die Krise zu einer rein militärischen Frage zu machen“, sagte der DPA-Vorsitzende Arben Xhaveri gestern in Skopje. Die DPA ist mit fünf Ministern in der Regierung vertreten.

Unterdessen traf gestern Nato-Generalsekretär George Robertson in Skopje ein. Robertson warnte Makedonien vor dem Abgleiten in einen offenen Krieg. Die Antwort gegen „kriminelle Extremisten“ müsse angemessen sein. Makedonien stehe am Rande eines Abgrunds, sagte er.

Der außenpolitische Koordinator der Europäischen Union (EU), Javier Solana, war bereits am Sonntag zu Gesprächen nach Makedonien gereist. Nach einem ersten Treffen mit Präsident Boris Trajkovski und Ministerpräsident Ljubco Georgievski hatte sich Solana zunächst nicht öffentlich geäußert. Aus EU-Kreisen verlautete, er glaube, dass „wir keine Kriegserklärung sehen werden“.

Wegen der Eskalation der Gewalt in Makedonien sind 2.000 makedonische Albaner aus Ortschaften bei Tetovo in die Kosovo-Stadt Prizren geflüchtet. Sie stammen aus Bergdörfern im nordwestlichen Grenzgebiet, teilte die Friedenstruppe KFOR am Montag in Priština mit. Weitere 1.500 Albaner würden noch im Kosovo erwartet.