Hamburger Atomzüge

■ Zwei Transporte rollen nächste Woche durch die Stadt, Proteste angekündigt

Mit heftigen Protesten ist zu rechnen. Am Montag oder Dienstag nächster Woche sollen zwei Atommüll-Transporte durch Hamburg rollen. Aus den AKWs Brunsbüttel und Stade sollen abgebrannte Brennelemente zur Wiederaufarbeitung in die französische Plutoniumfabrik La Hague gebracht werden. Die Züge mit der strahlenden Fracht müssen quer durch die Hansestadt rollen. „Skandalös“, nennt der Regenbogen-Abgeordnete Lutz Jobs die davon ausgehenden Gefahren für die Bevölkerung.

Regenbogen, das Anti-Atom-Büro, Greenpeace, Robin Wood und weitere AKW-Gegner rufen deshalb für „den Tag X“ zu Kundgebungen und Demonstrationen auf. Beginn ist um 6 Uhr morgens am Rathaus Harburg, danach zieht die Demo zum Harburger Bahnhof, den die Atommüll-Züge durchqueren müssen, sowie zu weiteren Punkten an der Strecke.

Der Transport aus Stade führt über Neugraben und Harburg zum Rangierbahnhof Maschen, der Zug aus Brunsbüttel wird vermutlich ab Eidelstedt über die Güterumgehungsbahn (Lokstedt, Alsterdorf, Barmbek, Hamm, Rothenburgsort und Wilhelmsburg) dorthin fahren. Die alternative City-Route über Stellingen, Sternschanze und Hauptbahnhof gilt als äußerst unwahrscheinlich.

Polizei und Bundesgrenzschutz (BGS) bereiten sich auf die Protes-te bereits intensiv vor. BGS-Sprecher Andreas Bebensee versprach gestern: „Wir werden den Transport gewährleisten.“

Ohne Transport nach La Hague müsste das AKW Stade eigentlich bereits jetzt wegen Überfüllung geschlossen werden. Nach dem „Atomkompromiss“ zwischen Bundesregierung und Atomwirtschaft soll der zweitälteste deutsche Reaktor aber noch zwei Jahre Strom produzieren. Deshalb nahm er nach dem Auswechseln von 44 Brennelementen am 12. April den Betrieb wieder auf. Da nur noch 11 Plätze im Abklingbecken frei waren, wurden die überzähligen Brennstäbe in den Freihaltepositionen untergebracht.

Diese sind für eine Notentladung des Reaktorkerns gedacht – die jetzt also nicht mehr möglich ist. Die Gesellschaft für Reaktorsicherheit hatte eine Belegung der Freihaltepositionen bis zum Herbst genehmigt und dadurch den Weiterbetrieb ermöglicht. smv