„Jedes Jahr eine Zitterpartie“

Filmboard Berlin-Brandenburg erhält weiter Fördergelder für Filmproduktionen. Das Aus der Institution abgewendet. 2000 wurden für 36 Millionen Mark 198 Projekte unterstützt. Wirtschaftseffekt für die Region seit 1995: rund 550 Millionen Mark

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die Filmboard Berlin-Brandenburg GmbH wird auch 2001 Gelder für Drehbücher, Filmproduktionen und den Nachwuchs zur Verfügung stellen können. Die angedrohten Mittelkürzungen Brandenburgs und Berlins von jeweils 5 Millionen Mark, die zum GAU der Filmförderanstalt geführt hätten, sind aller Wahrscheinlichkeit nach vom Tisch. Nach Gesprächen mit der Landesregierung in Potsdam, sagte gestern Bernd-Peter Morgenroth, Aufsichtsratschef der Filmboard und Vorstand der Landesbank Berlin, könne davon ausgegangen werden, dass die Summe von insgesamt 13,5 Millionen Mark pro Land „wieder zur Verfügung gestellt wird“.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß (CDU) hatte ursprünglich die Einsparung von 5 Millionen Mark angekünigt. Berlin hätten dann aus Paritätsgründen die gleiche Summe zurückgezogen. Nun habe Fürniß aber signalisiert, die Fördermittel erneut im Haushalt einzustellen, so Morgenroth.

Der Aufsichtsratschef machte in seiner Jahresbilanz deutlich, dass die Filmboard GmbH nicht nur als Filmförderanstalt nationale und internationale Projekte unterstützt, sondern insbesondere als „Wirtschaftsfaktor zum Motor der Region Berlin/Brandenburg gehört“. So seien im vergangenen Jahr „für 36,7 Millionen Mark aus Landes- und Fernsehmitteln 198 Filmprojekte maßgeblich gefördert worden“. Trotz der vergleichsweise geringen Fördersumme führten die wirtschaftliche Auswirkungen der Produktionen zu einer immer „immenseren Bedeutung“ für die Region. Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Filmboard den so genannten Regionaleffekt auf 153 Millionen Mark fast verdoppeln.

Allein „Enemy at the Gates“, der die Berlinale 2001 eröffnete, habe zu einer Vervielfachung der Film- und Dienstleitungsarbeitsplätze am Standort Berlin/Potsdam geführt. Insgesamt seien seit 1995 fast 860 Projekte mit 212 Millionen Mark gefördert worden, die einen Regionaleffekt von weit über einer halben Milliarde Mark zur Folge hatten.

Filmboard-Intendant Klaus Keil bezeichnete die Jahresbilanz als Erfolg für die Arbeit der Institution mit Autoren und Filmproduktionen. Der Standort Babelsberg ziehe immer mehr „junge Kreative und internationale Produktionen an“. Berlin sei die Stadt mit den „besten Vibrations“ für das Medium.

Umso unverständlicher sei, so Keil, dass die Politik beider Länder „diese Impulse für die Filmkunst und die Wirtschaft“ nicht genügend unterstütze. Im Vergleich etwa zu Nordrhein-Westfalen, das rund 100 Millionen Mark Förderung bereitstellt, sei die Filmboard „in einer schlechten Finanzposition“.

Keil forderte die Länder Berlin und Brandenburg auf, in Zukunft mehr zu investieren und die Gelder langfristig zu sichern. Keil: „Jedes Jahr stehen wir vor einer neuen Zitterpartie.“ Stattdessen benötige die Filmboard für die kommenden Projektzusagen „Planungssicherheit“. Es sei von besonderer Wichtigkeit, dass sich die Politik „kontinuierlich um die Filmboard als Institution kümmert“.

Um den Medienstandort zu stärken, sei es notwendig, dass dieser dauerhaft „stabilisiert“ werde. Gerade vor dem Hintergrund des abgewendeten „GAUs“ für die Förderanstalt und deren wirtschaftlicher Erfolge „muss die Politik endgültig mehr für uns tun“, so Keil.