Bremen literarisch neu markiert

■ Das Literaturfestival „Poetry on the Road“ geht in die zweite Runde

Vom Spartenpopmagazin bis zum großen Feuilleton, allerseits werden Festivals ver-, an- und abgekündigt. Mitunter fragt man sich schon, wie denn die Musiker noch zum musizieren kommen, die Theatermenschen dazu sich neue Stücke auszudenken – und die Dichter zum dichten. Terminpläne werden dichter, aber nicht unbedingt poetischer, könnte man unken. Doch was am übernächsten Wochenende unter dem Titel „Poetry on the Road“ in der Hansestadt präsentiert wird, kann sich sehen lassen. Nicht nur quantitativ, sondern auch, was die Güteklasse betrifft. Im letzten Jahr sei ein Festival aus der Taufe gehoben worden, sagt Silke Behl, eine der Organisatorinnen, mit dem es nicht nur gelungen sei, den BremerInnen etwas zu bieten, sondern auch, die Stadt auf der literarischen Landkarte neu zu markieren.

Da ist was dran. Man darf sich auf einen spannenden internationalen Querschnitt freuen, der zunächst einmal eines sagt: Vive la poesie! Mit einem für hiesige Verhältnisse beachtlichen, im internationalen Vegleich aber eher bescheidenen Etat von 120.000 Mark konnte man für 2001 zweiundzwanzig DichterInnen gewinnen. Vergleichsweise Newcomer wie den Hamburger Nicolai Kobus oder die Britin Lavinia Greenlaw, daneben die südfrikanischen Stars Breyten Breytenbach und Lesego Rampolokeng oder den praktizierenden Weltliteraten Christopher Middleton. Dazwischen tummeln sich Querdenker wie der Performer Adrian Mitchell, der die Beatles begleitete und zugleich auch Popgeschichte schrieb.

Erneut wird die Idee der Internationalität, des Austauschs unter jungen, alten, nahen und fernen KollegInnen unterstrichen, indem mit dem in der Bundesrepublik lebenden Exil-Iraner Said und dem Mexikaner Homero Aridjis sowohl der deutsche als auch der internationale P.E.N.-Vorsitz die Bühne besteigen werden. Und last but not least bietet „Poetry on the Road“, wie Mitveranstalter Professor Karl Marten Barfuß von der Hochschule Bremen betonte, auch angehenden Ökonomen und Marketingstrategen die Möglichkeit, ihr Wissen in die Praxis umzusetzen. Dankenswerter Weise ist der diesjährige Festivalschwerpunkt (nach den Niederlanden 2000) diesmal der englischsprachige Raum. Muss ja auch mal Schluss sein mit Ostasien!

Tim Schomacker

22 AutorInnen aus aller Welt sind vom 18. bis 20. Mai in Schauspielhaus, Schütting, Shakespeare Company und Überseemuseum zu hören. Ab der heutigen Ausgabe stellen wir in den nächsten Tagen einige Poetry-Gäste in Kurzporträts vor.