Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Almost Famous USA 2000, R: Cameron Crowe, D: Patrick Fugit, Kate Hudson

„Crowes Drehbuch (Oscar 2001!) ist ein Liebesbrief an die Musik seiner Jugend. Schließlich war Crowe als 15-jähriger zu Beginn der Siebziger als Musikjournalist mit Legenden wie Led Zeppelin auf Tour und konnte so manchen Blick auf Sex, Drugs und Rock'n'Roll werfen. Auf amüsante Weise erzählt er in diesem überwiegend autobiografischen Film von Verlust der journalistischen Unschuld, der schwindenden Integrität des Rock'n'Roll und der eigenen Entjungferung. Ein Film, der Jugendlichen erklären kann, warum ihre Eltern beim Hören alter Platten oft so verklärte Augen kriegen.“ (tip) CinemaxX, CineStar

B

Billy Elliot – I Will Dance Großbritannien 2000, R: Stephen Daldry, D: Jamie Bell, Jean Heywood

„It's a men's world: 1984, Nordengland, zur Zeit des Bergarbeiterstreiks. Als der elfjährige Billy die Boxhandschuhe gegen Spitzenschuhe tauscht, um Ballettunterricht zu nehmen, muss er sich gegen allerlei Anfeindungen zur Wehr setzen. Wie er trotz aller Hindernisse seinen Traum vom Tanzen durchsetzt, schildert diese britische Komödie mit süffisant-trockenem Humor, ein wenig Sentiment und vor allem mitreißendem Schwung.“ (tip) Filmstudio, Lindenhof (Wildeshausen)

Bishonen (am Pink Monday) Hongkong 1998, R: Yon-fan, D: Stephen Fung, Daniel Fu

„Schöne Gefühle zwischen schönen jungen Männern. Und trotzdem oder gerade deshalb endet die Hongkong-Schnulze tragisch. Auf Dauer können sie zusammen nicht kommen, der schwärmerisch entflammte Callboy und der attraktive Polizist mit Vergangenheit und ohne Zukunft. Man sieht's mit tränenden Augen oder mit heimlichem Amüsement. Trash-Fans kommen ebenso auf ihre Kosten wie Liebhaber exotischen Kitsches.“ (tip) Schauburg

Brot und Tulpen Italien 2000, R: Silvio Soldini, D: Licia Maglieta, Bruno Ganz

„Rosalba ist mit Mann und Söhnen auf Besichtigungstour antiker Ruinen und wird an einer Autobahnraststätte einfach vergessen. Per Anhalter versucht sie, heim zu kommen, landet jedoch in Venedig und beschließt, sich die Stadt ein wenig anzuschauen. Sie findet eine Übernachtungsmöglichkeit bei einem gebildeten Kellner und heuert am nächsten Tag spontan bei einem Blumenhändler an. Das freundliche, humane und auch bizarre Vergnügen mit ein paar wunderbar anarchistischen Momenten und D-Import Bruno Ganz in einer Hauptrolle ist „die“ Erfolgskomödie des Jahres 2000 in Italien geworden. Regisseur Soldini, der vom Dokumentarfilm kommt, beweist genaue Beobachtungsgabe für Menschen und Szenerien jenseits des Urlaubs-Venedig und gibt einen märchenhaften Touch dazu.“ (Blickpunkt: Film) Atlantis, Filmstudio, Casalanca (Ol), Apollo 1 (BHV)

Buena Vista Social Club USA 1998, R: Wim Wenders, D: Ry Cooder und fidele Opas aus Kuba

Über 30000 Bremer haben ihn nun schon gesehen, und so läuft er ewig weiter, dieser Film, in dem die alten Kubaner so schön Musik machen, dass man sich wünscht, ihr Land möge noch recht lange in seinem sozialistischen Dornröschenschlaf weiterträumen. (hip) City

C

Chocolat USA 2000, R: Lasse Hallström, D: Juliette Binoche, Johnny Depp

„Eine Außenseiterin stiftet Unfrieden, als sie in einem erzkatholischen französischen Dorf eine Chocolaterie eröffnet. Warmherzigkeit und ein tiefes Verständnis für die Abgründe der menschlichen Seele zeichnen die Filme des Schweden Lasse Hallström seit jeher aus. „Chocolat“ ist ein pittoreskes, zartbitteres Märchen über neu geweckte Sinnenfreuden, die Sehnsüchte beflügeln. Angst und Verbitterung schmelzen bei einer guten Schokolade dahin, heimliche Verehrer fassen Mut und spezielle Pralinés bringen müde Ehemänner wieder erotisch in Schwung. Bisweilen zuckersüß ist diese Geschichte, aber nie klebrig.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, CineStar, Gondel, Passage 1 (BhV), Casablanca (Ol) / auch Originalfassung im CinemaxX

Courts, courts, courts Frankreich 1998/99/2000, R: Bertina Henrichs & Guilaume Bréaud & Myriam Aziza / Originalfassungen mit Untertiteln

Drei französische Kurzfilme zusammen anlässlich des Jugendfilmfestivals „cinéfête“. Eine der Regisseurinnen, Myriam Aziza, wird persönlich ihr Werk vorstellen. Kino 46

D

Digimon – Der Film Japan 2000, R: Mamoru Hosada, Shigeyasu Yamauchi

„Und da sind schon die nächsten knopfäugigen, stupsnasigen Trickhelden fürs Kinderzimmer: Digimons heißen nicht nur so, sie sind auch so ähnlich wie die allseits beliebten Pokémons – nur natürlich gaanz anders!“ (TV-Spielfilm) CineStar

Dracula USA 2000, R: Patrick Lussier, D: Jonny Lee Miller, Christopher Plummer

„Bissfest präsentiert Produzent Wes Craven den runderneuerten Fürsten der Vampire. Mit Maschinenpistolen, die silberne Nägel abfeuern, Kung-Fu-Action wie aus der TV-Serie „Buffy“, attraktiven Akteuren als Appetithappen und dreister Werbung für den Platten-Discounter Virgin Megastore wendet sich Regienovize Lussier unmissverständlich an ein junges Zielpublikum und hält sich im Ansatz und Spannungsaufbau an „Scream“. Frischblut für Dracula? Eher ein Mix aus bekannten Blutgruppen.“ (Cinema) CinemaxX, CineStar, Passage (Del), Passage 1 (BHV)

E

Eine Nacht bei McCool's USA 2000, R: Harald Zwart, D: Liv Tyler, Matt Dillon

„Drei Männer verfallen einer jungen Frau und setzen für sie ihr bisheriges Leben aufs Spiel. Moderne Variation des klassischen „femme fatale“-Themas, in der die Frau vor allem als Projektionsfläche männlicher Fantasien dient, dies aber eiskalt für ihre Zwecke ausnutzt. Mit ironischem Witz inszenierter Film, der das Geschehen einer Nacht in drei Rückblenden erzählt und entsprechend der verschiedenen Wunschvorstellungen der Männer unterschiedliche ästhetische Mittel benützt.“ (filmdienst) CinemaxX

Ein Königreich für ein Lama USA 2000, R: Mark Dinal

„Gewitzte Buddy-Slapstickkomödie um einen zum Lama verzauberten Inka-Herrscher im Trickformat. Statt auf Musikstücke und klassische Erzählstruktur setzt das Disneytrickabenteuer auf einfallsreiche Action und Gags im Schnellfeuerrhythmus. Disney-Veteran Mark Dindal zeichnet für die flotte Inszenierung verantwortlich und flechtet in etlichen ironischen Anspielungen auch Sozialsatire und Medienkritik mit ein.“ (Blickpunkt: Film) CinemaxX, CineStar, Lindenhof (Wildeshausen), Aladin (BHV)

Ein Spezialist Frankreich/Deutschland/Österreich 1998, R: Eyal Sivan

„Aus bislang unveröffentlichtem Videomaterial der Gerichtsverhandlung gegen Adolf Eichmann, der im Dritten Reich die Deportation der Juden organisierte, hat Regisseur Eyal Sivan eine Betrachtung über Verantwortung und die Unfähigkeit zum Ungehorsam montiert. Ein scharfsinniger Essay, der ganz ohne Off-Kommentar auskommt, über einen verbrecherichen Bürokraten, Gehorsam und Gesetzestreue in einem terroristischen Staat.“ (tip) Schauburg

Emil und die Detektive Deutschland 2000, R: Francisca Buch, D: Anja Sommavilla, Kai Wiesinger, Jürgen Vogel, Maria Schrader

„Regisseurin und Drehbuchautorin Franziska Buch versucht, Kästner in die Jetztzeit zu übertragen. Darum ist Emil Tischbein in ihrem Film kein Halbwaise, sondern lebt bei seinem geschiedenen Vater, einem arbeitslosem Ossi. Damit auch Mädchen Spaß an dem Film haben, übernimmt Pony Hütchen als zweite Hauptfigur die Führung der Kinderdetektive. Albern wird der Film spätestens, als Emil Tischbein rappend durch Berlin skatet. Das Resultat ist ein anbiederndes Werk, das zeigt, wie bemüht jugendliche Erwachsene sich die Phantasiewelt der Kinder vorstellen.“ (Der Spiegel) CinemaxX

Erin Brockovich USA 2000, R: Steven Soderbergh, D: Julia Roberts, Albert Finney

„Bei ihren hartnäckigen Recherchen stößt die Angestellte einer kleinen Anwaltskanzlei auf einen riesigen Umweltskandal. Fernab von sauertöpfischen und moralinsauren Botschaften hat Regisseur Steven Soderbergh diese David-gegen-Goliath-Geschichte inszeniert.“ (tip) City

Exit Wounds USA 2001, R: Andrzej Batkowiak, D: Steven Seagal, DMX

„Es geht um Drogen und korrupte Cops, denen unser Held Seagal (ohne Pferdeschwanz) auf die Füße tritt. Das „Romeo Must Die“-Team drehte einen altmodisch anmutenden Actionfilm, bei dem die Handlung fast stört.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, CineStar, Aladin (BHV)

Der Exorzist – Director's Cut USA 1973, R: William Friedkin, D: Linda Blair, Max von Sydow

„Oft kopiert, nie erreicht: Der mit zwei Oscars ausgezeichnete Horrorfilm nach dem Roman von William Peter Blatty gehört zu den Genreklassikern. Jetzt kommt er mit elf zusätzlichen Minuten wieder ins Kino.“ (TV-Spielfilm) City

Das Experiment Deutschland 2001, R: Oliver Hirschbiegel, D: Moritz Bleibtreu, Christian Berkel

„20 Männer nehmen freiwillig an einem wissenschaftlichen Experiment teil, bei dem eine Gefängnissituation simuliert wird, indem einige Probanden als Wärter und der Rest als Häftlinge eingeteilt werden. Schnell läuft das Experiment aus dem Ruder, als die Wärter mit immer härteren Mitteln ihre Autoriät missbrauchen. Das Kinodebüt des TV-Regisseurs Oliver Hirschbiegel ist ein außerordentlich packender Psychothriller, der das Stanford-Experiment der frühen siebziger Jahre aufgreift und aufzeigt, wie schnelle normale Mensche den Weg der Zivilisation verlassen und zu Bestien werden können.“ (Blickpunkt: Film) CinemaxX

F

Der Fall Mona USA 2000, R: Nick Gomez, D: Bette Midler, Danny DeVito, Jamie Lee Curtis

„Kleine White-Trash-Komödie um ein Kaff voller Yugo-Fahrer (jugoslawischer Fiat-Nachbau), in der zahlreiche Hollywood-Promis (darunter Danny DeVito als Dorfpolizist) zeigen, wie herrlich albern sie sein können, wenn's nicht so drauf ankommt.“ (Der Spiegel) CineStar

15 Minuten Ruhm USA 2000, R: John Herzfeld, D: Robert De Niro, Edward Burns

„Medienkritischer Großstadtthriller über zwei Killer, die mörderisch für Reichtum, Ruhm und TV-Quote sorgen wollen. Komisch, dramatisch, romantisch, absurd und satirisch gibt sich der neue Film von John Herzfeld, der wie schon der Vorgänger „Zwei Tage in L.A.“ die unterschiedlichsten Töne miteinander zu harmonisieren versucht. Insgesamt durchaus erfolgreich, auch wenn der medienkritische Aspekt hinter den Unterhaltungsqualitäten des Thrillerplots zurückbleibt.“ (Blickpunkt: Film) CinemaxX

G

Grasgeflüster Großbritannien 2000, R: Nigel Cole, D: Brenda Blethyn, Craig Ferguson

„Marihuana ist grünes Gold. Das denkt sich jedenfalls die verwitwete Orchideenzüchterin Grace. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes muss sie nicht nur erkennen, dass er sie jahrelang betrogen hat – sie steht außerdem noch vor einem riesigen Schuldenberg. Als ihr Gärtner sie bittet, seine drei vertrockneten Cannabispflanzen gesund zu pflegen, weiß Grace die Lösung: Sie schmeißt ihre Orchideen raus, wandelt ihr kleines Treibhaus heimlich in einen Marihuana-Dschungel um und macht sich von Cornwall nach Notting Hill auf, um dort ihre heiße Ware an Gangster zu verkaufen. Die leichte und urkomische Hasch-Komödie startete in England sofort mit großem Erfolg und gewann beim diesjährigen Sundance-Festival den Publikumspreis: Manchmal kommt mit Marihuana sogar der schnelle Ruhm.“ (cinema) City

H

Hals über Kopf USA 2001, R: Mark Waters, D: Monica Potter, Freddie Prince Jr.

„Kunstrestauratorin Amanda ist erfolgreich im Job, jedoch nicht bei Beziehungen mit Männern. Als sie auf der Straße von einem Hund angesprungen wird und in die Augen des Herrchens blickt, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn. Doch auch in ihm scheint sie sich geirrt zu haben. Sie beobachtet ihn bei einem Mord. In der wie klassische Screwball-Komödien und Thriller à la „Das Fenster zum Hof“ angelegten Komödie sollte sich ein vornehmlich jugendliches Publikum bestens unterhalten fühlen.“ (Blickpunkt: Film) CinemaxX, CineStar, Passage (Del), Passage 2 (BhV)

Hannibal USA 2001, R: Ridley Scott, D: Anthony Hopkins, Julianne Moore

„Nach dem „Schweigen der Lämmer“ kommt nun das Grunzen der Schweine. Zu den Überraschungen, mit denen „Hannibal“ aufwartet, die Fortsetzung des Thrillers von 1991, den man nun schon einen Kannibalismus-Klassiker nennen darf, gehört die spektakuläre Demonstration, dass auch Schweinen bei rechter Abrichtung Menschenfleisch schmeckt. Nur das Geräusch tut in den Ohren weh. Autor Harris hat keine Mühen gescheut, um „Hannibal the Cannibal“, den psychopathischen Psychiater, zum Genie zu veredeln. Wer wissen will, warum er so undelikate kannibalistische Neigungen entwickelt hat, bekommt zur Antwort: Weil er als kleiner Junge mit ansehen musste, wie sein geliebtes Schwesterchen gefressen wurde, natürlich von bösen Nazis.“ (Der Spiegel) City

Heidi M. Deutschland 2001, R: Michael Klier, D: Kartin Saß, Dominique Horwitz

„Ein Ostfilm! So werden manche stöhnen und damit das Wiedererwachen von Kartin Saß verpassen. Damit entgeht ihnen nicht nur das Kino-Comeback einer beeindruckenden Schauspielerin, sondern auch eine leise Berlin-Geschichte über eine Frau Ende Vierzig, die sich noch einmal ihren Gefühlen stellt. Im Stil der Defa-Filme kommt „Heidi M.“ daher – realitätsnah, mit langen Einstellungen und eigenem Rhythmus. Leider hat sich das Drehbuch gen Schluss gar eigentümlich verknotet – muss denn immer alles so harmonisch enden?“ (tip) Atlantis

Hilfe, ich bin ein Fisch Dänemark/Deutschland/Irland 2000, R: Michael Hegner, Stefan Fjeldmark

„Ein Zaubertrank verwandelt Fly, Stella und Cuck in einen Fliegenfisch, einen Seestern und eine Qualle. Wenn sie nicht in 48 Stunden ein Gegenmittel finden, bleiben die drei für immer Meeresbewohner! Eine prächtige Mischung aus Zeichentrick und schönen Songs mit dem sicherlich süßesten Seepferdchen der Filmgeschichte: ein rundherum hübscher Filmspaß für Kinder ab sechs Jahre.“ (Cinema) CinemaxX, CineStar, Apollo 2 (BHV)

100 Tage Genosse Soldat UdSSR 1990, R: Hussein Erkenow, D: Oleg Wasilkow, Alexander Tschis

„Hussein Erkenows Spielfilmdebüt erzählt von fünf jungen Männern, die ihren Militärdienst nicht überleben. Als Dokumentarfilm angekündigt, genehmigte die Armeeführung die Filmaufnahmen, und Erkenow gelangen beeindruckende Aufnahmen vom unwürdigen Leben in den Kasernen. Dies ist ein mysteriöser Film, eine gnadenlose psychologische Analyse von Gewaltstrukturen, aber auch ein leiser, erotischer Film, der die Beziehungen der jungen Soldaten untereinander, ihrer Zärtlichkeit und Sexualität nicht ausklammert.“ (taz) Schauburg

I

It's Showtime! USA 2000, R: Spike Lee, D: Damon Wayans, Jada Pinkett-Smith

„Ein schwarzer Drehbuchautor entwickelt für eine amerikanische Fernsehstation eine erfolgreiche moderne Variate der Minstrel-Show, in der Schwarze als tanzende Witzfiguren vorgeführt werden. Spike Lees Satire wirft zunächst diskussionswürdige Fragen zu Übervorsicht und Leichtfertigkeit im Umgang mit belasteten Bildern und Begriffen auf, gleitet aber dann in ein allzu plakatives Melodram ab, das die Differenziertheit des Anfangs der Eindeutigkeit simpler Schuldzuweisungen opfert.“ (filmdienst) Schauburg

J

James Bond – Diamantenfieber Großbritannien 1971, R: Guy Hamilton, D: Sean Connery, Jill St. John

Nach dem Flopp mit George Lazenby als Bond in „Im Geheimdienst seiner Majestät“ ließ sich Connery noch einmal mit einigen Millionen Gage dazu breitschlagen, den Geheimagenten 007 zu geben. Aus heutiger Sicht gesehen, wohl der politisch unkorrekteste Bond, denn die Witze auf Kosten der beiden schwulen Killer, die nicht nur perverse Sadisten, sondern auch potthässlich sind, gehören zu den wenigen wirklich unangenehmen Geschmacklosigkeiten der Serie. (hip) City

Jetzt oder nie Deutschland 2000, R: Lars Büchele, D: Gudrun Okras, Corinna Harfouch

„Drei fidele Omas träumen von einer großen Kreuzfahrt. Mit Ladendiebstählen und schließlich sogar einem Bankeinbruch versuchen sie das Geld dafür aufzutreiben. Leider fehlt dem Film völlig jener selbstironische Sarkasmus, mit dem Clint Eastwood seine Alt-Herren-„Space Cowboys“ Witze über das Rentenalter reißen lässt. Es plätschert so dahin.“ (epd-film) City

K

Kirikou et la sorciére (Kiriku und die Zauberin) Frankreich 1998, R: Michel Ocelot / Originalfassung mit Untertiteln

„Gelungene Umsetzung eines westafrikanischen Märchens in einen Zeichentrickfilm: von den warmen Erdfarben des Dorfes und der Savanne bis zum leuchtenden Grün des Urwaldes.“ (tip) Kino 46

Die Klaus und Erika Mann Story: Escape to Life Deutschland/Großbritannien 2000, R: Wiegand Speck, Andrea Weiss, D: Christoph Eichmann, Maren Kroymann, Cora Frost

Kinder von Übermenschen haben's nicht leicht. Der mächtige Schatten von Dichterfürst Thomas Mann lag ein Leben lang über Erika und Klaus Mann – zwei Bohemiens, untrennbar wie siamesische Zwillinge und doch grundverschieden. Die ältere Erika ist die Unbeugsame. Sie macht aus dem Exil lautes politisches Kabarett gegen Hitler. Klaus, der sensible Literat, findet dagegen keine Heimat in der Fremde. Viel Stoff für einen Film, der in spannender Mischung aus Archivmaterial, Interviews und Szenen, die das künstlerische Schaffen dokumentieren, einiges im Dunklen lassen muss – etwa Klaus' Homosexualität oder sein Suizid. Trotzdem ist „Escape to Life“ ein eindrucksvolles Dokument über zwei noch eindrucksvollere Künstlerleben.“ (Cinema) Cinema

Der König tanzt Frankreich/Deutschland/Belgien 2000, R: Gérard Corbiau, D: Benoit Magimel, Boris Terral

„Vermutlch wurde Benoit Magimel für die Rolle des Louis XIV. nicht ausgewählt, weil er ein Grübchen wie Kirk Douglas hat. Nein, Magimel tanzt einfach wie ein Gott – in Gérard Corbiaus „Le Roi Danse“ sogar wie ein Sonnengott. Und wenn er in Gold lackiert bacchiantische Spiele aufführt, sieht er leckerer aus als die Akrobaten im Zirkus Sarasani. Leider macht das zunehmende Alter dem Tänzer im König zu schaffen, der doch einen Staat schaffen wollte, in dessen ästhetischer Ordnung sich die gesellschaftliche spiegeln sollte. Absolutismus goes Pop: Zu den rauschhaften Melodien des Komponisten Lully (Boris Terral, der Kastrat aus Corbiaus „Farinelli“) hat der Regisseur einen barocken Kostümfilm gezaubert, der sich zur Frage nach Körper und Macht verhält wie Klaus zu Theweleit. Eine schöne Polung, ach was – Paarung.“ (taz) Schauburg

L

Lang lebe Ned Devine Großbritannien 1998, R: Kirk Jones, D: Ian Bannen, David Kelly

„Dieser Film über einen Lottogewinner, der stirbt, wonach ein ganzes Dorf ihn für den Prüfer der Lottogesellschaft wieder auferstehen lässt, macht wieder bewusst, wie schön und herzerfrischend Kino sein kann.“ (TV-Spielfilm) City

La vie est un long fleuve tranquille (Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss) Frankreich 1998, R: Etienne Chatiliez, D: Benoît Magimel, Danile Gélin

„Marice ist in einer verrückten proletarischen Familie aufgewachsen. Als sich jedoch herausstellt, dass er bei Geburt vertauscht worden war, ändert sich für ihn alles. Für eine Ablösesumme von 20.000 Franc holt ihn sein leiblicher Vater in die großbürgerliche Familie zurück. Respektlos karrikiert Chatiliez die Arroganz und Borniertheit der reichen französischen Oberschicht, verklärt aber auch die Proletarier nicht zu Helden.“ (Der Spiegel) Kino 46

Le Bossu (Duell der Degen) Frankreich 1997, R: Philippe de Broca, D: Daniel Auteuil Fabrice Luchini / Originalfassung mit Untertiteln

„Eigentlich sollte Lagardére den Herzog umbringen. Stattdessen wird er sein Leibwächter. Trotzdem bringt ein Erbschleicher den reichen Herzog um. Lagardére schwört blutige Rache. Dieser Mantel- und Degenschinken ist einer der erfogreichsten Filme der letzten Jahre in Frankreich.“ (Cinema) Kino 46

Le hiutiéme jour (Am achten Tag) Frankreich 1996, R: Jaco von Domael, D: Daniel Auteuil, Pascal Duquenne / Originalfassung mit Untertiteln

„Dies ist eine kitschige flämische Version von „Rain Man“. Auteuil, ein Banker, dessen Besessenheit von seiner Arbeit seine Ehe zerstörte, findet sich zuerst nur widerwillig dabei, wie er mit Duquenne (einem Belgier, der am Down-Syndrom leidet), im Auto durch Belgien und Holland fährt. Durch dessen Unschuld wird sein Leben verändert.“ (The Observer) Kino 46

Die Legende von Bagger Vance USA 2000, R: Robert Redford, D: Matt Damon, Will Smith

„Es war einmal ein großartiger Nachwuchsgolfer, der wohl dem Alkohol verfallen wäre, wenn da nicht eines Tages ein geheimnissvoller schwarzer Caddy aufgetaucht wäre. So aber wird in Robert Redfords erbaulicher Lebenshilfefabel alles gut.“ (Der Spiegel) City

Le hussard sur le toit (Der Husar auf dem Dach) Frankreich 1995, R: Jean-Paul Rappeneau, D: Olivier Martinez, Juliette Binoche / Originalfassung mit Untertiteln

„Rappenau mischt Kostümfilm, Abenteuerromanze, Landschaftsmalerei, Kunstgewerbe. Herausgekommen ist eine pseudohistorische Filmerzählung voll falscher Authentizität, die wie eine Nachahmung von etwas wirkt, das es nie gegeben hat.“ (epd-film) Kino 46

Le vie rêvée des anges (Liebe das Leben) Frankreich 1998, R: Erik Zonca, D: Elodie Bouchez, Natacha Régnier / Originalfassung mit Untertiteln

"Der erste Langspielfilm von Erik Zonca steht in der Tradition des sozial engagierten französischen Kinos, indem er den Lebenswahrheiten und -träumen arbeitsloser Jugendlicher von heute auf den Grund geht. Dass Milieustudie und Filmpoesie kein Widerspruch sind, dafür treten die Gesichter der Hauptdarstellerinnen von der ersten Minute an den Beweis an.“ (Neue Züricher Zeitung) Kino 46

M

Mädchen, Mädchen Deutschland 2001, R: Dennis Gansel, D: Diana Amft, Felicitas Wolf

„Drei 18-jährige Gymnasiastinnen träumen trotz teilweise ausgiebiger Sexerfahrungen immer noch von ihrem ersten Orgasmus. Während die Eine dank ihres Fahradsattels, die Zweite per Internet-Chat zum Höhepunkt kommen, wählt die Dritte den altmodischen Weg einer von Missverständnissen geprägten Beziehung. Inszeniert im einfallsarmen Stil einer Vorabend-Fernsehserie, kümmert sich der Film nie wirklich um die „Nöte“ seiner Protagonistinnen, sondern liefert lediglich Unterhaltung auf unterstem Zoten-Niveau.“ (filmdienst) CineStar, CinemaxX, Solitaire (Westerstede)

Matrix USA 1999, R: Andy & Lary Wachowski, D: Keanu Reeves, Laurence Fishburne

„Die Story bedient sich bei den Mythen der Filmgeschichte plündert „Alien“ genauso wie „Strange Days“: Die Welt wird von Maschinen beherrscht, die die ahnungslosen Menschen in einer gewaltigen Computersimulation gefangenhalten. Nur eine Rebellenschar um den Anführer Morpheus kämpft gegen die Versklavung.“ (Der Spiegel) City

Malena Italien 2000, R: Guiseppe Tornatore. D: Moca Belluci,Guiseppe Belluci

„Der Zauber, den die Kriegswitwe Malena in Tornatores sehr nostalgisch-melodramatischem Heimatfilm auf die Männerwelt ausübt, gleicht dem einer mythischen Circe, bringt ihr aber alles an Unglück, was eine Frau als pures Lustobjekt auf der Leinwand erleiden kann.“ (Der Spiegel) City

Meine Braut, ihr Vater und ich USA 2000, R: Jay Roach, D: Ben Stiller, Robert de Niro

„Ein Film übers Kennenlernen, über Missverständnise und über die Erkenntnis, dass man manchmal einfach den Mund halten sollte. Die Geschichte einer Bewährung, eine definitive Komödie über Schwiegereltern – und nebenbei der lustigste Film des letzten Jahres.“ (Der Spiegel) City

Men of Honor USA 2000, R: George Tillman Jr., D: Robert De Niro, Cuba Gooding Jr.

„Die wahre Geschichte des einbeinigen, farbigen US-Navytauchers Carl Brashear ertrinkt von Beginn an in Pathos und Kitsch. So sehr, das einem die Darsteller manchmal fast Leid tun können.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, CineStar, Apollo 2 (BhV), Passage (Ol)

Miss Undercover USA 2000, R: Donald Petrie, D: Sandra Bullock, Michael Caine

„Eine äußerlich eher unscheinbare FBI-Agentin wid als Teilnehmerin in eine amerikanische Miss-Wahl eingeschleust, die ein Terrorist zum Ziel seines nächsten Bombenattentats auserkoren haht. Mischung aus Komödie und Kriminalfilm, die vor allem dank der gut aufgelegten Hauptdarstellerin unterhält, auch wenn der Film nur wenig orginäre komische Szenen bietet, und sich weitgehend auf das altbekannte Thema vom „hässlichen Entlein“ sowie die Struktur von Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ bezieht.“ (filmdienst) CinemaxX, CineStar, Solitaire (Westerstede), Passage 1 (BHV)

Die Mumie kehrt zurück USA 2001, R: Stephen Sommers, D: Brendan Fraser, Rachel Weisz

„Die im Britischen Museum aufbewahrte Mumie eines ägyptischen Hohenpriesters wird wieder erweckt, um einen 6000 Jahre alten ägyptischen Krieger, halb Mensch, halb Skorpion, zu besiegen, der die Welt bedroht. Als das Kind eines Forscher-Ehepaares entführt wird, weil es im Besitz eines magischen „Wegweisers“ ist, kommt es zu haarsträubenden Abenteuern. Fortsetzung des Erfolgsfilms „Die Mumie“, dramaturgisch im Stil eines B-Movies, technisch auf dem neuesten Stand computeranimierter Effekte. Eine temporeiche filmische Geisterbahnfahrt, aussschließlich an durchaus attraktiv dargebotener äußerer Rasanz interessiert.“ (filmdienst) Preview im CinemaxX & CineStar, Aladin (BHV), Lichtspielhaus (Del)

O

O Brother, where art thou USA 2000, R: Joel Coen, D: George Clooney, John Turturro, Tim Blake Nelson

„Drei entsprungene weiße Kettensträflinge durchleben im Mississippi der Depressionszeit eine vage an Homer orientierte Odyssee, treffen auf verführerische Sirenen, einen zyklopischen Bibelvertreter und einen Kühe tötenden Gangster. Nebenbei steigen die Helden auf der Flucht zu Popstars auf. Die Coen-Brüder entwerfen in ihrem Roadmovie entlang den historischen Linien Hollywoods eine artifizielle, bildgewaltige Groteske, die ihr Raffinement hinter der unbändigen Lust am Albernen, am trivialen, kulturgeschichtlichen Kalauer verbirgt.“ (tip) City

Oliver und Olivia - Zwei freche Spatzen Dänemark 1991, R: Jannik Hastrup

„Das Leben der beiden Spatzenkinder könnte so friedlich sein, wäre da nicht Raubvogel Fagin. Der garstige Krawallmacher hält die Waldbewohner kräftig auf Trapp. Niedliches Trickfilmabenteuer für Kinder jeden Alters.“ (Cinema) Schauburg

Onegin Großbritannien 1998, R: Martha Fiennes, D: Ralph Fiennes, Liv Taylor

„Den hoch romantischen Puschkin-Helden zu spielen, war ein so inniger Wunsch von Ralph Fiennes, dass er die Sache als Produzent selber ins Rollen brachte. Die Regisseurin Martha Fiennes, Schwester des Stars, zeigt Gespür für die visuellen Reize von Landschaft und Interieurs. Wer gedacht hatte, diese Art von sattem Augenweiden-Kostümfilm sei passé, kann hier nur staunen,.“ (Der Spiegel) Gondel

P

Palermo flüstert Deutschland 2001, R: Wolf Gaudlitz

„Glaubt man dem Kino, ist Sizilien weniger ein geografischer Ort als Projektionsfläche für Fantasien – wie zuletzt die pubertären Täumereien von Giuseppe Tornatores „Der Zauber von Malena“. Für den deutschen Filmemacher Wolf Gaudlitz wird Palermo zum steinernen Symbol mafiöser Verstrickungen. Er erzählt die Geschichte der Stadt aus der Sicht von Mimmo, der als Junge einen Mafiamord beobachtete und in die Berge verbannt wurde. Nun kehrt er nach Palermo zurück, wandert durch die Straßen, hält Zwiesprache mit lebenden und toten Freunden. Wie in seiner Film-Collage „Taxi Lisboa“ verbindet Gaudlitz ein Stadt-Portrait mit fragmentarischen Lebensläufen und philosophischen Exkursen über Tod und Verbannung – ein Puzzle, das sich erst im Kopf des Betrachters zu einem Ganzen fügt.“ (Cinema) Cinema

Die Polizistin Deutschland 2000, R: Andreas Dresen, D: Gabriela Maria Schmeide, Axel Prahl

„Sie solle sich eine dickere Haut zulegen, raten ihr die Kollegen auf dem Rostocker Revier. Doch die Berufsanfängerin Anne kann es auf Streife und nach Dienstschluss nicht lassen, denjenigen zu helfen, die sie eigentlich nur verwalten und ruhig stellen soll. Ein Junge, der von der saufenden Mutter zum Klauen geschickt wird, wächst ihr ans Herz, und wie es das Drehbuch will, verguckt sie sich ausgerechnet in dessen kleinkriminellen Vater, der sich nicht um das Kerlchen kümmert. Die Gechichte bettet Regisseur Andreas Dresen (“Nachtgestalten“) ein in dokumentarisch getünchtes Erzählen vom Alltag auf Streife, von raubatzigen Kollegen, Suff und Krach im Plattenbau und den privaten Sehnsüchten der alleinstehenden jungen Frau. Als Fernsehfilm wurde „Die Polizistin“ hoch gelobt und mit dem Adolf-Grimme-Preis bedacht. Jetzt darf das feinfühlige Werk endlich beweisen, dass es sich mit den besseren deutschen Kinoarbeiten messen kann.“ (Der Spiegel) Preview in der Schauburg

Prinzessin Mononoke Japan 10997, R: Miyazaki Hayao

„In dieser im Japan des 14. Jahrhunderts angesiedelten Trickfilmfabel gibt es allerlei Charaktere und Fronten. Da kämpft etwa die von Wölfen aufgezogene Mononoke gegen eine Stadt, die gierig Eisenerz fördert. Mit einer clever verwinkelten und episch inszenierten Handlung ist der Film in seiner Botschaft äußerst vielschichtig. Und entpuppt sich dank Understatement und scharfkantiger Figurenzeichnung als eine moderne Auseinandersetzung mit der Koexistenz von Mensch und Natur.“ (Zoom) CinemaxX

Die purpurnen Flüsse Frankreich 2000, R: Mathieu Kassovitz, D: Jean Reno, Vincent Cassel

„Als sich in einer abgeschiedenen Alpenuniversität mehrere grässliche Morde ereignen, wird der berühmte Kommissar Niémans auf den Plan gerufen. Der unkonventionelle Polizist kann gemeinsam mit einem jüngeren Kollegen und einer ebenso schönen wie geheimnisvollen Bergführerin eine kolossale Verschwörung aufdecken, die auf die Züchtung einer neuen elitären Menschenrasse abzielt. Aufwändig inszenierter Trashfilm, der sich um einen Subtext bemüht, dabei aber immer wieder an die eigenen Grenzen stößt. Wer die grobschlächtigen Konstruktionsmuster von Comics mag, wird allerdings auf seine Kosten kommen.“ (tip) CinemaxX, CineStar

R

Ratcatcher Großbritannien 1999, R: Lynne Ramsay, D: William Eadie, Tommy Flanagan /Originalfasung mit Untertiteln

„Der traurige, schmalbrüstige James könnte ein Bruder jenes Billy sein, der vor kurzem über die Leinwände tanzte, oder auch ein Neffe jenes Frank, der in „Die Asche meiner Mutter“ aus der Armut nach Amerika flieht. Doch anders als für diese Nachwuchshelden gibt es für James keinen Ausweg aus dem Elend der angelsächsischen Unterschicht; den Slums von Glasgow, in denen die Müllabfuhr streikt und die Ratten sich tummeln, entkommt der Junge höchstens in seinen Tagträumen. Das bei meheren Festivals ausgezeichnete Debüt der schottischen Filmemacherin Lynne Ramsay hält wenig Trost parat, dafür Bilder, die leise und eindrücklich davon erzählen, wie jede Kindheit, auch die erbärmlichste, an der Grenze zwischen Innenwelt und Außenwelt, Unschuld und Erfahrung gelebt wird.“ (Der Spiegel) Kino 46

Rushmore USA 1998, R: Wes Andeeson, D: Jason Schwarzman, Bill Murray

„Ein High-School-Klamauk von der alleramerikanischsten Sorte, doch diesmal trumpft ein halbwüchsiger Streber auf. Sein herausragendes Talent ist das zur Schaumschlägerei und Hochstapelei. Die jungen Filmemacher beweisen beträchtliche Lust am Chaos, und die Hauptrolle absolviert der Neuling Jason Scharzman mit einem Pokerface, das dem Schwank eine verschmitzte Hinterhältigkeit gibt.“ (Der Spiegel) City

S

Der Schneider von Panama USA 2001, R: John Boorman, D: Geoffrey Rush, Pierce Brosnan

Seit die Berliner Mauer nicht mehr steht, ist der Agententhriller ein sterbendes Genre. Konsequent hat John le Carré („Der Spion, der aus der Kälte kam“) einen Neo-Agentenroman geschrieben, in dem sozusagen ein Spion in die Wärme strafversetzt wird. Osnard heißt dieser skrupellose, lüsterne und gierige Angestellte des britischen Geheimdienstes, der sich in Europa so daneben benommen hat, dass er nach Panama verbannt wurde. Von hier soll er möglichst schnell möglichst dramatische Neuigkeiten nach London senden, und dazu setzt er den Herrenschneider Harry Pendel unter Druck, der in dem kleinen Staat jeden kennt. Dieser entpuppt sich als begnadeter Aufschneider: ein Münchhausen, der mit den tragischen Konsequenzen seiner Lügengeschichten konfrontiert wird. John Boormans raffiniertester Trick bei dieser kongenialen Adaption war es, die Rolle des Osnard mit dem James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan zu besetzten, denn so schwingen in dieser Filmfigur all die Assoziationen an den unbesiegbaren Geheimagenten mit, von dem Osnard die Kehrseite verkörpert. Und Brosnan bereitete es offensichtlich ein diebisches Vergnügen, in dieser Rolle sein eigenes Bond-Image zu demontieren. (hip) CinemaxX, Wall-Kino (Ol)

Das Schweigen der Lämmer USA 1990, R: Jonathan Demme, D: Anthony Hopkins, Jodie Foster

Wiederaufführung nach dem Erfolg von „Hannibal“. „Anthony Hopkins spielt die Rolle seines Lebens, das absolut Böse. Was Demme zeigt, ist der Stoff, aus dem hunderte Boulevardzeitungen tagtäglich leben, verfeinert mit Intelligenz und souveräner Beherrschung der Mittel. Ein faszinierender Film, eine neue Vision des Horrors.“ (Frankfurter Rundschau) Filmstudio, CineStar

Snatch – Schweine und Diamanten Großbritannien 2000, R: Guy Ritchie, D: Jason Statham, Brad Pitt

„Wie schon bei seinem Achtungserfolg „Bube, Dame, König, Gras“, taucht Filmemacher Guy Ritchie auch in dieser Krimi-Groteske wieder tief ein in die Londoner Unterwelt. Rivalisierende Gangster aller Brutalitäts- und Einkommensklassen sind hinter einem gestohlenen Diamanten her. Sie traktieren sich mit Kampfhunden, gelegentlich auch mit bloßen Fäusten (Brad Pitt spielt einen boxenden Zigeuner), die Verlierer in diesem blutigen Spiel enden als Schweinefutter. Ritchie jedoch wirft lässig falsche Perlen vor die Säue: auch seine ebenso rasante wie selbstgefällige Regie täuscht nicht darüber hinweg, dass ihm als Drehbuchautor nur eine schwache Kopie seines vorherigen Films gelungen ist.“ (Der Spiegel) Schauburg, Wall-Kin (Ol)

Spot USA 2000, R: John Whitesell, D: Paul Sorvino, David Arquette

„Dass FBI Agent Nr. 11 ihn fast seiner Männlichkeit beraubt hat, bringt den Mafioso Sonny mächtig in Rage. Kurzerhand setzt er den verhassten Gegner auf die Todesliste: zwei seiner Killer bemühen sich, Nr.11 ins Jenseits zu befördern. Was ihnen schwer fällt, weil dies der erste Hund ist, dem sie ans Leben sollen. Und den Instinkten des Vierbeiners scheint ohnehin kaum jemand Paroli bieten zu können. Filmer John Whitesell nutzt jede Gelegenheit, um die Zweibeiner zu Idioten zu machen. Zudem verquickt er seine zutieftst vulgären Slapstick-Streiche so mit modischen Ekel-Eskapaden, dass einer ganz schön abgebrüht sein muss, um diesen Film für die ganze Familie weiterempfehlen zu können.“ (Zitty) CineStar, Passage (Del)

Step Across the Border Schweiz 1989, R: Nicolas Humbert & Werner Penzel

Dieser Film sieht genauso musikalisch, originell und rhythmisch aus wie er klingt. Die beiden Regisseure haben bei ihrem Portrait des Avantgarde-Gitarristen Fred Frith mit der Kamera genauso improvisiert wie die Musiker mit ihren Instrumenten. Als hellwache und neugierige Mit-Reisende, Gesprächspartner und Beobachter haben sie Frith bei seinen verschiedenen Projekten in Japan, Europa und New York begleitet und statt langer Jazzsoli, jubelnder Zuschermassen oder gelehrter Erklärungen viele kurze, sehr prägnante und überraschend komische Momente in Frith' Musik und Leben zusammengeschnitten. (hip) Kino 46

T

Thirteen Days USA 2000, Roger Donaldson, D: Kevin Coster, Brice Greenwood

„Die 13 Tage im Oktober 1962 gingen als „Kuba Krise“ in die Geschichtsbücher ein. Brillant fotografierte Bilder, perfekte Ausstattung und eine geschmeidige Verdichtung der historischen Ereignisse aus US-Sicht, die Abiturienten mit Leistungskurs Geschichte oder Politik nicht verpassen sollten.“ (Cinema) City, Passage 2 (BHV)

Tiger & Dragon USA/Hongkong 2000, R: Ang Lee, D: Chow Yub Fat, Michelle Yeoh

Ang Lee inzeniert hier einen Martial-Arts-Film, also ein vermeintliches B-movie mit dem gleichen Feinsinn wie seine Erfolgsfilme wie “Sinn und Sinnlichkeit“ und „Der Eissturm“, und durch die komplexe Zeichnung gerade der weiblichen Figuren ist „Tiger & Dragon“ solch ein paradoxes Phänomen wie ein Actionfilm (auch) für Frauen geworden. Mit einer bewundernswerten Finesse schiebt Lee seinem Publikum, das in seinen Erwartungen ob eines Actionfilms nicht enttäuscht wird, hier zwei Liebesgeschichten unter, die so lebensnah und berührend in kleinen Gesten, Blicken und Berührungen erzählt wird, wie man es im Actionkino wohl noch nie gesehen hat. Und auch die Kampfszenen sind eher poetisch als blutig und erinnern am ehesten noch an die schwebenden Tänzereien von Fred Astaire. In diesen „Pas de deux“ mit Schwertern scheinen die Naturgesetze aufgehoben zu sein, und die Paare schweben über Dächer oder einen Bambuswald. Egal, ob Sie im Kino lieber Jane Austen oder Jackie Chan sehen – dies könnte ein Film nach ihrem Geschmack sein, denn er bietet „Zen & Sensibility“. (hip) Atlantis

Traffic USA 2000, R: Steven Soderbergh, D: Michael Douglas, Benicio del Toro

Die Grundidee und Struktur von „Traffic“ kommt von einer britischen Fernsehserie, in der vom Drogenschmuggel zwischen England und Pakistan erzählt wurde. Soderbergh verpflanzte alles in die USA und nach Mexico und machte daraus ein breites, spannendes und intensives Geflecht aus Beziehungen, Geschichten und Schicksalen, in dem die Drogen nicht verteufelt und auch keine simplen Lösungen propagiert werden. Statt dessen hat er genau hingesehen, offensichtlich sehr viel recherchiert und dann Situationen und Bilder gefunden, die das Dilemma präzise, bewegend und dazu auch noch filmisch originell illustrieren. Der schnelle Schnitt und die nervöse Handkamera geben „Traffic“ einen quasi dokumentarischen und sehr authentisch wirkenden Stil. Und Soderbergh hält eine feine Balance zwischen Verstand und Gefühl: Einerseits bietet sein Film einen detailreichen und genau durchdachten Einblick in die Mechanismen des Drogenhandels, wie ihn ein dickes Sachbuch kaum besser liefern könnte. Anderseits zeigt er in packenden und wahrhaftig wirkenden Bildern, welchen Preis die einzelnen Menschen zahlen müssen. (hip) Schauburg, CinemaxX, CineStar, Casabanca (Ol), Passage (Del), Lindenhof (Wil), Solitaire (Wes)

U

Unbreakable USA 2000, R: M. Night Shyamalan, D: Bruce Willis, Samuel L. Jackson

„Spannende Mischung aus Horror- und Psychothriller-Elementen, die auf die üblichen Inszenierungsmittel der Hollywood-Genres verzichtet und in langen Einstellungen und düsteren Bildern vom inneren Kampf der Hauptfigur erzählt, der sowohl psychologische als auch spirituelle Dimensionen beinhaltet.“ (filmdienst) City (auch OF)

Un indien dans la ville (Ein Indianer in Paris) Frankreich 1994, R: Hervé Palud, D: Thierry Lhermitte, Patrick Timsir / Originalfassung mit Untertiteln

Ein gestresster Pariser Börsenmakler lernt nach 13 Jahren seinen mit seiner Mutter bei Amazonas-Indianern lebenden Sohn kennen und nimmt ihn mit nach Frankreich. Ein konventionell inszenierter „Sommerspaß“, der die Konfrontation zwischen Naturkind und Zivilisationskrankheiten für eine Reihe netter Gags nutzt.“ (filmdienst) Kino 46

V

Valentine – Schrei' wenn Du kannst USA 2000, R: Jamie Blanks, D: Denise Bereanaz, Kurt Heigl

„Schrei, wenn Du kannst? Es gibt angesichts dieser überflüssigen Slasher-Chose mehererr Gründe zu schreien. Einmal um sich wach zu halten. Zum Zweiten, um den lahmarschigen Killer aufzufordern, mal ein bischen hinnezumachen mit dem Hinmachen. Seine Opfer sind so blutleer, dass die Möglichkeit, die verfolgten Schminkmonster könnten das Attentat überstehen, den Zuschauern eine Heidenangst einjagen kann.“ (tip) CinemaxX, Solitaire (Wes)

W

Warum starb Nirmala Ataie? Bremen 1993, R: Inge Buck, Barbara Debus, Konstanze Radziwill

„Der Dokumentarfilm der Bremerinnen Barbara Debus (vormals taz-Redakteurin), Inge Buck und Konstanze Radziwill über den gewaltsamen Tod einer 22-jährigen Nepalesin, die von ihrem Ehemann im Bürgerpark niedergestochen wurde. Nachdem die Polizei die Ermittlungen bereits eingestellt hatte, griffen die drei Frauen den komplizierten Fall nochmal auf.“ (taz) Kino 46

Wedding Planner USA 2000, R: Adam Shankman, Jennifer Lopez, Matthew McConaughey

„Die von den Männer enttäuschte Arrangeurin perfekter Hochzeitszeremonien verliebt sich ausgerechnet in ihren nächsten Kunden und muss sich zwischen Karriere und Liebe entscheiden. Missglückter Versuch einer modernen Screwball-Comedy, die wenig erzählerische Überzeugungsarbeit leistet und in der Hoffnung, ihre dürftige Geschichte zu überdecken, Äußerlichkeiten in den Vordergrund schiebt.“ (filmdienst) CinemaxX, CineStar, Wall (Ol), Lichtspielhaus (Del), Apollo 1 (BHV)

Z

!Zusammen! Schweden 2000, R: Lukas Moodyson, D: Lisa Lindgren, Michael Nyquist

„Der Alltag in einer schwedischen Kommune am Stadtrand von Stockholm in den 70er Jahren. Der Film nimmt die Perspektive von drei Neuankömmlingen ein, einer Frau mit ihren zwei Kindern, die mit einer ihnen zunächst fremden Welt- und Lebensauffassung konfrontiert werden. Ein sensibel inszenierter Film, der besonders in der Gestaltung der Kinderrollen überzeugt und als sanft-raffinierte Komödie unterhält. Dabei gibt der Film nicht vor, die vielfältigen politischen und menschlichen Probleme seiner Protagonisten lösen zu können, sondern begnügt sich mit einer sehr menschliche unaufdringlichen Annäherung.“ (filmdienst) Cinema, Filmstudio, Casablanca (Ol), Apollo (WHV)