Der Wunschgegner

Gerhard Bökel soll die hessische SPD in den Wahlkampf führen. Darüber freut sich vor allem die CDU

von KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

„Bökel wird nicht Ministerpräsident.“ Da ist sich der Sprecher der hessischen CDU/FDP-Regierung von Ministerpräsident Roland Koch, Dirk Metz, „ganz sicher“. Die Union freue sich auf den Wahlkampf 2003 mit dem designierten SPD-Spitzenkandidaten Gerhard Bökel, sagte Metz schon im Januar der taz. Denn Bökel sei „der geborene Loser“.

Der amtierende Vize der SPD-Landtagsfraktion muss allerdings zunächst einmal zum hessischen Parteichef gewählt werden, um überhaupt Kandidat werden zu können – um dann gegen Koch verlieren zu dürfen. Den Weg dazu will Bundesfinanzminister Hans Eichel jetzt frei machen. Er kündigte seinen Rücktritt vom Amt des Landesvorsitzenden an. Ein Schritt, der ihm sicher nicht leicht gefallen ist. Denn der „brave Hans“ Eichel wäre schon 1999 lieber wieder Ministerpräsident geworden, statt nach der überraschenden Wahlniederlage gegen Koch – nur Tage später – Finanzminister im Kabinett Schröder zu werden.

Doch als Bundesfinanzminister wieder Ministerpräsident werden wollen? Kein Thema. Eichel muss ohnehin fest an den Sieg von Rot-Grün bei der Bundestagswahl 2002 glauben – und darf deshalb noch nicht einmal mehr mit einem Auge auf das Amt des Ministerpräsidenten in Wiesbaden schielen. Und weil der Kandidat der SPD dafür immer auch der Vorsitzende der Landespartei war, stellte Eichel jetzt auch dieses Amt zur Verfügung: für Bökel – und aus Mangel an Alternativen. Auf dem Landesparteitag der Sozialdemokraten im Juni soll der ehemalige Innenminister des Landes zum Parteivorsitzenden gewählt und danach zum Kandidaten gekürt werden.

Eine Kampfabstimmung wird es wohl nicht geben, auch wenn sich viele Genossen schwer tun mit dem ehrgeizigen Bökel. Denn der Wunschkandidat nicht nur von Bundeskanzler Gerhard Schröder, Gerhard Grandke, warf schon vorher das Handtuch. Der amtierende Oberbürgermeister von Offenbach verweigerte sich dem Ruf an die Spitze der Partei, weil die sich – zusammen mit der Landtagsfraktion – für den Ausbau des Frankfurter Flughafens ausgesprochen hat. Und der passionierte Ausbaugegner Grandke wollte in keine Glaubwürdigkeitsfalle stolpern.

Jetzt also Bökel. Der gelernte Jurist mit rhetorischen Schwächen tourt seit Wochen durch die Kreisverbände und buhlt dort um Anerkennung. Vielleicht „wächst“ Bökel ja noch – im neuen Amt. Die Grünen sind skeptisch. Und die Maulhelden von der Union glauben die Wahl 2003 schon gewonnen zu haben.