■ UrDrüs wahre Kolumne
: Marktfähige Not

Ich will ja nun wirklich niemanden beunruhigen, aber der völlig an den Haaren herbeigezogene Eifer, mit dem der aus Berlin weggelobte Staatsrat Kuno Böse und sein urbremischer Parteifreund Rolf Herderhorst für den finalen Todesschuss auf Befehl und notfalls auch gegen den Willen des zur Ausführung bestimmten Polizisten drängen, lässt ja fast auf den Gedanken kommen, dass diese Unionschristen schon das eine oder andere Ziel ins Auge genommen haben. Geht es da nun um Erbsachen? Politische Gegner , innerparteiliche Diskussion oder Liebe, Lust und Leidenschaft? Letzteres halte ich allerdings nach kuzem Seitenblick auf die Protagonisten für sehr sehr unwahrscheinlich.

Apropos Leidenschaft: Zumindest ein Polizist scheint solche hie und da wecken zu können, wird doch im Kleinanzeigenteil des Weserkurier nach ihm mit diesem Inserat gefahndet: „Werder/Wolfsburg, Weserstadion, 21.4.2001. Hallo Klaus (Polizist), war völlig perplex, Dich nach so vielen Jahren unerwartet wieder zu sehen. Würde mich über ein Treffen freuen!“ Klaus, bitte melden, unter V 748-99. Und nix zu danken...

Am häuslichen Frühstückstisch buchstabiert mein Erstklässler die Beschriftung seiner Cornflakes-Packung. Dass diese Kost Vitamine enthalten soll, nimmt er einigermaßen widerspruchslos hin, bei dem Hinweis auf das „Eisen“ in den Frühstücks-Cerealien aber protestiert er: „Das wäre doch viel zu hart. Und man kann nach dem Essen am Magneten hängen bleiben.“ Nun sitzt man als Vater blöde da, kommt in Erklärungsnotstand, nur weil irgend so einem Werbefuzzi nichts besseres einfiel als mit seinem angelesenen oder wohl eher vorgekauten Halbwissen zu prunken. „Ich nehme den Publikumsjoker, Herr Jauch!“

Muttertag steht vor der Tür - und in der volkstümlichen Waller Disse „AlTaSo“ (Alle Tage Sonntag) in der Auguststraße gibt es dann wieder Frühschoppen mit „Kaffee und Kuchen gratis für weibliche Gäste ab 15 Uhr“. Mein Ausflugstipp für alle Leserinnen!

Der Wirtschaftsteil der anderen Bremer Tageszeitung schlagzeilte am vergangenen Samstag anlässlich der angeblich ersten Unternehmer-Demo gegen ein neues Betriebsverfassungsgesetz am kommenden Donnerstag zu Füßen des daran völlig unschuldigen Bremer Roland Chefs tragen ihre Nöte zu Markte“. Ja wissen die Vertreter dieser Mischpoke denn nicht, dass „Nöte“ marktwirtschaftlich völlig irrelevant sind? Die schönsten Hungersnöte dieser Welt, sie signalisieren vielleicht einen Bedarf, aber noch lange

keinen Markt! Über Einzelheiten informieren Sie sich bitte bei den Diätköchen der Weltbank...

Nachdem das Bundesverfassungsgericht die Würde des Antifaschisten Wilhelm Kaisen durch die rotzfreche Behauptung der neonazistischen DVU nicht verletzt sieht, er würde heute diese Partei wählen, darf man diese Gralshüter der Verfassung wohl kaum noch als Kombattanten gegen das Gesindel in Anspruch nehmen. Freunde der Gartenheimer und Kaisenhaus-Bewohner wissen jetzt einmal mehr, dass ein richtiges Leben nur gegen die normative Kraft des Staatlichen zu haben ist.

Auf dem Flohmarkt beim Waller Stadtteilfest will mir am letzten Samstag eine Zehnjährige den Gameboy ihres großen Bruders verkaufen, kann aber dessen Funktionstüchtigkeit mangels Batterie nicht nachweisen. Bekräftigt aber ihre einschlägige Beteuerung mit den Worten: „Ich sag die Wahrheit/werde nicht rot/wenn ich lüge/geh ich tot“ . Darauf wollte ich es nun doch nicht ankommen lassen...

In meinem Lieblingsfreibad wird morgen die Saison eröffnet. Allerbestes Sonnenwetter wünscht sich und Dir schon mal

Ulrich
„Freischwimmer“ Reineking