Himalaya-Verjüngungskur für gut Betuchte

In der Mittagspause zum inneren Gleichgewicht finden? Die Betreiber des „Aveda“-Zentrums halten das für möglich. In ihrem „Day Spa“ können Geschäftsfrauen und Manager mit Burn-out-Syndrom neben klassischer Schönheitspflege auch eine ayurvedische Körperbehandlung erhalten

Marica Dachselt kennt ziemlich viele Anwendungsgebiete für ätherische Öle: Mal bekommt der Familienhund eine Ladung ab, gegen Zecken und Mücken, mal die Kinder, auch gegen Zecken und Mücken, und mal der indische Sitznachbar beim Langstreckenflug, gegen Geruch. „Alle im Flugzeug waren mir dankbar“, sagt Marica Dachselt und lacht über die Alltagstauglichkeit ihrer wertvollen Wässerchen.

Davon gibt es reichlich im „Aveda“-Geschäft, das sich am schicken Abschnitt des Kurfürstendamms befindet – ein Mekka für gestresste Geschäftsfrauen, Manager mit Burn-out-Syndrom und eher gut betuchte Wellness-Jünger. An den großräumigen Empfangsbereich, in dem alles angeboten wird, was mit Schönheitspflege, dekorativer Kosmetik und Entspannung zu tun hat, schließt sich das in Berlin in dieser Form einmalige „Day Spa“ an. In dem sorgfältig abgeschotteten Bereich kann man neben einem „White Rose Treatment“ oder einer sechsstündigen „Recovery Experience“ die berühmte Himalaya-Verjüngungskur an sich ausprobieren lassen.

„Aveda“ leitet sich nämlich von „Ayurveda“ ab, der indisch-ganzheitlichen Gesundheitstradition. Die innere Mitte finden in der Mittagspause – das geht, behauptet die engagierte Geschäftsführerin Dachselt. Die Himalaya-Verjüngungs-Körperbehandlung beispielsweise dauert ungefähr zwei Stunden und umschließt eine ausführliche Beratung, Körperpeeling und -ölung, ein Pflanzenaromen-Dampfbad und den klassischen ayurvedischen Stirnguss, bei dem 20 Minuten lang ununterbrochen ein Ölersatzstoff auf die Stirn fließt. Dabei muss man noch nicht mal Angst um die Frisur haben – dem „Day Spa“ ist ein kleiner Friseurladen angeschlossen.

Das vor allem in den USA seit zwanzig Jahren bekannte Aveda-Konzept stammt nicht etwa von tibetanischen Mönchen, sondern von einem Österreicher namens Horst M. Rechelbacher. Rechelbacher begann mit einem selbst gemixten Rosmarinshampoo, das er an Friseursalons verkaufte. Heute besitzt er auf der ganzen Welt „Day Spas“ und überwacht höchstpersönlich die Einhaltung der ökologischen Grundprinzipien des Aveda-Konzerns. Die strengen Richtlinien haben natürlich ihren Preis – der Aveda-Kunde zahlt für eine Flasche Bioshampoo knapp vierzig, für eine Mittagspausen-Himalaya-Verjüngungskur knapp 300 Mark.

„Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Mitarbeiter alle auch medizinisch geschult sind“, sagt Marica Dachselt und ruft zum Beweis einen professionellen, ganz in Weiß gekleideten Masseur heran. „Manche Leute sind so gestresst, dass sie nach einem Entspannungs-Treatment einfach zusammenklappen“, sagt der Masseur. „Da müssen wir ganz langsam anfangen und die Tiefenentspannung mit der Zeit erst aufbauen. Oft werden die Leute sogar krank, wenn sie aus der latenten Überanstrengung gerissen werden.“

Immer weniger Arbeitnehmer, erklärt Dachselt, können es sich leisten, gleich eine ganze Woche auf einer klassischen Schönheitsfarm zu verschwinden. Die Idee des „Day Spa“ kommt mit Aveda aus den Vereinigten Staaten – zehn Tage Urlaub im Jahr, sagt die Geschäftsführerin, seien dort normal. „Die Amerikaner genießen ihre Behandlung daher viel intensiver.“ In Berlin hat sie die Erfahrung gemacht, dass manch einer die duftenden Aveda-Gefilde betritt, der „auf Teufel komm raus“ nach einer halben Stunde Massage total entspannt sein will. „Das“, sagt Marica Dachselt und lächelt weise, „geht natürlich nicht.“

CHRISTA STORM

Aveda-Institut, Kurfürstendamm 29 sowie in den Friedrichstadtpassagen im Quartier 105. Weitere Informtionen und Reservierungen unter Tel. 88 55 27 57 und 20 94 50 44.