Böser Cop beerbt guten Cop

■ Der alte Staatsrat für Inneres ist der neue Senator – Kuno Böse beerbt den zurückgetretenen Innensenator Bernt Schulte nur wenige Monate nach seiner Ankunft in Bremen im Amt

Man habe „am Rande der Klausurtagung auch eine Personalentscheidung getroffen“, leitete CDU-Landeschef Bernd Neumann die Pressekonferenz am sonnigen Samstag Nachmittag ein. Und zahlreiche Medienmenschen waren gekommen, um zu erfahren, wer Bernt Schulte, Senator für Inneres, Kultur und Sport beerben würde. Schulte hatte am Freitag seinen Rücktritt für Juli erklärt. Sie wurden nicht auf die Folter gespannt: Der Zettel mit dem Lebenslauf Kuno Böses lag bereits auf dem Tisch.

Böse, derzeit noch Staatsrat im Innenressort und erst seit neun Monaten in Bremen wird nominiert als Senator für eines der Lieblingsressorts der CDU. Nebenbei wird er zuständig sein für Kultur und Sport. Wer wiederum ihn als Staatsrat beerbt, ist noch nicht geklärt. Ein Bremer, sagen viele, wäre nicht schlecht. Er könnte die Defizite bei der „Ortskenntnis“ ausbügeln.

Böse sei eine „ausgezeichnete“ Wahl, so Neumann und Fraktionschef Jens Eckhoff unisono – noch ausgezeichneter wäre allerdings der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Michael Teiser gewesen. Der CDU-Innenexperte habe die „längere Anwartschaft auf den Posten“ gehabt, nach „intensiver Bedenkzeit“ habe er dann aber zurückgezogen. Teiser wolle lieber wieder für den Bundestag kandidieren.

Kuno Böse, 52 Jahre alt, sparte sich die markigen Absichtserklärungen. Bescheiden sagte er, er wolle die Politik von Bernt Schulte fortsetzen. Schwerpunkte der Arbeit, die auf ihn warte, seien die Polizeireformen, die Einrichtung lokaler Dienstleistungszentren und die Umsetzung des Kulturentwicklungsplans. Hätte Böse sich zu sehr als die CDU-getreuere, weil härtere Alternative zu Schulte präsentiert, hätten die Gerüchte, dass Böse ohnehin nur nach Bremen gekommen ist um den als „zu weich“ geltenden Schulte abzulösen, neue Nahrung bekommen. Immerhin wäre Böse auch in Berlin, wo er vor seinem Wechsel nach Bremen den Posten des Innen-Staatssekretärs besetzte, gerne Senator geworden. Nichtsdestoweniger entsprach die Kombination Schulte-Böse dem Modell guter Cop-böser Cop. Böse, erst seit 1995 Mitglied der CDU, gilt als „harter Hund“ was die politischen Positionen angeht.

Neumann würdigte ihn dafür, dass er die Reformen im Ressort zügig und geschickt angegangen sei und ein „hervorragender Verwaltungsmann“ sei.

Das wäre Teiser möglicherweise nicht gewesen, aber er hätte Stimmen gesammelt im rechten Flügel der CDU. Im Bundestag, wo er schon einmal das zweite Mandat der Bremer CDU innehatte, wie auch in der Bürgerschaft spart er nicht mit populistischen Sprüchen. So einer ist Böse, promovierter His-toriker, wohl nicht. „Sie haben ja vorher eher mit schöngeistigen Dingen zu tun gehabt, das war mir gar nicht so klar“, kommentierte Neumann den Lebenslauf Böses, der lange an der Freien Universität Berlin beschäftigt war. Ob ihn das allerdings zum Kultursenator qualifiziert, ist noch nicht raus. Böse gibt sich auch hier bescheiden: „Ich bin in Berlin viel ins Theater gegangen.“

Für diie SPD kommentierte Sprecher Werner Ahlfke die Entscheidung als eine, „der viele SPD-Abgeordnete in der Bürgerschaft leichter zustimmen können, als einer für Teiser.“ Fraktionschef Böhrnsen erklärte, die Wahl Böses offenbare ein Personalproblem der CDU, Böse habe „ein erhebliches Defizit an den dringend erforderlichen Kenntnissen über die Bremer Verhältnisse.“ Die Grünen beklagen, dass Böse mitverantwortlich für die zahlreichen Probleme des Ressorts sei. Der Innenexperte Matthias Güldner bezeichnete Böse als Polarisierer, der mit seinem Konfrontationskurs den Polizeipräsidenten Lüken aus dem Amt getrieben habe.

Nach der Wahl im Landesvorstand wird Kuno Böse nun am Montag von der CDU-Fraktion für die Wahl in der Bürgerschaft nominiert. Im Juli wird er Schulte ablösen, der bis dahin, so Neumann, noch „das ein oder andere Projekt“ zu Ende bringen wolle. Eines davon ist sicherlich der finanzielle Vorteil, den Schulte nach sechs Jahren Amtzeit als Senator genießt – und die sind erst im Juli voll.

Elke Heyduck