Künstliche Alltagsinszenierungen

■ Fotos und Installationen: Peter Dombrowe in der Hamburger Kunsthalle

Veränderungen sind in der Hamburger Kunsthalle häufig. Und irgendwo wird immer eine Ausstellung auf- oder abgebaut. Da steht unmotiviert ein weißer Holzeinbau herum, einen Raum weiter hat jemand fünfzehn Töpfe mit Grünpflanzen abgestellt: Ficus, Yucca, Gummibaum und Philodendron in Hydrokultur sind als Leihgaben aus Banken und Sparkassen beschriftet. Sie sind bereits Zitat jener allgegenwärtigen künstlichen Alltagsinszenierungen, denen sich der Hamburger Künstler Peter Dombrowe verschrieben hat.

An den Wänden drum herum hängen Fotos aus China, Djibuti, Indien, Syrien, Palästina und Uganda. Doch sie zeigen keine Ergebnisse langer Reisen, sie zeigen werbende Inszenierungen in Messehallen und wurden auf der – da war doch mal was – EXPO 2000 gemacht.

Bloße Entlarvung von Kunststofftraumwelten wäre zu wenig. Eher geht es dem Künstler darum, das Bestreben nach Aufhebung raumzeitlicher Begrenzungen zu dokumentieren, und um den Wunsch, die ganze Welt wenigs-tens als Modell in die Nachbarschaft zu zwingen. Aber wie erkennt man, dass man von Kulissenwelten umstellt ist? Bei den Fotos aus der Serie „Selbst in den Kulissen der Lindenstraße“ ist das sehr schwer. Denn hier führt kein Weg erkennbar ins Nichts, keine Studiodecke drängt sich ins Bild, kein Kabel liegt verräterisch herum. Aber vor allem ist es die so ganz und gar grundlose Präsenz des Künstlers an dieser eigentlich belanglosen Ecke. Peter Dombrowe versteht es, mit bemerkenswert teilnahmslosem Gesicht in seinen Fotomotiven herumzustehen, durch eine fast puppenhafte und unangemessene Gegenwart einen Ort dazu zu bringen, gänzlich falsch zu wirken. Dass dies bei Museumsdioramen voller Giraffen funktioniert, ist einleuchtend, aber die Methode klappt auch in den Musterzimmern der Einrichtungshäuser.

Dem 1966 geborenen Künstler brachte sein die Klischees inszenierter Raumorganisation entlarvender Blick schon manches Stipendium ein. Doch seine Arbeit ist nicht nur auf Fotos beschränkt. Einmal auf die Unzahl sentimental und exotisch in Szene gesetzter Umwelten aufmerksam geworden, zeigt sich die Kulissenhaftigkeit unseres Alltags schon im materiellen Zitat – wie dem Einbau eines modernen „white cube“ in die alte Kunsthalle oder eben dem repräsentativen Bürogrün der Banken.

Hajo Schiff

Peter Dombrowe. Inlay/Bürogrün, Reihe „Standpunkt“, Hamburger Kunsthalle, bis 15. Juli