leben in championsland
: YVES EIGENRAUCH über die anerkennung des ersten

ehrenrunden beim malefitz

kurzfristig war ich in dem glauben, den heutigen text wegen „geht nicht“ ausfallen lassen zu müssen. ein diagonal ausgerichteter stempel hätte dann gesetzt werden sollen: „fällt aus gegebenem anlass aus! platz nicht bespielbar.“ dann kam mir aber in den sinn: doch, doch, doch. wir, die schalker fußballsporttreibenden, waren am wochenende beteiligt an der erklärung des ursprungs der begeisterung vieler, was den fußball betrifft. sind es nicht gerade die schier unglaublichen ereignisse, die uns immer wieder von neuem aufschreien lassen. wir konnten sozusagen ungewollt über das „sein“ des fußballs dozieren.

aber was will ich sagen? ich möchte mir etwas erklären! uns etwas erklären! etwas, das wir schon wissen, aber immer wieder anderes haben suggerieren lassen. nun, ich finde: erster sein ist toll! der beste, das beste team. anerkennung findet man nur als erster. zweiter, dritter; verlierer! loser! blödsinn zu sagen oder zu schreiben fällt leicht.

bisher habe ich noch nicht so recht verstehen können, weshalb wir uns alle mehr oder weniger dem zwang hingeben, besonders erfolgreich sein zu wollen. und, was viel wichtiger ist, damit auch unser persönliches wohlbefinden verknüpfen. sicher, bei malefitz zu gewinnen ist schon ganz schön toll. ich laufe mit hochgerissenen armen ehrenrunden um den spieltisch, der triumph soll monumental sein, ich mich auch in zwanzig jahren daran erinnern. das werde ich tun!

ich mag das „aber“. aber: das ergebnis hat einen faden beigeschmack: wo gewinner sind, gibt es auch so genannte verlierer. wie mögen sie sich fühlen, während ich feiere. schlecht? obwohl auch sie spaß am spiel hatten. doch nun ist der ganze spaß verflogen, alleine das ergebnis soll zählen. nein! wirklich wichtig erscheinen andere eigenschaften. ein ehrliches bemühen, kein „erfolg um jeden preis“. und nur ein bemühen! reich und arm, das muss nicht sein. böse und gut auch nicht. mag sich auch die realität im moment so darstellen, sie sollte nicht der weisheit letzter schluss sein. darf es nicht sein. weiß ich, was ich meine? hoffentlich!

ich schrieb: „wir konnten ungewollt dozieren.“ wir konnten das auch, wobei das „wir“ mich nicht wirklich einschloss. ich war nicht im kader. stattdessen haben die spieler, die nicht mitfahren durften, samstag morgen trainiert.

„wir“ ist aber dennoch richtig. auch die samstags-trainierer gehören zum team. wir! mit geschmack fühle ich mich als ein solcher. wir; ich guckte das spiel bei freunden im fernsehen und wurde dadurch zum opportunisten. musste ich schon auf premiere unser spiel sehen, sah und hörte ich das, was nicht sein sollte.

wenn ich daran denke, hätte ich trotz aller „abers“ wirklich lieber schreiben sollen: „fällt aus!“ ich bin platt.

Fotohinweis:yves eigenrauch, 29, ist angestellter von schalke 04 und ab samstag deutscher meister