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Beim BKA rollt eine Arbeitsgruppe seit 1996 die ungeklärten RAF-Fälle auf. Die jetzt erfolgreiche Haaranalyse existiert erst seit einem Jahr

FREIBURG taz ■ Es war kein Zufallstreffer. Schon seit einigen Jahren gibt es im Bundeskriminalamt eine Arbeitsgruppe, die die ungeklärten Morde der Roten Armee Fraktion (RAF) neu untersucht: Die AG 80/90. AG 80/90 das heißt: Es geht der Arbeitsgruppe um die RAF-Anschläge der 80er- und 90er-Jahre.

Die Zuordnung des Rohwedder-Attentats zu Wolfgang Grams ist der zweite große Erfolg der AG 80/90. Beim ersten Treffer ging es um den Anschlag auf einen spanischen Nato-Stützpunkt Ende der 80er-Jahre. In einer Baskenmütze wurden vier Haare gefunden, die dem RAF-Mann Horst-Ludwig Meyer zugerechnet werden konnten. Diese Spur spielte auch im jüngst abgeschlossenen Prozess gegen Andrea Klump eine Rolle.

Möglich wurden diese Ermittlungserfolge durch eine neue Technologie, mit der auch ausgefallene Haare genetisch untersucht werden können. Jetzt genügen auch kurze DNA-Bruchstrücke, die in den Haaren selbst enthalten sind, um einen genetischen Fingerabdruck herzustellen. Dies ist in der Praxis ausgesprochen relevant: Immerhin 95 Prozent aller Haarspuren haben keine Wurzel mehr.

Entwickelt wurde die im Mai 2000 erstmals öffentlich vorgestellte Methode vom Kriminaltechnischen Institut des BKA. Entsprechend zufrieden zeigten sich die Kriminalisten jetzt über ihren Erfolg.

Ob es auf Grund der neuen Untersuchungsmethode auch bald wieder zu neuen Enthüllungen kommt, darüber wollte gestern weder das Bundeskriminalamt noch die Bundesanwaltschaft spekulieren. Immerhin gibt es noch weitere ungeklärte und der Roten Armee Fraktion zugeschriebene Morde (siehe Kasten).

Im Fall Rohwedder könnten sich jetzt Ermittlungen gegen Grams zu lebenslanger Haft verurteilten Lebensgefährtin Birgit Hogefeld richten. Dazu wollte die BAW keinen Kommentar abgeben.

CHRISTIAN RATH