Bremer Archive öffnen Türen

■ Staatsarchiv in Geldnot / Belladonna auch für Männer offen

Bei der letzten Anstoß-Debatte wurde das Bremer Staatsarchiv in der Reihe der offenen Kulturwunden gelistet, gleich hinter „Tanz Bremen“. Schließlich musste in den letzten 15 Jahren das Personal auf die Hälfte geschrumpft werden. Eine kurze Abschreibungsliste des langen Blutens: Einstellung der Jahreschronik in diesem Jahr, Abgabe der Tonträgersammlung (z.B. historisch relevante Radio-Bremen-Aufnahmen), viel zu wenig Investitionsmittel für die Umstellung auf EDV. Außerdem wurde die eigene Ausstellungstätigkeit fast eingestellt, und auch Fremdausstellungen können kaum noch gestemmt werden. Die Aktenberge der Behörden können oft nicht mehr sortiert, geschweige denn wissenschaftlich ausgewertet werden; manchmal reicht die men power nicht mal dazu aus, sie abzuholen. „Es kam schon mal vor, dass wir völlig durcheinandergeratene Archivalien aus dem Keller fischten, und das auch nur deshalb, weil die Behörde umzog“, erzählt Günther Rohdenburg, Abteilungsleiter eines der Archive. „Viele Folgen heutiger Kürzung werden erst die Historiker der nächsten Generation zu spüren bekommen.“ Zum Beispiel die Misere mit den Zeitungen. Die können kaum mehr ausgewertet werden. „Und solange diverse Zeitungen, zum Beispiel auch der Weser-Kurier, ihre Texte nicht auf CD-Rom anbieten, helfen da auch die digitalen Medien mit ihren Suchmaschinen nicht weiter.“

Am 19. Mai, dem „Tag der Archive“ bietet das Staatsarchiv zwischen 10 und 18 Uhr jede halbe Stunde Führungen an, zum Beispiel durch die Restaurierungswerkstätten. Heute, Freitag, schon eröffnet Kultursenator Schulte um 11.30 Uhr eine Ausstellung, die über die Geschichte des Archivs informiert.

Termine in anderen Archiven am Samstag: An der St.Pauli Str. 10 gibt es um 15.30 Uhr eine Führung durch das Archiv der sozialen Bewegungen. Der Brodelpott lädt um 15 Uhr ein zu einem „Historischen Stadtteilspaziergang durchs Stefaniviertel.“ Beladonna, Sonnenstr. 8, zeigt um 13 Uhr und 15 Uhr – erstmals Frauen und Männern – ihr Archiv mit dem größten Zeitschriftenfundus zum Thema Frauen in Deutschland (300.000 Artikel). bk