Sprachenjahr light

Die EU begeht 2001 das europäische Sprachenjahr. Eines von fünf bundesweit geförderten Projekten läuft in Berlin. Viel ist den Veranstaltern nicht eingefallen, zumal kein „Klassenziel“ formuliert wurde

von CHRISTA STORM

Das europäische Sprachenjahr – schon mal davon gehört? Nein? Dann liegen Sie absolut im Trend. Denn obwohl das von der Europäischen Union und dem Europarat geförderte Jahr des internationalen Sprachenlernens bereits am sechsten Februar mit einer Fachtagung in Berlin begann, finden so gut wie keine öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen statt. Insgesamt 4,4 Millionen Euro Fördergelder gab es europaweit, davon wurde einem Berliner Projekt mit dem Titel „Fremdsprachen-Lernen: Vom Sprachhandeln zum lebenslangen Lernen – von Berlin nach Europa“ 38.500 Euro überwiesen.

Sprachen lernen, heißt es in einem Informationsschreiben der EU, sei von zentraler Bedeutung für die künftige gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Europas. Doch was passiert? Nicht viel. Der europäische Veranstaltungsschwerpunkt lag in der Woche vom 7. bis zum 13. Mai, weil am 10. Mai Europa-Tag war.

In Berlin gab es ein paar Tage der offenen Tür in Volkshochschulen und anderen Erwachsenenbildungsstätten sowie Malwettbewerbe für die Kleinen. Die Berliner Schulen sind gefordert, etwas auf die Beine zu stellen, heißt es in der Pressestelle des Schulsenats. Mehr als nachdrücklich dazu aufzufordern könne man schließlich nicht. Und so gibt es immerhin am 7. Juli in Pankow ein Festival der Sprachen, auf dem Schüler und Lehrer aller Berliner Schulen präsentieren können, was sie gelernt und erarbeitet haben. Über Zuschüsse dürfen sich beispielsweise die Spandauer Schulen freuen, die am 13. Juni in der Spandauer Altstadt auf dem Marktplatz eine Ausstellung unter dem Motto „Sprachen im Vorbeigehen“ planen. Geld bekommen haben auch die Pasteur-Oberschule, die am 29. Mai einen Fremdsprachentag organisiert, und die Jugendkunstschule Pankow.

Trotz dieser sicher lobenswerten Perspektiven bekommt die breite Öffentlichkeit von den europäischen Bemühungen nicht besonders viel mit. Dabei ist genau das das erklärte Ziel der Organisatoren: „Wir müssen dringend eine Öffentlichkeit herstellen“, sagt Ulrike Schröder von der Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn, die im Auftrag des Bundesbildungsministeriums die zentrale Koordination für Deutschland übernommen hat. Man möchte schließlich bundesweit pädagogisch auf Kinder und Erwachsene einwirken und zum Lernen und Kommunizieren motivieren.

Auch in der Berliner Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport, die für die Verteilung der Fördergelder an die Berliner Einzelprojekte verantwortlich ist, gibt man sich eher verhalten. Viele der wenigen Veranstaltungen sind schon vorbei, und das, obwohl das europäische Sprachenjahr offiziell noch bis Ende Oktober dauert. Wie das Programm der teilnehmenden Schulen genau aussieht, weiß man dort nicht – Inhalte scheinen eher zweitrangig zu sein.

Das könnte aber auch daran liegen, dass von der EU kein präzise formuliertes „Klassenziel“ formuliert wurde. Vielleicht hätten EU und Europarat besser und effektiver daran getan, weniger hübsche Logos und viel versprechende Internetpräsenzen als stattdessen einen soliden Schüleraustausch zu finanzieren.