„Wird noch schöner“

Die Bronzemedaille bei Olympia brachte Jörg Ahmann und Axel Hager einen Gehaltssprung. Heute starten beide in die Beachvolleyball-Saison

Interview OLIVER CAMP

taz: Vor eineinhalb Jahren haben Sie Spendenaktien für 333 Mark das Stück an Hobbyvolleyballer ausgegeben, um Ihre Trainingslager finanzieren zu können. Neuemissionen zur Kapitalakquise sind derzeit wohl nicht nötig, oder?

Jörg Ahmann: Nein, zum Glück nicht. Sydney hat bei uns einen 50-prozentigen Gehaltssprung bewirkt. Das Interesse ist einfach riesig groß und es ist für uns noch immer ungewohnt, Einladungen absagen zu müssen, weil wir das Training nicht verschludern dürfen. Die Aktien-Aktion konnte aber auch schon deshalb nicht weitergehen, weil die Geschäftsstelle des Deutschen Volleyball-Verbandes damit einen außergewöhnlich großen Arbeitsaufwand hatte.

Eigentlich soll man ja aufhören, wenn’s am schönsten ist ...

Axel Hager: Es wird noch viel schöner! Wir haben noch sportliche Ziele, zum Beispiel die Goodwill-Games im australischen Brisbane. Und nachdem wir in den vergangenen beiden Jahren jeweils an einem Sonntagmorgen in Timmendorfer Strand gepatzt haben, wollen wir mal wieder deutsche Meister werden. Jetzt aufzuhören wäre blöd, denn die Medaille ist wie ein Sechser im Lotto. Niemand in einer vergleichbaren beruflichen Situation würde nach einer erfolgreichen Markeneinführung das Produkt vom Markt nehmen.

Warum spielen Sie überhaupt noch miteinander? Die anderen Beachvolleyballer in Deutschland wählen sich fast jedes Jahr einen neuen Partner.

Ahmann: Die Partnerwechsel resultieren oft aus der Hoffnung, mit einem anderen Partner erfolgreicher sein zu können. Bei uns gab es solche Situationen nicht.

Hager: Wir sind jetzt im neunten Jahr zusammen und natürlich nicht mehr jungfräulich, aber für mich gibt es keinen besseren Abwehrspieler als Jörg. Warum sollte ich da wechseln wollen?

Gäbe es das Duo Ahmann/Hager auch noch, wenn Sie sich nicht für Sydney qualifiziert hätten?

Ahmann: Wir haben nie explizit darüber gesprochen, aber unterschwellig gab es das Thema schon.

Die Organisatoren und Sponsoren der Tour verkünden siegesgewiss, dass Beachvolleyball nun Massensport sei. Sehen Sie hierfür Indizien?

Hager: Da muss man differenzieren zwischen den Freizeitaktivitäten von Urlaubenden am Strand und geregeltem Wettkampfbetrieb. Mittlerweile ist ja an den Küsten kein Sandflecken mehr unbespielt. Die meisten haben zwar eine grausame Technik, aber bevor es irgendetwas anderes ist, ist es Beachvolleyball.

Ahmann: Die Zahl der neu entstehenden Felder ist schon ein Hinweis auf die gewachsene Popularität. Und die zunehmenden Fernsehübertragungen werden den Effekt verstärken.

Wie sehr hat Ihr Erfolg an diesen Dingen Anteil? Haben Sie schon Dankesbriefe der Ballhersteller erhalten oder sind Sie gar an deren überproportionalen Umsatzsteigerungen von 15 Prozent beteiligt?

Hager: Ich bin schon stolz auf meine Leistungen, aber den Dicken mach ich wegen dieser kleinen Medaille nicht. Das Ganze war ein Ausflug, der toll gelaufen ist. Ich will keine Sonderbehandlung deswegen.

Ahmann: Wenn Veranstaltungen wie das Beachvolleyball-Hallenturnier in Hannover aufgrund unseres Erfolgs möglich werden, eben weil es endlich Sponsoren gibt, dann freut mich das und verbreitet ein angenehmes Gefühl. Mehr aber nicht.

Warum gilt Deutschland hinter Brasilien und den USA als die dritte Kraft im weltweiten Strandwettkampf?

Hager: Ist das so?

Immerhin konnte der Deutsche Volleyball-Verband wie die USA und Brasilien die erlaubte Höchstzahl an Teams für Olympia melden, nämlich je zwei bei Frauen und Männern.

Ahmann: Für das vergangene Jahr mag der dritte Platz angemessen sein. Insbesondere aufgrund der drei Nationalteams nimmt Deutschland eine Sonderstellung ein; ein gutes Team haben viele Nationen.

Hager: Zudem ist die Talentförderung in Deutschland mittlerweile ganz passabel. Hinzu kommt, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus osteuropäischen Ländern noch nicht gezielt am Strand gefördert werden, sondern meist das ganze Jahr in der Halle spielen.

Auch Sie haben im Winter beim Zweitligisten Eimsbüttler TV in der Halle gespielt. Warum?

Ahmann: Ich war dort zum ersten Mal in der Funktion als Spielertrainer eingebunden. Das war sehr spannend. Hätte ich aber gewusst, dass ich in Sydney eine Medaille hole, hätte ich das nicht gemacht. Die Doppelbelastung –Trainer einerseits, der ganze Bronze-Rummel andererseits – war einfach zu groß. Wobei mir die neue Rolle schon sehr viel Spaß gemacht hat, zumal wir lange Zeit in der Tabelle mit oben standen.

Hager: Ich spiele seit Jahren bei den „Büttels“ und werde das auch weiter machen. Mit dem neuen Trainer, Bernd Schlesinger, schaffen wir mittelfristig vielleicht sogar den Aufstieg in die erste Liga. Wenn ich dazu einen Beitrag leisten kann – natürlich immer unter der Prämisse, dass mein Strandtraining Vorrang hat –, dann tue ich das gern.