unterm strich
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Großes Kunsthappening auf der Großen Mauer: Der Kölner Künstler HA Schult hat tausend lebensgroße „Müllmenschen“ nach China gebracht, die nun seit Donnerstag nahe Peking die längste Mauer der Welt bevölkern. Die Figuren sind, so heißt es, aus Kölner Müll gefertigt – was das wohl ist: alte BAP-Platten? – und haben bereits 1996 im Amphitheater in Xanten, 1999 unter dem La Grande Arche in Paris und an der Mauer des Kremls in Moskau zwischengelagert. Nun stehen die „Great Wall People“ für die Dauer von zwei Wochen in Jinshanling, eineinhalb Autostunden von Peking entfernt, auf der Großen Mauer – sicher ein schönes Fotomotiv für die vielen Touristen. Oder warum wohl haben die kunstkritischen chinesischen Behörden sonst in die Aktion eingewilligt? In 16 Containern waren die Müllskulpturen aus Köln, Pekings Partnerstadt, in die chinesische Hauptstadt gereist, im Juni sollen sie wieder zurückverfrachtet werden. Dort, in Köln, herrscht derweil helle Aufregung. Nachdem Günter Krämer, Generalintendant der Theater der Stadt, die Kölner Kulturpolitik und speziell die Kölner Kulturdezernentin Marie Hüllenkremer in einem offenen Brief als „provinzielle Lachnummer der Republik“ bezeichnet hatte, fordern Politiker seine fristlose Kündigung. Politik und Kultur bildeten in Köln eine „Mischung aus Unwissenheit, Unklarheit, Unvereinbarkeit, die immer neue Blüten treibt“, hatte Krämer geschrieben. „Wer sich so wie Herr Krämer gegenüber seinem Arbeitgeber verhält, der hat sich im Grunde schon aus Köln verabschiedet“, schäumte der Vorsitzende des Kulturausschusses im Kölner Stadtrat, Franz-Josef Knieps (CDU), und drohte mit sofortigem Rausschmiss. Juristen müssen nun prüfen, ob das arbeitsrechtlich überhaupt geht. Günter Krämer selbst hat seinen Vertrag als Generalintendant zum 15. August 2002 selbst gekündigt, besteht aber auf einer Vereinbarung mit der Stadt, bis 2005 noch weiterhin Stücke inszenieren zu dürfen. Einer fristlosen Kündigung sehe er gelassen entgegen, sagte Krämer Reportern in Wien, wo er sich derzeit zu Opernproben aufhält.

Wer noch einen Wochenendtipp braucht, der sei auf den ersten „Tag der Archive“ hingewiesen, der am Samstag, den 19. Mai, von rund 500 Archiven bundesweit begangen wird. Manche davon, wie das 1936 gegründete Magdeburger Kirchenarchiv, werden zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, andere laden zu Führungen, Vorträgen und Diskussionen ein. Auch die Gauck-Behörde in Berlin mit ihren Stasi-Akten sowie ihre Außenstellen in den neuen Ländern werden an diesem Tag Besuchern offenstehen.