Ultimatum in Makedonien verlängert

Makedonische Armee setzt Angriffe gegen albanische Kämpfer weiter aus. Hunderte aus dem Norden geflüchtet

SKOPJE rtr/afp ■ Makedoniens Armee wird lauat Angaben aus Regierungskreisen auch nach dem Ablauf eines Ultimatums zunächst nicht gegen albanische Rebellen vorgehen. Damit solle Zivilisten die Möglichkeit zur Flucht aus den umkämpften Gebieten im Norden des Landes gegeben werden, verlautete gestern. Faktisch sei dies eine Verlängerung des um 12 Uhr MESZ abgelaufenen Ultimatums, jedoch behalte sich die Armee vor, auf Angriffe zu reagieren.

„So lange diese Politik Erfolge zeigt und es realistische Aussichten auf Fortschritt gibt, werden sie [die Armee] vorsichtig vorgehen“, hieß es eine Stunde nach dem Ablauf des Ultimatums aus den makedonischen Kreisen.

Zuvor war aus Regierungskreisen in der Hauptstadt Skopje verlautet, über Nacht hätten 740 Menschen die Ortschaften Opaje und Nikustac verlassen. Kurz vor dem Ablauf der Frist fuhren vier Traktoren mit Anhägern aus dem Kampfgebiet. Sie waren voll besetzt mit Flüchtlingen. Die Regierung hat den Rebellen vorgeworfen, die Zivilisten in den Dörfern festzuhalten und als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Die Rebellen wiesen diese Darstellung zurück.

Ein Armeesprecher sagte, in der Region um Slupcane, Orizare und Opaje sei es in der Nacht zuvor zu längeren Gefechten mit Rebellen gekommen. Aus Rebellenkreisen verlautete, erstmals sei der Ort Lipkovo von der Armee mit Granaten beschossen worden. Dort hätten in den vergangenen Tagen viele Zivilisten Zuflucht gesucht. Augenzeugen berichteten von verstärkten Kontrollposten der Armee und der Polizei.

Makedonien hatte die Rebellen am Mittwoch vor einer neuen Offensive der Streitkräfte gewarnt. Präsident Boris Trajkovski wandte sich in einer Rede an die Nation im Fernsehen zugleich an die Zivilisten und forderte diese auf, die von Rebellen kontrollierten Orte zu verlassen. Die Sicherheitskräfte seien angewiesen, entschlossen zu handeln, sobald das Ultimatum abgelaufen sei.

Bereits am Mittwochabend hatten Frankreich und Deutschland Makedonien im Konflikt mit den albanischen Rebellen „zu größter Zurückhaltung“ aufgerufen. „Der Waffenstillstand muss verlängert werden, die Zivilisten müssen verschont werden“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Frankreichs Außenminister Hubert Védrine und Bundesaußenminister Joschka Fischer, die sie nach ihrem Treffen im mittelfranzösischen Vézelay veröffentlichten. Der politische Dialog sei der einzige Weg, um die Stabilität des Landes zu sichern.