Akteure & Projekte

João Pedro Stedile gehörte 1984 zu den Mitbegründern der „Bewegung der landlosen Landarbeiter“ (MST) und zählt heute zur Leitung des brasilianischen Organisationskomitees des Weltsozialforums von Porto Alegre. Der 46-jährige Ökonom, dessen Vorfahren aus Südtirol stammen, rechnet sich dem linken Flügel der Arbeiterpartei (PT) zu und bringt es fertig, gleichzeitig Fan von Corinthians São Paulo, Gremio Porto Alegre und Juventus Turin zu sein.

Die Landlosenbewegung MST ist die wohl stärkste soziale Bewegung Lateinamerikas. Ihre Basis sind die viereinhalb Millionen Landlosenfamilien Brasiliens. Die MST ist in 23 der 27 brasilianischen Bundesstaaten aktiv. Sie strebt neben einer Agrarreform eine grundsätzliche Umorientierung der Landwirtschaft an, die nach wie vor von traditionellen Großgrundbesitzern und der exportorientierten Agroindustrie dominiert wird.

Die MST ist Mitglied der Via Campesina, einem Zusammenschluss von Bauernorganisationen aus 87 Ländern. Die wichtigsten Anliegen der Via Campesina: Agrarreformen und die Deklarierung von Saatgut zum Erbe der Menschheit.

Die US-Firma Monsanto ist zum Symbol für jene Agrarmultis geworden, die sich für den Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft einsetzen. Ihr Gensoja ist gegen das Monsanto-Herbizid Roundup Ready immun, aber in Brasilien bislang noch nicht zugelassen.

Die zwei wichtigsten Projekte, mit denen die USA ihre Hegemonie in Lateinamerika sichern wollen, sind die für Dezember 2005 angestrebte Freihandelszone der Amerikas (FTAA, auf Spanisch Alca) und der Plan Colombia, über den – unter dem Vorwand des „Kriegs gegen die Drogen“ – die nördlichen Anden und weite Teile des Amazonasbecken militarisiert werden.

Das Weltsozialforum, auf dem über Wege zu einer „solidarischen Globalisierung“ diskutiert wird, soll künftig alljährlich parallel zum Weltwirtschaftsforum von Davos stattfinden. Nach der gelungenen Premiere im südbrasilianischen Porto Alegre zu Beginn des Jahres kommt es vom 31. Januar bis zum 5. Februar 2002 zu einer Neuauflage am gleichen Ort. Parallel dazu sind Regionaltreffen in anderen Teilen der Welt angedacht.

Das Organisationskomitee, in dem brasilianische Gewerkschaften, NGOs und Bewegungen vertreten sind, verabschiedete vor kurzem fünfzehn Prinzipien. Ausdrücklich ist darin die Ablehnung totalitärer und reduktionistischer Geschichtsbilder festgehalten. Außerdem werden Organisationen ausgegrenzt, die „als Methode politischer Aktion Menschenleben aufs Spiel setzen“.

„Eine andere Welt ist möglich“, war das Motto in Porto Alegre. Das Beharren auf Pluralismus hat klar gemacht: Gemeint ist „eine Welt, in die viele Welten passen“ (Subcomandante Marcos).

Weitere Infos unter: www.mst.org.br; www.forumsocialmundial.org.br; www.monde-diplomatique.fr/dossiers/portoalegre; www.ila-bonn.de; www.mondialisation.org GD