Reise nach Ägypten

Wer jetzt ins Reisebüro geht und eine Nilkreuzfahrt buchen möchte, kann dies schon für günstige 1.500 Mark tun – inklusive Flug, Vollpension, Übernachtung und Eintrittspreise bei Besichtigungen. Die Kreuzfahrt kann mit einem Aufenthalt in Kairo oder einem Badeaufenthalt am Roten Meer kombiniert werden. Preise ab fünfhundert Mark.

Die Hauptreisesaison für Oberägypten beginnt erst wieder im Oktober. Die Zeit der Sommerpause – in der die Temperaturen bis zu fünfzig Grad Celsius erreichen – nutzen vor allem ÄgypterInnen für einen Kurztrip oder ein verlängertes Wochenende in Assuan. Sie zahlen für Tickets und Übernachtungen etwa die Hälfte der Preise für internationale Touristen. Andernfalls wäre für sie der Urlaub ganz und gar unerschwinglich.

Wer nicht auf Ballermann-ähnliche Verhältnisse steht, sollte Hurghada am Roten Meer tunlichst meiden. Wer auf Strandurlaub nicht verzichten möchte, zahlt eben etwas mehr und fliegt weiter zum Sinai oder fährt in die neueren Badeorte Quseir oder El Gouna, wo die ägyptischen Tourismusbehörden beweisen können, dass sie aus dem Desaster von Hurghada etwas gelernt haben.

Empfehlenswert ist eine Verlängerungswoche in Assuan. Neben dem berühmten Old Cateract Hotel (zweihundert US-Dollar pro Nacht) gibt es selbstverständlich eine ganze Reihe weitaus günstigerer Unterkünfte, die auch pauschal vom Reisebüro gebucht werden können. Auf keinen Fall entgehen lassen sollte man sich jedoch einen Besuch bei Sonnenuntergang zur Teatime auf der Terrasse des Old Cateract. Von hier aus blickt man direkt auf eine Felseninsel im Nil, die wegen ihrer eigentümlichen Formation Elefantine genannt wird, und auf das Mausoleum des Aga Khan am anderen Ufer des Nil. Auch ein Besuch des zum Old Cateract gehörenden Restaurants „1902“ ist ein Erlebnis. Es wurde in der einst königlichen Datsche eingerichtet. Ganz in der Nähe des Old Cateract befindet sich das Nubische Museum, in dem man von der nubischen Gegenwart bis in die pharaonische Vergangenheit alles erfahren kann.

Die zerstörerischen Seiten des Massentourismus erfährt man beim Besuch der Tempel von Philae und Kalabsha. Beide wurden vor der Flutung des Nassersees von der Unesco vor den Wassermassen gerettet und an höheren Stellen auf Inseln wieder aufgebaut. Während sich beim Philaetempel die Besucher auf den Füßen stehen, liegt Kalabsha nur geringfügig abseits der gewöhnlichen Route und ist von Hektik und Lärm bislang verschont geblieben.

Für Ägyptens Altertümer erweist sich schon die verbrauchte Luft der Touristenmassen als existenzielle Gefahr. In den Gräbern im Tal der Könige wurde gemessen und gerechnet: Fünf Gramm Wasser atmet oder schwitzt jeder Besucher bei einer Besichtigung aus. Das macht mehr als 25 Liter Flüssigkeit, die die wunderbaren Wandmalereien pro Tag verkraften müssen. Kein Wunder, dass sie in den wenigen Jahren seit ihrer Entdeckung um ein Vielfaches mehr gelitten haben als in den Jahrtausenden seit ihrer Entstehung. Zwar fließt ein Teil der Eintrittsgelder in Schutz (Plexiglas) und Restaurierung der Denkmäler. Auch sind nie alle Gräber gleichzeitig für Besucher geöffnet und dient die Sommerpause durchaus auch als Phase der Erholung. Angesichts des Zerfalls hat sich die ägyptische Regierung dennoch zu restriktiven Maßnahmen durchgerungen: Reiseführer dürfen ihre Vorträge nicht mehr direkt in den Grabkammern halten, und die Besucher werden um Ruhe gebeten. peg