Hera, gar nicht nett

■ Goethe und Flüchtlingsschicksale: 12. Schultheater-Festival bietet 19 Stücke

Elite(bewusstsein) ist gut. Intellektuelle Höhenflüge weniger Erwählter fraglos nötig und sinnreich – aber ohne Vorbereitung eben auch nicht zu erlangen. Und der universell gebildete Theaterbesucher modernster Machart, der sich hartnäckig dem Theater nicht entfremden lässt, muss letztlich auch geduldig herangezogen werden: durch Schultheater-Aktionen der ganz konventionellen Art zum Beispiel – eine zwar nicht auf den Pfennig zu berechnende, aus Sicht der TheatermacherInnen aber lohnende Investition.

Thalia-Intendant Ulrich Khuon hat – in Nachfolge des jetzt scheidenden Kampnagel-Chefs Res Bosshart – die Schirmherrschaft des Festivals Theater macht Schule, organisiert von der Landesarbeitsgemeinschaft für Darstellendes Spiel, übernommen. Stattfinden wird es vom 28. Mai bis zum 1. Juni.

16 aus insgesamt 30 Bewerbungen wurden für das zum zwölften Mal startende Festival ausgewählt, 260 Schüler zur Teilnahme an dem Event aufgefordert, der sich am Thalia in der Gaußstraße, am Altonaer Theater, im Neuen Cinema und in der Markthalle abspielen soll. Aufführungen, Nachgespräche und Theaterwerkstätten werden den Kindern und Jugendlichen zwischen den Jahrgangsstufen vier und 13 geboten, die Lust am Spiel soll, wie Khuon es ausdrückt, in 19 Aufführungen ebenso geweckt werden wie die am Theaterbesuch.

Aus Märchen und „erwachsener“ Weltliteratur, aus Mythologie und Flüchtlingsbiographien haben die SchülerInnen ihre Stoffe zusammengeklaubt, sich mit fremden und eigenen Werdegängen befasst, wenn sie z. B. Chagalls Vita gegen ihre eigene setzen. Aus dem Alltag afghanischer Flüchlinge berichtet eine Gruppe minderjähriger unbegleiteter afghanischer Flüchtlinge.

Liebesdialoge von Zeus bis Büchner werden in der Collage Paarungen präsentiert. Und da 2001 zum „Europäischen Jahr der Fremdsprachen“ gekürt wurde, sollen auch fremdsprachig gespielte Stücke zu sehen sein: Deutsch-englisch werden Romeo und Julia schmachten, deutsch-französisch soll sich Pierre Camis Grünkäppchen präsentieren. Komplett auf Spanisch wurde Gallego – Alle träumten von Kuba nach einem Roman von Miguel Barnet einstudiert.

Sieben Gymnasien, vier Gesamtschulen sowie eine Hauptschule werden sich an dem Festival beteiligen; bei 18.000 Mark liegt der weiterhin ungekürzte Etat. „Vielleicht wird er leicht erhöht in diesem Jahr“, hofft Uwe Sirsch, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft für Darstellendes Spiel. Und selbstverständlich hofft er, dass das Festival als Mahnung an die Kulturbehörde dienen möge, bald wieder eine feste Jugendtheater-Spielstätte einzurichten, da ein Ersatz für das Theater in der Kunsthalle (TiK) immer noch nicht geschaffen sei. Petra Schellen