■ Rosi Rolands unglaubliche Bremer Geschichten
: „Le Jardin c'est MOI“

Der Bremer Eigenbetrieb Stadtgrün feierte gestern Geburtstag: Von 11 bis 13 Uhr gab es Sekt, Schnittchen, ein Geburtstagszelt auf dem gerade fertig gewordenen „Theaterberg“ in den Wallanlagen. Dr. Klaus Rautmann, Chef und Technischer Direktor von Stadtgrün, wurde 60 Jahre alt und hatte „zu einem kleinen Empfang“ eingeladen. Oder Stadtgrün, dieser feine Unterschied ist auf der Einladung nicht zu erkennen, die auch das Logo von Stadtgrün ziert. Aber ob Stadtgrün seinen 60. Geburtstag feiert oder sein Chef, das ist ja auch eigentlich egal. Für Genehmigungen von privaten Feierlichkeiten und Zeltaufbau in den Wallanlagen ist Stadtgrün zuständig, also auch Rautmann. Die Genehmigung war also auch kein Problem. „Le Jardin c'est MOI“ hat einmal ein berühmter Vorfahre Rautmanns formuliert, und Recht hatte er.

Probleme gab es danach nur mit der Redner-Frage. Henning Scherf, der sonst keinen 60. Geburtstag auslässt und jede Omi aus diesem Anlass gerne in den Arm nimmt, war diesmal nicht dabei. Auch aus dem Umweltressort wollte partout keine leitende Figur zum 60. Geburtstag kommen. Der Eigenbetrieb und die senatorische Dienststelle haben Krach, wie man weiß. Also war einfach niemand da, der die Stadt Bremen repräsentieren konnte. Aber für Monsieur „Le Jardin c'est MOI“ gibt es eigentlich auch keine höhere Autorität. Und so feierte denn der Dr. Rautmann mit seinen Untergebenen, die ihn ordentlich lobten. Und wer sollte, mangels Staatsrat oder Senatorin, die Rede auf Rautmann halten? Klar, der Redner c'est MOI, Rautmann.

Seine Untergebenen überreichten ihm eine Bronzeplatte, die Rautmann in den Boden einlassen sollte. Einen kurzen Moment hatte der Chef von Stadtgrün die Angst, hier sei sein Name eingraviert, obwohl er noch nicht tot ist und dies insofern der demokratischen Tradition widersprechen würde. Erleichtert war er, dass seine Mitarbeiter es an Respekt vor den demokratischen Traditionen nicht missen ließen. Eine kleine Ehrung hatten sie sich aber doch nicht verkneifen können: Die Gedenktafel zur Einweihung des Theatergartens vermerkt „zum 200-jährigen Walljubiläum“ auch ein Datum. Das nennt aber mitnichten den Mittwoch, an dem die Senatorin das Jubiläum feierte, sondern – na, was wohl? – den 18. Mai, den Geburtstag von „Le Jardin c'est MOI.“ Das hat er verdient, findet

Ihre Rosi Roland