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Mit 60 in die Muckibude

■ Krankenkassen, freut Euch! Die Bremer Heimstiftung geht neue Wege in der Altersvorsorge: Das Heimstiftungs-Haus Riensberg bietet „Fitness 60 plus“

ETZEN SIE SICH DOCH mal drauf“, fordert Thomas Ullrich vom Haus Riensberg die umstehenden Damen auf. Der Krankengymnast betreut die Fitness-Gruppen im neu eröffneten „Vital-Treff“ in der Dependance der Bremer Heimstiftung an der Riekestraße, und die Sitzgelegenheit, die Ullrich den Seniorinnen anbietet, ist natürlich ein spezieller Trainer für die Arm- und Rückenmuskulatur.

Das Angebot richtet sich an die Gruppe 60 plus, also alle, die 60 Jahre oder älter sind. Räume und Geräte sind speziell auf deren Bedürfnisse zugeschnitten. „Die Stühle an den Rückentrainern können zum Beispiel zur Seite geklappt werden“, erklärt Ullrich, „damit auch Rollstuhlfahrer die Chance haben, zu trainieren“. Sie können sozusagen in die Maschine „hineinfahren“. Auch niedrigere Einstiege für die Geräte und größere Anzeigen an den Trainern tragen den Bedürfnissen der Nutzer Rechnung. „Dafür haben wir teilweise Spezialanfertigungen bauen lassen“, informiert Heimleiterin Dörte Dieckmann. So etwas hat seinen Preis: Ein Spezial-Hometrainer kostet 3000 Mark. „Insgesamt haben wir hier Geräte für 70.000 Mark stehen“, schätzt Dieckmann.

Zum „Vital-Treff“ gehören nicht nur Hometrainer sondern auch ein Bistro und eine Kegelbahn. Vor allem geht es aber um die Gesundheit der Senioren: Von Osteoporose-Gymnastik über Aktivitäts-Training bis zu Gleichgewichts-Tests bekommen sie eine Palette von Möglichkeiten geboten: Hometrainer, Geräte für Muskelaufbau und eine Maschine, mit der die Balance trainiert und gleichzeitig Osteoprose vermindert werden soll, sorgen dafür, im Alter fit zu bleiben.

Laut Statistik stürzt jeder Dritte über 65 einmal im Jahr. Bei den über 80-jährigen soll es sogar jeder Zweite sein. Verantwortlich für diese Bilanz ist die Abnahme der Muskelmasse, die nicht nur mit dem hohen Alter sondern vor allem mit wenig Bewegung und Training zu tun hat. Und das sollte auch die Krankenkassen freuen. Schließlich kosten agile Menschen die Versicherungen weniger. „Wir beantragen, die Kurse von den Kassen bezahlt zu bekommen,“ so Thomas Ullrich.

Wichtig ist den Initiatoren außerdem, ihre Veranstaltungen für die breite Masse zu öffnen. „Das haben wir schon mit dem Internet-Kurs getan und auch unser Café ist für die Öffentlichkeit zugänglich“, wirbt Heimleiterin Dieckmann. Sowohl die geistige als auch die körperliche Fitness der Senioren liege ihr am Herzen, deswegen sei der Vital-Treff eben auch für Außenstehende geöffnet. Getrennt wird lediglich in interne und externe Gruppen. Zuerst seien die Angebote nur für HausbewohnerInnen gemacht worden, erzählt die Hausleiterin, und da seien jetzt Gruppen gewachsen, „die lieber unter sich bleiben wollten“.

Zur Zeit bietet die Heimstiftung neun Kurse: sechs für die Interessenten von außen und drei für die Hausbewohner. Sie laufen über acht Wochen und kosten pro Person 80 Mark. Für die Bewohner sind sie noch bis Ende Mai kostenlos.

Betreut werden die Kurse von Ullrich, der auch Sporttherapeut ist. „Die Teilnehmer kommen meist zu mir und sagen mir, was sie für ein Problem haben.“ Entsprechend dieser Vorgaben wählt Ullrich dann Gerät und individuelle Trainingsart aus. Und die Kurse kommen gut an: „Geht's jetzt endlich mal los“, beschwert sich eine ältere Dame, als Ullrich zehn Minuten in den Kurs hinein plaudert, „oder kommen wir hier heute zu gar nichts mehr?“.

Julia Kammigan

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