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Wenn Sie die tägliche Cannes-Kolumne gelesen haben, dann wissen Sie auch, dass Nanni Morettis Film als eher mittelmäßig bei Frau Nicodemus weggekommen ist. Die Jury des Filmfestivals hat sich von diesem Urteil nicht abschrecken lassen: Am Sonntagabend wurde die Goldene Palme der 54. Internationalen Filmfestspiele von Cannes an den Italiener Nanni Moretti vergeben. Der 47 Jahre alte Regisseur erhielt den Hauptpreis für „Das Zimmer des Sohnes“. Mit dem Großen Preis der Jury wurde der Österreicher Michael Haneke für „Die Klavierspielerin“ nach einem Roman von Elfriede Jelinek ausgezeichnet. Auch die beiden französischen Hauptdarsteller der „Klavierspielerin“ wurden mit Ehrungen bedacht. Isabelle Huppert und ihr Filmpartner Benoît Magimel, zuletzt ein hübsch anzusehender Ludwig XIV., erhielten die Preise für die besten schauspielerischen Leistungen.

Den Regiepreis teilen sich derweil zwei Amerikaner: Joel Coen für „The Man Who Wasn't There“ und David Lynch für „Mulholland Drive“. Der bosnische Regisseur und Drehbuchautor Danis Tanovic bekam mit seinem Antikriegsfilm „No Man's Land“ den Preis für das beste Drehbuch.

Hollywood hat ebenfalls Preise zu vergeben. Ganz frisch aus der Taufe gehoben, wurden am Wochenende die ersten World Stunt Awards verliehen. Ausgezeichnet werden „Luft-Stunts“, „Spezial-Stunts“, trainierte Tiere und allerlei Gefahren mehr. Jeweils zwei Ehrungen gingen an die Akteure von „Drei Engel für Charlie“, „Gladiator“ und „Mission: Impossible 2“. Außerdem bekam Arnold Schwarzenegger einen Sonderpreis. Den hat er auch verdient.

Nicht mehr ganz so gut im Geschäft ist Charlton Heston. Für das Remake von „Planet der Affen“ hat sich Tim Burton den Ex-Rapper „Marky Mark“ Wahlberg geholt, weil der die Kostüme besser ausfüllt als der alte Hagestolz. Dafür ist Heston aber im Amt als Präsident der „National Rifle Association“ bestätigt worden. Die Organisation mit immerhin 4,3 Millionen Mitgliedern wählte ihn zum vierten Mal in Folge – auch weil Heston so schön reden kann über Waffen. Zur Wiederwahl erklärte er jedenfalls sehr gerührt: „Ihr steht in der Folge der Farmer, die sich damals an der Concorde-Brücke versammelt haben“ – dort begannen die amerikanischen Unabhängigkeitskriege. Und als man ihm auch noch eine Muskete aus dem Krieg schenkte, war Heston nicht mehr zu halten: „Ich habe nur fünf Worte für euch: ‚Aus meinen kalten, toten Händen‘“. Der Sinn dieses Satzes ist allerdings ziemlich rätselhaft. Oder war das womöglich ein Zeichen für Timothy McVeigh?