Öko-TÜV für Biokost

Ein einheitliches Öko-Siegel soll ab Herbst Bio-Lebensmittel eindeutig kennzeichnen und den Siegel-Wirrwarr beenden. Einzug der Naturprodukte in Kühlregale der Supermärkte gefordert

BERLIN taz ■ Die Agrarwende von Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) bekommt ihr Markenzeichen: Ab Herbst werden Bio-Lebensmittel in Deutschland mit einem einheitlichen Öko-Siegel ausgezeichnet. Das neue Siegel, dessen Logo Mitte Juni vorgestellt werden soll, übernimmt die Kriterien der EU-Öko-Verordnung, erklärte Künast gestern in Berlin. Zuvor hatte sie sich mit Vertretern von Einzelhandel, Verbraucherverbänden, Ökobauern, Bioanbau und Ernährungsindustrie geeinigt. Selbst die bis zum Schluss widerspenstige Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (Agöl) ist nun mit im Boot. „Noch nie war die Zustimmung zu einem solchen Siegel so breit“, sagte Künast.

Das neue Prüfzeichen garantiert den Kunden unter anderem, dass die Lebensmittel nicht genmanipuliert sind, aus einer flächengebundenen Tierhaltung stammen und dass die Tiere sich artgerecht bewegen können. Darüber hinaus darf nicht mit Antibiotika in der Mast nachgeholfen werden. Die Qualität des Fleisches wird regelmäßig überpüft. Das Zeichen solle „Kaufbarrieren abbauen“, sagte Edda Müller vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Bisher habe es viel Verwirrung gegeben, „ob ein Produkt öko ist oder nicht“. Die eindeutige Kennzeichnung könne nun auch „Gelegenheitskäufer ansprechen“.

Bio-Lebensmittel müssen raus aus der Nische der Ökoläden, wenn Künast den Anteil der Öko-Lebensmittel von jetzt 3 auf 20 Prozent im Jahre 2010 steigern will. Gerd Härig vom Bundesverband des deutschen Lebensmittelhandels forderte denn auch, nun müsse auch die Nachfrage nach den Bioprodukten wachsen. „Sonst kommt es zu Überkapazitäten und damit zu einem Preiskampf.“

Hinter den Kulissen war das Öko-Siegel umstritten. So hatte die Agöl gefordert, strengere Kriterien als die EU-Richtlinie anzuwenden. Der Einzelhandel bestand aber auf der EU-Regelung. Auch die Anbauverbände „demeter“ und Bioland unterstützten die EU-Regel, um zwei konkurrierende Siegel zu verhindern.

BERNHARD PÖTTER

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