Triumph für das Schiefmaul

■ Prinzessinnenzähmung: König Drosselbart im Fundus Theater

„Das ist doch dies frauenfeindliche Märchen“, habe er als Reaktion auf seine Arbeit an König Drosselbart des Öfteren zu hören bekommen, erzählt Frank Puchalla. Schließlich lese sich die Vorlage, wie sie bei den Gebrüdern Grimm steht, wie „die Dressur einer Prinzessin in Reinform“ – Pygmalion sozusagen unter anderen Vorzeichen.

Im Märchen soll allerdings kein Blumenmädchen in der High Society bestehen, sondern des Königs Töchterlein vom hohen Ross kommen. Und das geschieht im Volksmärchen brachial. Die als arrogant beschriebene Prinzessin muss Demütigungen in Serie hinnehmen und beugt sich zum Schluss dem Willen des anfangs als hässlich, da schiefmäulig, empfundenen Königs Drosselbart.

Nach dem Motto: „Hochmut kommt vor dem Fall.“ Nach dem System „sucht euch weise Männer und lasst euch erklären, wie das Leben funktioniert“ wollte Frank Puchalla das Märchen aber gewiss nicht in neue Textform bringen, um es nachher mit dem Theater Breckekekex vor Kindern ab sechs Jahren aufzuführen. „Anfangs reizten mich vor allem die klaren Situationen in dem Märchen. Zum Beispiel die kaltschnäuzige Entschiedenheit der Prinzessin, als sie die Heiratsanwärter der Reihe nach abserviert.“

Schritt für Schritt wendet sich Drosselbarts Rachefeldzug gegen ihn selbst. Das Stück kommt nun zu ganz anderen Gewichtungen und Ergebnissen als die Vorlage – anhand zweier letztlich gleichgewichteter Figuren. „Es geht um Stolz und ums Streiten, ums gegenseitige Verletzen und darum, wie man damit umgeht“, so Puchalla.

Wesentlichen Anteil am Gelingen der Inszenierung wird die altertümliche Sprache haben. „Sie ist wie Musik“, meint Regisseur Thomas Bammer. Und wird ebenso wie die Rokokokostüme und der märchenhafte Stoff die Probleme der Figuren besonders hervorheben. „Bilder, die man im Märchen assoziiert, sind fantastisch. Was steckt hinter den Fassaden?“, fragt Sandra Kiefer alias Prinzessin. „Moderne Texte sind meist schwarzweiß. Aber zu sowas wie König oder Spielmann assoziiert man viel mehr als zu Wichser oder Schlampe. Das soll das TV machen.“ Auch dadurch, dass beide ProtagonistInnen immer wieder aus ihren Rollen heraustreten, ihre Kostüme mal über Schneiderpuppen beiseite hängen und Kommentare als ErzählerInnen geben, entsteht Spannung.

Schon bei den Proben wird sichtbar, dass das Spiel mit den archetypischen Figuren eines Märchens funktioniert. Ihnen haftet nichts Plakatives an, sie sind Menschen aus Fleisch und Blut mit viel Gefühl. Puchalla: „Es ist hilfreich, dass die Märchenfiguren nicht so vertraut sind. Jeder kann sich etwas aussuchen und ist nicht vorab vereinnahmt.“ Oliver Törner

Premiere 27. 5., 16 Uhr, Aufführungen: 30., 31.5., 10 Uhr, Fundus Theater