Nach „Gutsherrenart“

■ Die SPD begeistert sich an sich selbst, auch wenn der Star des Abends fehlt

„Für Bremen begeistern“ – diesmal sogar mit Franz Müntefering – versprach die Einladung der SPD. Bei dieser Aussicht waren nicht nur viele Genossen, sondern auch „Normalbürger“, die den SPD-Generalsekretär sehen wollten, in das World Trade Center gekommen. Münte kam aber nicht, denn „der Kanzler hat gerufen“, entschuldigte ihn Wolfgang Grotheer, der Vorsitzende des Unterbezirks Bremen-Stadt.

Die Bremer SPD nutzte die Gelegenheit, sich selbst zu feiern. In Ermangelung bundespolitischer Prominenz spielte König Henning (SPD) „den Pausenclown“, wie er selbst formulierte. Er bot einen Rundumschlag seiner Erfolgsgeschichte. Das war vielleicht unterhaltsamer als die Selbstdarstellung in den am Eingang verteilten Themenblättern der SPD, aber kaum informativer. Mehr Neubürger und mehr Arbeitsplätze müssen her, erklärte Scherf, und das mit dem Hafengebiet in Walle wird genau so gemacht, wie beschlossen. „Man muss nicht jedem Protest hinterherlaufen“, mahnte Scherf seine Genossen und verteilte flugs ncoh den nächsten Watschen: „... auch wenn die Kleingärtner Rambo Zambo machen“.

Während Henning Scherf den Saal wie ein Animateur aufheizte, gab sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Jens Böhrnsen als Mann für berechnete, politische Kritik. Die CDU sei eine „bundespolitische Nullnummer“, analysierte er. Innensenator Bernt Schulte habe seinen „finalen Rausschmiss“ bekommen. Auch für Scherf gab's Kritik - in Maßen: „Ich hätte mir mehr Sensibilität im Umgang mit den Kleingärtnern gewünscht“. Die Stadtteilbewohner „dürfen nicht denken, für Vorzeigeprojekte hintanzustehen“, spielte er auf den Protest der Waller gegen die drohende Verkehrsbelastung an. Für seine Scherf-kritischen Andeutungen bekam insbesondere Böhrnsen donnernden Applaus.

Wolfgang Grotheer hatte anfangs gefordert, „Politik im Rathaus nicht mehr nach Gutsherrenart zu machen“. Dies war aber offenbar nicht angekommen. Für das angekündigte „Frage- und Antwort-Spiel“ wurden zwar Fragen aus dem Publikum gesammelt, Antworten wurden aber nicht gegeben. Anstelle von Antworten befand Bezirksvorsitzender Grotheer: „Wir beenden hier jetzt die Veranstaltung, die Politiker stehen dem Publikum an der Theke noch zum Gespräch bereit“. Scherf begab sich in den Kreis von Genossen, Böhrnsen war mit einem Radio Bremen-Reporter zu beobachten. juka