5.000 Schilling pro Semester

Ab Herbst kostet das Studium in Österreich Geld. Die Einnahmen gehen an den Finanzminister – abgesehen von einem Fonds für die marode Infrastruktur der Unis

„Solange ich Ministerin bin, wird es in Österreich keine Studiengebühren geben“, gelobte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer noch kurz vor den Sommerferien vergangenen Jahres. Wenig Monate später war sie umgefallen: Sie stimmte der Erhebung von Studiengebühren zu. Ab diesem Herbst werden Studierende somit an Österreichs Hochschulen wieder zur Kasse gebeten. Das Studium, seit der Ära des sozialdemokratischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky (1970–1983) unentgeltlich, wird wieder zum Privileg der Bessergestellten.

Finanzminister Grasser, der für nächstes Jahr ein Nulldefizit anpeilt, hatte alle Kollegen zu Einsparungen gedrängt. Auch das Bildungsressort musste seinen Beitrag leisten. In den Schulen müssen LehrerInnen um ihre Posten zittern, die Arbeitszeiten und die Schülerzahlen pro Klasse steigen. Die Unis, in den letzten Jahrzehnten zu Massenuniversitäten geworden, sollen kräftig durchgeputzt werden. Einen Teil der Gebühren, so das Trostpflaster, dürfen die Unis in die Sanierung ihrer heruntergekommenen Infrastruktur stecken.

Entrüstungsstürme von Studierenden und Professorenschaft blieben in der schwarz-blauen Regierung ungehört. Man müsse halt in Zukunft schneller studieren, hieß es lapidar. Für Söhne und Töchter aus gutem Hause und deren Eltern bedeuten die 5.000 Schilling (etwas mehr als 700 Mark) pro Semester keine große Belastung. Betroffen fühlen sich vor allem all jene, die sich ihr Studium durch Arbeit finanzieren müssen. Naturgemäß können gerade sie schwerlich in der Mindestzeit alle Prüfungen hinter sich bringen. Also diejenigen, die es sich am wenigsten leisten können, müssen am meisten zahlen.

Ungeklärt ist die Situation der ausländischen Studentinnen und Studenten. EU-Bürger sind den österreichischen Kollegen gleichgestellt – alle anderen zahlen das Doppelte. Diese mussten bisher schon 4.000 Schilling (570 Mark) pro Semester zahlen.

Jungen Leuten, die aus Entwicklungsländern stammen, wurden die Gebühren bisher erlassen oder aus Geldern der Entwicklungszusammenarbeit finanziert. Damit soll jetzt Schluss sein. Wenige Monate vor Beginn des ersten gebührenpflichtigen Semesters wissen sie nicht, ob und wie viel sie zahlen müssen. Sollten auch Studierende aus dem Süden zahlen müssen, wird unweigerlich die reiche Elite der jeweiligen Länder gefördert. Denn anders als in den meisten EU-Staaten dürfen Ausländer mit Studentenvisum in Österreich nicht einmal legal jobben.

RLD