Ares geschluckt

Kieler Stadtwerke kaufen den verschuldeten Berliner Stromhändler Ares. Geplanter Börsengang ist damit passé

Einer der größten neuen Anbieter auf dem deutschen Strommarkt, Ares Energie aus Berlin, hat sein Stammgeschäft an die Kieler Stadtwerke verkauft. Mit der Ares Energie Direkt GmbH wandern 110.000 feste Kunden an die Stadtwerke, teilten die Kieler am Mittwoch mit. Damit steigt deren Kundenstamm auf rund 310.000. Das Stromkundengeschäft macht zwei Drittel des Umsatzes der verschuldeten Berliner aus, verschlang aber auch einen Großteil der Kosten, die durch Probleme bei der Durchleitung in die Höhe getrieben wurden.

Zum Kaufpreis wollten die Unternehmen keine Angaben machen. Nach Medienberichten flossen für die Übernahme zum 1. Mai 60 Millionen Mark, ein Großteil zur Begleichung der Schulden. Arbeitsplätze würden nicht abgebaut, erklärten die Stadtwerke. 125 der 150 Ares-Beschäftigten arbeiten nun für die Kieler, die sich von der Übernahme einen neuen Vertriebsweg versprechen. Zu den 110.000 Kunden kommen voraussichtlich noch 30.000 Neukunden von Ares, die einen Anschluss bei dem Anbieter bereits bestellt haben.

An der verschuldeten Ares Energie, die ihren Börsengang im vergangenen Jahr in letzter Sekunde verschoben hatte, hielt Unternehmensgründer Andreas Rose zuletzt noch fast 50 Prozent. Die Bankgesellschaft Berlin und die Commerzbank sind mit rund 23 und 14 Prozent beteiligt. Ares hatte wegen hoher Investitionen in die Powerline-Technologie, die Telefon- und Internetdienste über Stromkabel möglich macht, seine Verluste im vergangenen Jahr auf fast 16 Millionen Mark mehr als verdoppelt. Der Umsatz stieg um mehr als das Sechsfache auf knapp 48 Millionen Mark.

Bei den Kieler Stadtwerken hält der US-Stromkonzern Texas Utilities (TXU/Dallas) mit 51 Prozent die Mehrheit. Die Stadt Kiel hatte die Anteile im vergangenen Juli an die Deutschland-Tochter TXU Europe Energie Trading Deutschland GmbH verkauft.

Bei Ares bleiben jetzt noch das Wärmegeschäft, die Energieberatung und das Angebot von Telekommunikationsdiensten aus der Steckdose, das Ares noch in diesem Jahr auf den Markt bringen will. Ein Börsengang ist damit vom Tisch. DPA