Wissen denn Sie, was sinnvoll ist?

■ Experimentelles: Junge Filmemacherinnen aus der Schweiz präsentieren ihre Videos

„Adolescence was not very easy“, flüstert eine Frauenstimme im Off. Schlagartig färbt sich die Unterhose des Mädchens auf dem Bildschirm rot. Bis sich sogleich ein überdimensionaler Tampon darüber schiebt und schließlich die Unterhose ganz verdeckt.

Dies ist nur ein Ausschnitt aus dem experimentellen Kurzvideo Welcome to my Homepage der Schweizer Künstlerin Barbara Naegelin. Für sie ist die Videoarbeit ein „polykompatibler Katalysator und gleichermaßen Transformator, um mit den vielen Dingen des Lebens fertig zu werden“. Dabei ist sie stets ihr eigenes Versuchskaninchen.

Geboren 1967 in Venezuela, aufgewachsen auf einem Schweizer Bauernhof, lebt und arbeitet Naegelin heute in Luzern und Basel. Sie wandert zwischen zwei Welten, immer wieder packt sie das Fernweh und zieht sie nach Süd- und Mittelamerika.

Mit dieser Zerrissenheit beschäftigt sie sich auch in ihrer Videobiografie. Sie versucht, „alles, was anfällt in meinem Umfeld, e-xemplarisch in Bezug auf mich zu verwerten.“ Von den Selbsterfahrungsfilmen der 1970er unterscheiden sich Naegelins Werke vor allem durch eine humoristische Sicht auf sich selbst. „Humor ist mir ein ernsthaftes Anliegen, ebenso wie Ernst- und Wahrhaftigkeit“, sagt sie.

Naegelin versteht sich auch als politische Aktivistin. 1998 hat sie zusammen mit anderen Schweizerinnen, beispielsweise der Sängerin und Kabarettistin Muda Mathis, das „Manifest großer und angesehener Künstlerinnen“ veröffentlicht. Mit Slogans wie „Bildet Banden!“ fordert die Gruppe weibliche Künstlerinnen dazu auf, sich wie ihre männlichen Kollegen zu vernetzen und aktiv auf dem Kunstmarkt mitzumischen. Im November vorigen Jahres haben sie das Manifest mit einer multimedialen Performance im Metropolis-Kino vorgestellt.

Zusammen mit den Filmerinnen Yumiko Egloff, Muriel Utinger und Tina Z'Rotz wird Naegelin am kommenden Samstag wieder im Metropolis zu Gast sein. Die vier präsentieren einen selbstproduzierten Video-Cocktail namens „Alpenglut“. Das Programm umfasst insgesamt dreizehn kurze Filme, die zwischen einer und fünfzehn Minuten lang sind. Ganz nach Schweizer Art gibt's „zwischendurch Armbrustschießen und charmant-holprige Gespräche“, verspricht Naegelin.

Die Veranstaltung soll eine Art Happening-Charakter tragen, nach dem Motto: Das Luzerner Südseebecken küsst den Hamburger Nordmeerbusen. Ansprechen möchten die Künstlerinnen Menschen, die folgende Fragen mit „nein“ beantworten würden: Wissen Sie, was sinnvoll ist? Kennen Sie die Schweizer Meerjungfrauen? Glauben Sie felsenfest ans Internet? Verabscheuen Sie Gefahr und Herzblut? Wollen Sie auf uns verzichten? Katrin Jäger

Sonnabend, 19 Uhr, Metropolis