: Alster-Skaten zum Spaß
Rundkurs wird an sechs Sonntagen abgesperrt. Keine Demonstration mehr. 300.000 SkaterInnen in Hamburg ■ Von Gernot Knödler
Der Alsterlauf auf Rollerblades hat jetzt einen neuen Hauptsponsor. Die Veranstaltung wird in diesem Sommer nicht mehr als politische Demonstration angemeldet, sondern als Freizeit-Vergnügen. Anstelle der von der Stadt bezahlten PolizistInnen sollen daher privat beschäftigte Ordner für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Die Bürgerschaft beteiligt sich an dem Event zwar noch mit 12.500 Mark. Neuer Hauptsponsor und Namensgeber ist aber die Mopo.
Wie Volker Nagel von der Hamburger Inline-Skating Schule (HIS) gestern erläuterte, wird jeden zweiten Sonntag im Monat von Juni bis September ein Straßenrundkurs direkt an der Außenalster den Inline-SkaterInnen vorbehalten sein. Dazu kommen Termine am dritten Sonntag im Juli und im September. Die Strecke ist siebeneinhalb Kilometer lang. Jeweils von 12 bis 15 Uhr wird sie von Autos, Fußgängern und Radlern frei gehalten. Zur Abrundung gibt es ein wenig Budenzauber. Mitmachen ist kostenlos.
Durch die neue Organisationsform dürfte die Alsterrunde auf Rollen an Qualität gewinnen: Mussten die TeilnehmerInnen 1999 und 2000 langsam im Pulk hinter der Polizei her gurken, kann jetzt jedeR beliebig schnell rollen und sich überdies an einer beliebigen Stelle einfädeln. „Gemütliches Sightseeing“ soll Nagel zufolge auf diese Weise ebenso möglich sein, wie ein „sportlicher Trainingslauf“.
Nagel und seine VereinskameradInnen von der HIS hatten die politische Unterstützung von GAL und SPD für das Vorhaben organisiert und die Sponsoren gesucht. Dafür erntete er Lob aus dem Senat: „Wir begrüßen alle Initiativen, die sich bemühen, dieser Sportart Räume zu geben und einen organisatorischen Rahmen dafür zu schaffen“, sagte Jürgen Schulke von der Innenbehörde. Bundesweit werde derzeit geprüft, welcher Status den SkaterInnen im Straßenverkehr zuerkannt werden solle. Im Herbst, schätzte Schulke, könnte eine Entscheidung dazu fallen.
Diese tut Not, denn wer heute nach den Regeln der Straßenverkehrsordnung rollt, hat wenig Freude daran. Radwege sind tabu, auf dem Gehsteig sollen Skater die FußgängerInnen nicht behindern und auf der Straße müssen sie sich Nagel zufolge wie Fußgänger verhalten. Es müsse mehr Platz für „sanften Mobilität“ geschaffen werden, damit sich FußgängerInnen, RadlerInnen und Skater nicht ständig ins Gehege kommen, forderte der Sportwissenschaftler.
Schließlich gibt es nach einer Untersuchung der Universität allein 300.000 SkaterInnen in Hamburg. Nach den Erkenntnissen der Sportwissenschaft ist Skaten gesünder als Joggen, weil es die Gelenke schont, die Rumpfmuskulatur und den Gleichgewichtssinn trainiert. Zugleich ist es mit 1,62 Verletzungen pro 1000 Stunden weit weniger gefährlich als etwa Fußball, wo dieser Wert bei mindestens 7,6 liegt.
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