„Als Kind ist jeder ein Künstler“

■ Das Kinderhaus Löwenzahn in Osterfeuerberg ist 50 Jahre alt geworden und feiert mit einer Kinderkunst-Ausstellung

„Ich will nicht wissen, was du gemacht hast, ich will wisen, wie du das gemacht hast“. Die Frage des 6-jährigen Timo bringt das Konzept des Kinderhauses Löwenzahn in der Schleswiger Straße 51 in Walle auf den Punkt. „Nicht das Produkt ist entscheidend, sondern der Prozess“, sagt die Löwenzahn-Leiterin Monika Drüke-Mammen.

Und das gilt für die Kindertagesstätte als Ganzes – feierte der Löwenzahn doch gestern seinen 50sten Geburtstag. Zum Jubliäum gab's Kinderkunst. Frei nach Picassos Worten: „Als Kind ist jeder ein Künstler.“

Das heutige Löwenzahn ist mit zwei weiteren Kindertagesstätten in Walle und in der Stadtmitte eines der ältesten KTHs in ganz Bremen. Für die Kinder aus dem Bremer Westen, der nach dem Krieg in Schutt und Asche lag, war diese Neugründung ein Hauptgewinn. Ein bisschen Kindheit im Nachkriegsdeutschland, obwohl damals, so Monika Drüke-Mammen, die reine Versorgung im Vordergrund stand. Viele Mütter waren nach dem Krieg auf sich allein gestellt, nicht wenige Kinder verwahrlosten in ärmlichen Verhältnissen. Eine Mahlzeit und die Möglichkeit, sich zu waschen, gehörten für manche zum Luxus.

Heute sind die Probleme der Waller Kids andere. Eingezwängt zwischen Autotrassen ist kaum ein freies Plätzchen zum Spielen zu finden. Zum Konzept des Löwenzahn gehört es dementsprechend aufzuzeigen, dass die Seele auch im begrenzten Raum baumeln kann. Das Paradies des Löwenzahn ist ein für Kinderhorte ungewöhnlich großer Garten mit Kunstwerken zum Klettern aus verschiedensten Materialien. Damit aber nicht nur die Löwenzähnchen glückliche Klettermaxe sind, haben alle Anwohner einen Schlüssel zu dem großen Freigelände.

„Unser Konzept ist nicht nur für Waller Kinder, sonder für alle wichtig. Wir wollen, dass Kinder experimentieren und forschen. Sie sollen mit allen Sinnen Dinge erleben“, erläutert Drüke-Mammen. In einem einjährigen Projekt erlebten die Kiddies ganz ohne Vorgaben, wie jeder selbst zum Künstler werden kann. Die entstandenen Werke wurden gestern allen Eltern erstmalig gezeigt.

Und wie wird zum Beispiel aus Ton ein Kunstwerk? „Indem die Kinder merken, wie sich Ton anfühlt. Indem sie ausprobieren können, wie tief man einen dicken oder eine dünnen Stock in den Ton ste-cken kann. Da muss man den Kindern viel Freiraum lassen“. Erzieherin Heike Krugjahn zeigt stolz die Arbeiten ihrer Gruppe. Tonmasken von den Kleinen, Büsten von den Vorschulkindern. Klein Dobin soll über seine Maske gesagt haben: „So was Schönes hab' ich noch nie gemacht“.

sand