Verkehrs-Jammern
: Die Vier kommt

■ Arbeiten für den 2. Bauabschnitt der Linie 4 beginnen im Juni

„Wir rechnen mit massiven Belastungen. Aber die sollen so weit es geht eingegrenzt werden“. Die Bremer Bausenatorin Christine Wischer gibt es zu: Der umstrittene zweite Bauabschnitt der straßenbahn-Linie 4 von Horn-Lehe nach Borgfeld wird viel Staub aufwirbeln. Und der beginnt in wenigen Tagen.

Für die Weiterführung der Straßenbahn wird nämlich gleich die ganze Verkehrsfläche umgestaltet. Das bedeutet im Klartext: Rad- und Fußwege, die Straße und der Parkstreifen werden aufgerissen, 120 Bäume wurden bereits gefällt. Am Ende des 60-Millionen-Projektes soll dann die Bahn durch eine neue Baumallee fahren, auf einer begrünten Gleis-Trasse.

Georg Drechser von der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) steht jedenfalls schon „in den Startlöchern“. Er freut sich auf „30 Prozent mehr Fahrgäste“, die den Individualverkehr stärker entlasten. Dafür müssen die Pendler ersteinmal ganz schön Staub schlucken. „Wenn Sie ein Wohnzimmer tapezieren, haben Sie auch viel Dreck und müssen Möbel rücken, aber nachher ist alles viel schöner“, schließt Georg Drechsler seine Zukunftsvision ab.

Schon nach den Sommerferien soll dafür der Knotenpunkt am Autobahn-Zubringer schöner und besser sein. Dann wird es zwei Rechtsabbiegerspuren und eine Geradeausspur in Richtung stadteinwärts geben.

Vorerst jedoch werden die insgesamt 18 Monate Bauzeit schwer im Magen liegen, bevor die Linie 4 zum ersten Mal in Borgfeld Halt machen kann. Um diese Bauzeit einzuhalten, wird der gesamte Bauabschnitt von 3,5 Kilometer Länge auf einmal zur „Powerbaustelle“ erklärt, so die Senatorin Wischer. Power bedeutet für Frau Wischer, dass auch am Wochenende auf der Baustelle der Presslufthammer rattern wird.

Zuerst geht es dem Pflaster Richtung Bremen an den Kragen. Der Verkehr soll dann einspurig über die Gegenfahrbahn rollen. Damit die befürchteten Staus möglichst kurz bleiben, will Wischer die Grünphasen der Ampeln länger schalten. Ab November wird dann die stadtauswärtige Straße beackert. Mit dieser Maßnahme schlägt die Stadt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Da eh schon alles auf ist, werden gleich Kanäle und Leitungen mit erneuert. Ab September 2002 sollen dann die Schiene verlegt werden und die letzten der insgesamt 350 neuen Bäume gepflanzt sein.

Massive Kritik an der Verkehrsführung erhebt dagegen der ADAC. Der Autoclub befürchtet, dass der „Lange Jammmer“ für alle Autofahrer zu einem 18 monatigen Staujammern verkommt. Zudem seien die Umleitungen über Ritterhude und Oyten schlicht unzumutbar. Eine innerstädtische Umleitungsalternative aber gibt es nicht. Der als Entlastung angedachte Kuhgrabenweg würde die LKWs nicht aushalten.

Dazu die Senatorin: “Wir haben alles genau geprüft. Wir haben nichts anders anzubieten“. Na dann, fröhlichen Aufriss!

sand