Patentamt legalisiert Bio-Piraterie

Das Europäische Patentamt hat seine eigenen Regeln ignoriert und dem US-Konzern DuPont zugleich ein Monopol über alle ölreichen Maissorten verschafft. Greenpeace und Misereor protestieren gegen den Genklau und legen Widerspruch ein

von WOLFGANG LÖHR

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace und das katholische Hilfswerk Misereor haben gemeinsam Einspruch gegen ein Pflanzenpatent des Chemiekonzerns DuPont eingelegt. Mit der Patentschrift EP 744888 hat der US-Konzern de facto ein Monopol für alle Maispflanzen mit einem Ölgehalt von mehr als 6 Prozent erhalten. Wie Greenpeace gestern bekannt gab, ist das Patent schon im August vom Europäischen Patentamt (EPA) erteilt worden. Heute läuft die Einspruchfrist ab.

Für den Greenpeace-Experten Christoph Then handelt es sich bei diesen Patent „eindeutig um „Bio-Priaterie“. Weder das Herkunftsland der Maispflanzen noch die lokalen Gemeinschaften, die diese Ressourcen bisher züchteten und nutzten, seien um Zustimmung gefragt worden.

Mit dem Patent könnte DuPont jeden Anbau von Mais mit einem Ölgehalt von über 6 Prozent verhindern. Selbst Bauern in Mittelamerika, das als Ursprungsregion des Maises gilt, könnten gezwungen werden, Gebühren zu bezahlen, wenn sie ölreichen Mais anbauen.

Dass das EPA dem Patentantrag entsprochen hat, ist auch für Then überraschend. „Die gängigen Sorten, die in den Hauptanbaugebieten genutzt werden, haben zwar keinen so hohen Ölgehalt“, so der Patentexperte, „es gibt aber bereits zahlreiche, zumeist exotische Maisvarietäten, die auf mehr als 6 Prozent Ölgehalt kommen.“

Erst im vergangenen Jahr hatte die Iowa State University 10.000 in Saatgutbanken eingelagerte Maisvarietäten auf ihren Ölgehalt hin untersucht. Der Ölgehalt, so das Ergebnis, variiert von „weniger als 1 bis zu 13,2 Prozent“.

Bestürzung über das Patent herrscht auch am Internationalen Weizen- und Maisforschungsinstitut Cimmyt in Mexiko. Dort läuft seit längerem ein internationales Züchtungsprojekt zur Verbesserung des Ölgehaltes in Maispflanzen. Die Eigenschaften der ölreichen, „exotischen“ Maispflanzen sollen in anbaufähige Sorten eingekreuzt werden. Dieses Projekt sei ernsthaft durch das DuPont-Patent gefährdet, heißt es in einer Cimmyt-Mitteilung.

Das DuPont-Patent „ist typisch für die immer weiter ausufernde Praxis des Europäischen Patentamtes bei der Patentierung von Lebewesen“, schreibt Greenpeace in seiner Einwendung. Im vorliegenden Fall habe es sich nicht einmal an die eigenen Regeln gehalten. Danach darf ein Patent nur erteilt werden, wenn es sich um eine neue Erfindung handelt. Auch müsse das in der Patentschrift angegebene Verfahren reproduzierbar sein. Beides ist in dem Maispatent von DuPont nicht der Fall. Die Untersuchung der Iowa-Universität zeigt eindeutig, dass ölreichere Maispflanzen schon viel länger existieren. Und auch das von DuPont genutzte Verfahren rechtfertigt keinesfalls ein derart umfassendes Patent. DuPont hatte Maispflanzen einfach mit einer erbgutverändernden Substanz behandelt, ein Schrotschuss-Experiment. Zufällig sind dabei auch Pflanzen mit einem höheren Ölgehalt entstanden.