Bloß keine Kandidatensuche

Angela Merkel und Edmund Stoiber wollten sich gestern auf Wahlkampfstrategie festlegen. Konkurrenz um Kanzlerkandidatur spielt angeblich keine Rolle

BERLIN taz ■ Seit’ an Seit’ sind Edmund Stoiber und Angela Merkel gestern durch den Tag geschritten. Dass dieser Vorgang bereits Nachrichtenwert hat, ist eine Folge der zunehmenden Nervosität in CDU und CSU, welcher der beiden Parteichefs sich letztlich als Kanzlerkandidat der Union durchsetzt. Am Nachmittag stellten Merkel und Stoiber in der Bundestagsfraktion das gemeinsame Einwanderungspapier der Parteien vor. Für den Abend war ein Gespräch „im engsten Kreis“ geplant. Die Konkurrenz um die Kanzlerkandidatur, so beteuerten Parteisprecher, spiele bei den Terminen überhaupt keine Rolle.

„Wer in der Begegnung ein Geheimtreffen vermutet“, so Stoiber, „ist auf dem Holzweg.“ Die offizielle Linie der Union lautet, den Kandidaten erst 2002 zu küren. „Ein Ottmar Hitzfeld oder ein Sammer lassen sich auch nicht drängen“, sagte der bekennende FC-Bayern-Fan Stoiber. Wie die Teilnehmer der Abendrunde das Thema Kanzlerkandidatur vermeiden wollen, blieb ihr Geheimnis. Denn im Mittelpunkt der Beratungen sollte nach Angaben von CSU-Landesgruppenchef Michael Glos eine gemeinsame Wahlkampfstrategie stehen. Neben den beiden Parteichefs sowie Glos und Unionsfraktionschef Friedrich Merz waren auch die zwei Generalsekretäre Laurenz Meyer (CDU) und Thomas Goppel (CSU) geladen. Zuvor hatte CSU-Vize Horst Seehofer für Irritationen gesorgt, weil er als erster Politiker der Führungsriege seiner Partei offen für Stoiber als Kanzlerkandidat plädierte. „Stoiber ist doch der Einzige, der als Schröder-Gegner überhaupt noch ernst genommen wird“, wurde Seehofer im Magazin Focus zitiert. PATRIK SCHWARZ