Reden in Nahost

Journalisten im Gaza-Streifen entführt. Palästinenser und Israelis sollen Gespräche wieder aufnehmen. Putin entsendet Sonderbotschafter

JERUSALEM taz ■ Im Gaza-Streifen haben gestern Nachmittag militante Palästinenser, die angaben, den „Fatah-Falken“ von Jassir Arafat anzugehören, drei US-amerikanische und einen britischen Journalisten entführt. Dies sei eine Warnung an George W. Bush und Tony Blair, die gleichgültig zusähen, wie Israel das palästinensische Volk massakriere, erklärten sie und kündigten an, die Geiseln um 18 Uhr Ortszeit wieder freizulassen. Am Morgen war ein israelischer Siedler in der Nähe der Stadt Nablus im Auto erschossen worden.

Dabei hatten sich einen Monat nach dem Abbruch ihrer Gespräche Israel und die Palästinenser gerade auf die Wiederaufnahme der Sicherheitskooperation geeinigt. Gestern Abend und am heutigen Mittwoch sollten die Verhandler zusammentreffen. Damit hat der US-Sonderbotschafter William Burns für den Nahen Osten, der am vergangenen Montag sowohl mit Palästinenserchef Arafat wie mit dem israelischen Preminierminister Scharon zusammengetroffen war, eine erste Annäherung zwischen den beiden Konfliktparteien erreicht. Nachdem Arafat am Montag nach Moskau gereist ist, will der russische Staatschef Putin nun auch einen russischen Verhandler in den Nahen Osten schicken. Dieser solle auf Basis des Mitchell-Berichts und der ägyptisch-jordanischen Friedensvorschläge tätig werden.

Die Palästinenser hatten den Bericht der so genannten Mitchell-Kommission, auf dem Burns’ Aktivitäten fußen, ohne Abstriche offiziell akzeptiert und fordern nun von Israel, den Siedlungsbau einzustellen. Während sie jedoch eine rasche Umsetzung der Mitchell-Vorschläge wollen, befürworten die Israelis eine „Abkühlungsphase“ von einem Monat. Premierminister Scharon will zudem die Frage eines Stopps der jüdischen Siedlungen, wie ihn der Mitchell-Bericht vorsieht, auf die Zeit der Verhandlungen über die Endstatus-Lösung verschieben und stattdessen die bereits geschlossenen Verträge umsetzen. Offenbar ist Scharon zu einer weiteren Gebietsabgabe bereit. Im Gegenzug sollten die Palästinenser „Terroristen verhaften“ und illegale Waffen beschlagnahmen.

In Jerusalem kündigte Bau- und Wohnungsminister Nathan Scharansky die Ausschreibung für den Bau von 710 neuen Wohneinheiten in zwei jüdischen Siedlungen an.

SUSANNE KNAUL