Schwere Jungs und trickreiche Möwen

■ Der Platzwart des FC St. Pauli zum Football-Auftakt am Millerntor

Neuer Trainer, neue Spieler, altes Stadion: neues Image. Die American Footballer der Hamburg Blue Devils betreten mit dem morgigen ersten Heimspiel der, mit einem 31:19-Sieg bei den Kiel Baltic Hurricanes eröffneten, Bundesliga-Saison neue Wege. Nach dem Super-GAU der vorigen Spielzeit, mit dem sportlichen Absturz, dem Rücktritt von Boss Axel Gernert und dem von ihm hinterlassenen Schuldenberg, wurden grundlegende Veränderungen zwingend. 16 abgewanderten Spielern stehen 29 Neuzugänge gegenüber, ein Drittel aus dem eigenen Nachwuchs. Aber auch Topstars wie Running-Back Estrus Crayton und der neue Coach Kent Anderson – beide von den Braunschweig Lions – wurden verpflichtet. Was den Imagewandel der Devils – Schatzmeister Stefan Schumann: „St. Pauli passt nun besser zu uns“ – perfekt macht: Die Heimspiele werden am Millerntor und nicht mehr im nun viel zu teuren Volksparkstadion ausgetragen.

Doch welche Auswirkungen hat das auf den „Erste-Fußball-Bundesliga-Rasen“? Die taz sprach vor dem ersten Kick-Off mit Dieter Röhsa (64), seit 13 Jahren Platzwart des FC St. Pauli.

taz: Guten Tag, Herr Röhsa, die Fußballer machen Sommerpause. Sie haben dennoch gut zu tun?

Dieter Röhsa: Immer. Gerade erst hat die für den Rasen so wichtige Regenerationszeit begonnen. Jeder Tag zählt. Ist doch kaum noch was Grünes zu sehen. Das muss erst mal wieder wachsen. Ich muss mit meinem Assistenten Nils Müller auch viele Stellen ausbessern.

Wie soll das denn gehen? Die Blue Devils spielen doch in den Sommermonaten hier.

Optimal ist das sicher nicht. Der Rasen kann sich nicht richtig erholen. Außerdem sind da einige schwere Jungs dabei und ich muss auch aufpassen, dass die Cheerleader nicht auf der Spielfläche herumhüpfen und alles kaputttrampeln. Zweimal im Jahr finden im Sommer aber auch noch Konzerte statt. Dann wird der Rasen zwei Tage lang mit Parkett zugedeckt und kriegt keine Luft.

Welche Tricks für saftiges Grün haben Sie denn?

Wenn ich kleinere Stellen neu ansähen muss, spanne ich immer einen engmaschigen Draht darüber, damit die Tauben nicht die Saat wegfressen.

Jetzt sitzen gerade viele Möwen auf dem Platz. Sind die auch gefährlich?

Die ruhen sich nur aus oder trappeln mit den Füßen ganz schnell auf dem Boden herum. So täuschen sie Regen vor und die Würmer kommen nach oben.

Beim Football gibt es mehr Linien als beim Fußball. Kreiden Sie die etwa auch?

Dafür haben die Blue Devils selber jemanden. Stimmt, der hat mehr zu tun als ich.

Haben Sie zu Hause eigentlich auch einen Rasen?

Einen Rollrasen auf dem Balkon, oder wie? Ich habe noch nicht mal einen Garten. Dafür hätte ich aber auch gar keine Zeit.

Interview: Oliver Lück

Morgen, 18.30 Uhr am Millerntor: 2. Spieltag der German Football League, Hamburg Blue Devils gegen die Schwäbisch Hall Unicorns