■ Urdrüs wahre Kolumne
: Gesellschaft für Bedrohte Völker

Auch in heimischen Freibädern verbreitet sich die bislang nur an mediterranen Hotel-Pools gepflegte teutonische Unsitte, die aufgestellten Bänke durch irgendwelche Utensilien dauerhaft zu besetzen. Strafverschärfend geschieht dies mitunter auch durch weisse Frottee-Badelaken mit schwarz-rot-goldener Umrandung, auf denen zu lesen steht „1 Quadratmeter Deutschland“: Und bitte ich alle Wohlmeinenden und Gerechtdenkenden, solche chauvinistische Inbesitznahme öffentlicher Ruhezonen durch sofortige Entfernung dieser Kriegsflaggen des Eigennutzes zu ahnden: Ins Wasser damit!

Die SPD in Bremen stirbt aus! Diese erschütternde Nachricht in eben dieser Zeitung zu lesen und einen Appell an die Gesellschaft für bedrohte Völkchen zu richten, war dem Endesunterzeichneten eins – und das nicht nur aus dem sentimentalen Gutmensch-Motiv der Erhaltung einer andersartigen Lebensform. Wenn die Bremer Sozialdemokröte ausstirbt und wir am Ende in zehn oder zwanzig Jahren von den Gentechnologen erfahren, dass aus ihren Sekreten Wirkstoffe gegen alle möglichen Krankheiten entwickelt werden könnten, dann ist es freilich zu spät. Und nach der Auslöschung dieser Spezies Rückreuzungen aus dem sozialdemokratischen Anteilen bei Grünen und CDU vorzunehmen, wird am Ende teurer, als die rechtzeitige Errichtung eines Reservats zur artgerechten Haltung.

Grundsteinlegung in diesen Tagen für neue Beton-Metastasen am Moloch Messe, die als gefährliche Schmarotzer unweigerlich zum Tod des Freimarkts und damit zur Vernichtung einer bremischen Quintessenz führen: Dass die dafür verantwortlichen Freisektschlürfer, Provisions-agenten und Planstellen-Spekulanten dabei illegale Lohndumping-Kolonnen einsetzen, kann wohl keinen Kenner echter organisierter Kriminalität verwundern.

Also diese Rumkrittelei an den USA-Reiseplänen von Jens Eckhoff und dem Parlaments-Team der Union hat ja nun wirklich was Verbissenes. Am Ende gründet Lieschen Motschmann bei der Gelegenheit eine pfingstlerische Freikirche und wird als Telemissionarin entdeckt. Und als Dschäi Arr käme ja auch Eckhoff in der Neuverfilmung von „Dallas“ GUT zur Geltung. Ob allerdings Brigitte Dreyer als Miss Elly durchgeht, bleibt abzuwarten: Jedenfalls, ein paar werden schon ihr Glück dort machen – und dem Rest bleibt immerhin die städteplanerische Erkenntnis, dass Broadway und Obernstraße eine unterschiedliche Verdichtungsstruktur aufweisen, während die sanitären Anlagen bei McDonald's an der Domsheide besser in Schuss sind, als deren Filialen in Chinatown. Schön, wenn soviel dabei rauskommt!

Der frühere Freiraum-Theatraliker Jürgen Müller-Ohtzen startet heute in Findorff mit seiner Wohnzimmer-Bühne „the most little private“ durch und dürfte bei 28 Sitzplätzen alle Chancen der Welt haben, die durchschnittliche Belegungsquote der senatorischen Musical-Festspiele zu übertreffen: Als Anschubförderung und Starthilfe empfehle ich dem Kultur-Ressort eine Kammerfassung von „Peter und der Wolf“ mit Henning Scherf als Sprecher, Bernt Schulte am Klavier und Kuno Böse als Fagott. Das rechnet sich! Meint optimistisch

Ulrich
„Summertime“ Reineking