Euro auf Tiefstand des Jahres

Kursrutsch nach Äußerung des EZB-Chefs, er kümmere sich nicht um Wechselkurse

FRANKFURT/BERLIN rtr/taz ■ Der Kurs des Euro fiel gestern auf den tiefsten Stand seit einem halben Jahr. Er verlor zum Dollar deutlich an Wert und sank unter die Marke von 85 Cent. Gegen Mittag kostete ein Euro 0,8488 Dollar – mehr als einen ganzen Cent weniger als am Vortag.

Grund: Wim Duisenberg, der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), hatte auf einer Tagung in Wien gesagt, vom derzeit schwachen Kurs des Euro gehe keine Risiko für die Preisstabilität in der Euro-Zone aus. Händler und „Analysten“ lasen daraus schwindende Aussichten auf eine Intervention der EZB ab. Würde die EZB intervenieren, also Dollarbestände gegen Euro verkaufen und so das Euroangebot verknappen, würde das den Euro zumindest kurzfristig verteuern. Darauf haben Eurokäufer in letzter Zeit zunehmend spekuliert. Ist ihnen nun diese Hoffnung genommen, verkaufen sie ihre Bestände.

Duisenberg sagte in Wien außerdem, der Wechselkurs des Euro sei kein Ziel der EZB. Das ist nun nicht gerade neu und steht im Maastrichter Vertrag, in dem 1993 die Aufgaben der Bank definiert wurden. Trotzdem scheint auch diese Aussage die internationale Börsenwelt geschockt zu haben. Davon unbeeindruckt sagte Duisenberg, dass die derzeit inflationstreibenden hohen Öl- und Nahrungsmittelpreise nur vorübergehend seien und die Teuerungsrate im kommenden Jahr unter zwei Porzent sinken werde. Die höheren Preise dürften sich aber nicht in höheren Löhnen niederschlagen. KK