Joseph Kabila auf IWF-Kurs

Mit drastischen Maßnahmen will Kongos Präsident Kabila IWF und Weltbank gefallen. Die verlangen 880 Millionen Dollar Schuldendienst, bevor sie dem Kongo helfen

BERLIN taz ■ Mit brutalen Methoden saniert die Regierung von Präsident Joseph Kabila in der Demokratischen Republik Kongo die Wirtschaft des von ihr kontrollierten Landesteils. Am vergangenen Wochenende gab sie den Wechselkurs des kongolesischen Franc frei und fixierte den Kurs auf zunächst 313,5 Franc pro US-Dollar – gegenüber dem vorherigen offiziellen Kurs von fünfzig zu eins eine Abwertung um 84 Prozent. Zugleich wurden die Preise für Benzin und andere Ölprodukte um durchschnittlich das Vierfache erhöht – am Sonntagmorgen und ohne Vorwarnung , so dass Autofahrer in der Hauptstadt Kinshasa um 10 Uhr früh noch 70 Franc pro Liter zahlten, eine Stunde später aber 280 Franc. Die Preise aller öffentlichen Verkehrsmittel verteuerten sich seitdem entsprechend, die Preise aller Lebensmittel auch.

Für die sechs Millionen Bewohner von Kinshasa, die wegen Willkürherrschaft und Kriegswirtschaft großenteils am Existenzminimum dahinvegetieren, sind diese in solcher Schärfe nicht erwarteten Maßnahmen lebensbedrohlich. Der Krieg im Kongo hat Schätzungen zufolge seit 1998 über 2,5 Millionen Menschenleben gefordert. Kinshasa ist von seinem Umland weitgehend abgeschnitten und deshalb unterversorgt. Laut den offiziellen Zahlen, die aufgrund von Krieg und Misswirtschaft allerdings wenig Aussagekraft haben, schrumpfte Kongos Wirtschaft 1999 und 2000 um jeweils knapp über zehn Prozent.

Die neue Wirtschaftspolitik ist nicht Joseph Kabilas Idee allein, sondern folgt auf Besuche von Delegationen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in den letzten Wochen. Zentralbankgouverneur Jean-Claude Masangu sagte, die beiden Geberinstitutionen hätten Kredite von jeweils einer Milliarde Dollar in Aussicht gestellt sowie später einen Schuldenerlass – Kongos offizielle Auslandsschulden betragen neun Milliarden Dollar. Vorher aber, so Masangu, müsse die Regierung des Kongo ihre Rückstände zahlen: 580 Millionen Dollar gegenüber dem IWF, 300 Millionen Dollar gegenüber der Weltbank.

Diese Forderung trifft den Kongo hart. Im Land wütet eine der schlimmsten humanitären Katastrophen der Welt. Nun soll er 880 Millionen Dollar an IWF und Weltbank zahlen, die dann der Bevölkerung fehlen werden. Für Hilfsmaßnahmen und andere Aktivitäten zur Linderung der humanitären Katastrophe im Kongo haben die Hilfsorganisationen der UNO dieses Jahr 140 Millionen Dollar eingeplant, von denen sie bisher 28,4 Millionen erhalten haben. Von den 50 Millionen Kongolesen sind 16 Millionen auf humanitäre Hilfe angewiesen. DOMINIC JOHNSON