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: DFB-Kicker wollen möglichst schnell zur WM

Keine Zeit für Elfmeter

Sonderlich viel Respekt in der großen, weiten Welt genießt der gemeine finnische Fußballer nicht eben. Samuel Osei Kuffour vom FC Bayern München hat das erst kürzlich wieder erinnerlich gemacht, als ausgerechnet im Finale der Champions League Kollege Sergio einen Aussetzer hatte. Sergio stammt bekanntlich aus Brasilien, dem Land der Ballzauberer also; wie er in Mailand aber den Elfmeter weit übers Gebälk semmelte, erinnerte Kouffour denn doch eher an eine ganz andere Nationaliät. „Wie ein Finne“ habe Sergio den Strafstoß vertreten, fand Kuffour, was durchaus ein bisschen despektierlich gemeint war.

Nur gut für die Finnen, dass es heute Abend, wenn die deutsche Nationalmannschaft zu ihrem WM-Qualifikationsspiel in Helsinki gastiert, kein Elfmeterschießen geben wird. Denn a.) würden sie, so ist, Kuffour sei Dank, nun ja bekannt, ohnehin nicht treffen. Und b.) wäre damit der schöne Plan von Jari Litmanen, so etwas wie der einzige Star im finnischen Team, schon vor Anpfiff (19 Uhr/ZDF) gnadenlos zunichte gemacht: „Ein gut herausgespieltes Unentschieden wäre doch schon historisch für uns“, hat der Stürmer des FC Liverpool gesagt.

Entgegen kommt freilich auch den deutschen Kickern, dass die Lotterie vom weißen Punkt heute nicht vorgesehen ist, denn schließlich zieht sich das Szenario immer so schrecklich hin. Und lange fackeln wollen Rudi Völler und seine Mannen eigentlich nicht. „Wir wollen uns möglichst schnell für die WM qualifizieren“, sagt jedenfalls der Münchner Verteidiger Thomas Linke, was nichts anderes heißen soll als: Sieg gegen Finnland, Sieg am Mittwoch gegen Albanien – und damit ein gehöriges Stück näher rücken an den Sieg in Qualifikationsgruppe neun, der das Mitwirken in ziemlich genau einem Jahr beim WM-Turnier in Japan und Südkorea sichern würde.

„Die entscheidende Phase hat begonnen“, stellt entsprechend auch Rudi Völler, der Teamchef, fest, „wir wollen auch im fünften Qualifikationsspiel unsere weiße Weste behalten“, nennt er zudem Zweck und Ziel der Finnlandreise. Was denn doch irgendwie ein bedeutender Satz ist für den deutschen Fußball und ein höchst erfreulicher obendrein, weil nach der Pleite bei der EM doch kaum einer überhaupt damit gerechnet hätte, dass die WM-Qualifikation so reibungslos verlaufen würde für die DFB-Kicker.

Zwar fallen mit Mehmet Scholl (verletzt) und Sebastian Deisler (gesperrt) im Mittelfeld diesmal gleich zwei Kreative aus (zudem nicht dabei sind die Stammkräfte Dietmar Hamann, Christian Wörns, Jens Jeremies sowie Jörg Heinrich), doch selbst solcherlei treibt dem Teamchef nicht mehr den kalten Schweiß der Verzweiflung auf die Stirn oder gar Vorabentschuldigungen für zu erwartende Horrorkicks über die Lippen. Vielmehr freut er sich weiterhin über die „Qual der Wahl“, die er schon nach dem erfolgreich bestrittenen Testspiel am Dienstag gegen die Slowakei (2:0) diagnostiziert hatte.

Konkret bedeutet dies, dass der Schalker Gerald Asamoah gegen die Finnen zum zweiten Mal im DFB-Dress über rechts wird anlaufen dürfen, während Dortmunds Lars Ricken für Deisler in zentrale Position rücken wird, um dort zusammen mit dem Leverkusener Michael Ballack das Spiel zu produzieren und somit jene Bälle, die vornehmlich Oliver Neuville und Carsten Jancker, der den kriselnden Oliver Bierhoff ersetzt, ins Tor dreschen sollen. Dort steht, wenn auch auf der gegenüberliegenden Seite, natürlich wieder Oliver Kahn, vor dem die Finnen ganz offenbar am meisten Respekt haben, wie die Worte von Antti Muurinen belegen. „Kahn ist eine ganz schöne Barriere für uns“, sagt Finnlands Nationaltrainer. Und das nicht nur beim Elfmeterschießen. FRANK KETTERER