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: BSE in Meckpomm

Polizeiruf 110 – Die Frau des Fleischers

(Mo, 20.15 Uhr, ARD)

Am 12. Januar wurde der erste BSE-Fall in Mecklenburg-Vorpommern bestätigt, und der erste Film zum Thema ließ nicht lange auf sich warten. Auf den Fluren des NDR dürfte im letzten halben Jahr eine ungewohnte Hektik geherrscht haben. Werden sonst Drehbuchentwürfe monatelang in den verschiedenen Instanzen des öffentlich-rechtlichen Apparats zwischengelagert – diesmal musste alles ganz schnell gehen. Zumal neben dem Rinderwahn ein weiteres virulentes Thema aufgegriffen wurde: die Sterbehilfe.

Nun kann ein Krimirätsel kein Leitartikel sein. Und das wussten wohl auch die Macher dieses Polizeirufes, weshalb sie gar nicht erst versucht haben, wirkliche Risiken und mögliche Strategien zu verhandeln. Vielmehr wurde mit der Verunsicherung gespielt, die beide Themen auslösen. Das ist nur legitim. Schließlich erlebte das Genre des Krimis immer dann eine Blütezeit, wenn die Zuschauer in den Filmen ihre kollektiven Ängste gespiegelt sahen.

Sicher, der gewagte Plot von „Die Frau des Fleischers“, der aufgrund des eiligen Produktionsprozesses leider nicht sauber ausgearbeitet wurde, stellte das Publikum auf eine harte Probe. Doch – und das war der Clou – die Bedrohlichkeit des Szenarios entwickelte sich nicht über die reale Gefahr durch BSE. Sie erwuchs aus der medialen Konditionierung der Menschen, die in ihrer Panik die mörderische Handlung erst in Gang brachten. Denn ausgerechnet ein Schlachtermeister ließ hier seiner dahinsiechenden Frau eine Morphium-Überdosis spritzen, weil er ihre Hirnerkrankung als Creutzfeldt-Jakob-Symptom deutete. Aus dieser paranoid aufgeladenen Situation entwickelte sich ein leiser Schocker, in dem allenthalben von „Epidemie“ und „Fleischmafia“ geraunt wurde.

Doch als hätte man Angst davor gehabt, durch die pessimistische Grundstimmung das Primetime-Publikum zu verschrecken, gab es einen Klamauk nach dem anderen: als etwa die beiden Ermittler eine betagte Sekretärin beim Telefonsex störten. Da kippte der anfangs so düstere Verschwörungsthriller in eine drollige Farce um. Und mit der Heiterkeit kam, wie so oft, die Harmlosigkeit. CHRISTIAN BUSS