Wieder mal keine Flagge zeigen

■ Zum Christopher-Street-Day am Wochenende werden 120.000 BesucherInnen erwartet. Rathaus bleibt regenbogen-frei

Andersrum, erklärt das Plakat, ist richtig rum. Und weil Homosexuelle in der Stadt nicht nur toleriert, sondern auch akzeptiert werden sollten, so Peter Langanka aus der Vorbereitungsgruppe für den Christopher Street Day (CSD), sollen mit diesem nicht nur Partys und Paraden, sondern politische Forderungen verbunden werden. 120.000 TeilnehmerInnen erwarten die VeranstalterInnen am Wochenende zur bunten Großdemonstration in der City.

Von Jahr zu Jahr kommen mehr BesucherInnen auch von außerhalb zum CSD nach Hamburg. Die Tourismuszentrale hat die Schwulen- und Lesbenparade als Attraktion entdeckt und wirbt BesucherInnen dazu an. Auch Mitglieder des rot-grünen Senates werden sich am Samstag auf der Parade sehen lassen. Den Startschuss gibt um 12 Uhr Bürgermeister Ortwin Runde (SPD), der den Zug durch die City anführen wird. Die zweite Bürgermeisterin und Gleichstellungssenatorin Krista Sager (GAL) wird ihre Behörde mit der Regenbogen-Fahne beflaggen.

Das Rathaus hingegen wird wieder nicht Regenbogen-verziert. Diese Forderung der CSD-OrganisatorInnen wird auch in diesem Jahr unerfüllt bleiben, denn die rotgrüne Koalition hat noch nicht ihren Streit über die Frage beigelegt, ob eine Beflagung des Regierungssitzes rechtlich zulässig wäre. Außer einem solchen Bekenntnis der Regierung zu den schwulen und lesbischen BewohnerInnen Hamburgs fordern diese vom Senat ein entschiedenes Einschreiten gegen Gewalt gegen Homosexuelle. In Hamburg solle ein hauptamtlich besetztes Überfalltelefon eingerichtet werden. Zudem soll an den Schulen im Sexualkundeunterricht über Homo- und Transsexualität gesprochen werden. Die Stadt müsse zudem an HIV und AIDS erkrankten Menschen Chancen auf dem Arbeitsmarkt eröffnen.

Gleichstellungssenatorin Sager bezeichnete den CSD als „Chance für Hamburg zu zeigen, dass wir es ernst meinen mit der Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen“. Immerhin habe Hamburg als erstes Bundesland die Eintragung homosexueller Partnerschaften, die sogenannte „Hamburger Ehe“, eingeführt – und damit den Weg bereitet für Bundesgesetze, die zurzeit erarbeitet werden. Sager appellierte an die hiesige CDU, ihre Parteikollegen in den anderen Ländern davon abzuhalten, die gesetzlichen Verbesserungen für Schwule und Lesben zu torpedieren. Zudem warnte sie die CDU vor deren „Flirt mit dem Rechtspopulismus“: Dessen Stärkung, so Sager, „hat Auswirkungen auf Themen wie die Akzeptanz von Schwulen und Lesben“. Elke Spanner