Schilder schnacken friesisch

■ Im Baskenland und bei den Sorben längst üblich – zweisprachige Ortsschilder. Friesen fragen: Döggt plattdüütsche Ortsnamens nich för de Straatenschilder?

Im Baskenland oder in der Lausitz gibt es das schon lange: zweisprachige Ortsschilder. So steht auf dem gelben Schild am Dorfrand des brandenburgischen Lehde ein bisschen kleiner „Ledy“, der sorbische Name. Da haben Spreewald-Touristen nicht nur zu Hause was zu erzählen, das soll auch die slawische Minderheitssprache retten. Vielleicht 30.000 Sorben sprechen noch die Sprache ihrer Eltern.

Was für die Sorben und andere in Europa gilt, fordern jetzt auch die Friesen: Doppel-Namen auf ihren Ortsschildern, damit der Friesen-Schnack erhalten bleibt. Also ungefähr so: Hesel und

Heesel, Großenfehn und

Grotenfehn, Flachsmeer und

Flassmeer. Man könnte raten: Nur zu, schreibt doch die Namen einfach drauf! Aber so einfach ist das nicht: Der Niedersächsische Heimatbund zettelt derzeit einen handfesten Krach mit der niedersächsischen Landesregierung über die Schilder an. Der Heimatbund hatte in seiner „Roten Mappe 2001“ die plattdeutsche Ergänzung hochdeutscher Ortsschilder vorgeschlagen. „Weder vorgesehen noch geeignet“, konterte die Regierung. Allerdings bleibe es „interessierten Kommunen unbenommen, niederdeutsche Ortsbezeichnungen auf Holztafeln oder Findlingen darzustellen.“

Das reicht den friesischen Diccköpfen natürlich nicht. Die Fachgruppe Niederdeutsch im Heimatbund wertet die Antwort als „Affront“ gegen Inhalte und Absichten der Europäischen Sprachen-Charta. Mittlerweile hat sie eine Resolution nach Hannover geschickt, die daran erinnert, dass Niederdeutsch nach dem Willen der Landesregierung als Verkehrssprache in der Verwaltung zu fördern sei. Dazu gehörten Ortsnamen und zweisprachige Briefköpfe.

Der Streit entzündete sich an der Erlaubnis der Landesregierung für die Gemeinde Saterland, auf den Schildern ihrer Ortsteile neben der hochdeutschen auch die saterfriesische Bezeichnung zu nennen. Nur „unter Zurückstellung rechtlicher Bedenken“ wurde die Extrawurst genehmigt, da Ortschilder ja amtliche Verkehrszeichen seien – und nicht kulturellen Zwecken dienten.

„Saterfriesisch ist ein Mix aus platt, englisch und niederländisch, die vielleicht noch 2.000 Saterländer sprechen“, sagt Hellmut Collmann, Leerer Landrat und derzeit im Auftrag des Heimatbundes unterwegs, um das Sprachenknäuel doch noch zu entwirren. „Natürlich ist das auch eine Frage der Finanzen – so ein Schild ist nicht für 50 Mark zu haben“, meint Collmann. Und jede Menge Bürokratie steckt dahinter: In den nächsten Wochen will sich der Landrat mit allen beteiligten Ministerien treffen. Das sind das Verkehrs-, das Innen-, das Kultus- und das Wissenschaftsministerium. Fazit: Das kann dauern.

ksc