Straßenschlachten in Leeds

Nach der Verhaftung eines Bangladeshis prügeln sich asiatische Jugendliche stundenlang mit Polizisten

DUBLIN taz ■ Im nordenglischen Leeds kam es in der Nacht zu gestern zu stundenlangen Straßenschlachten zwischen asiatischen Jugendlichen und einem großen Polizeiaufgebot. Zwei Dutzend Autos und ein Geschäft gingen in Flammen auf, zwei Polizisten wurden leicht verletzt. Vier Jugendliche wurden verhaftet.

Die Krawalle begannen am Abend, nachdem eine zunächst kleine Gruppe von Jugendlichen ein Auto im Harehills-Viertel am Stadtrand von Leeds angezündet hatte. Die Polizei rückte mit Hunden an. Im Handumdrehen waren mehr als 300 Jugendliche auf der Straße und bewarfen die Polizeiwagen mit Steinen, Flaschen und Brettern. Die Schlacht dauerte bis zum Morgengrauen.

Auslöser für die Krawalle war offenbar die Verhaftung eines Mannes aus Bangladesch am Sonntag. Ein Freund und Landsmann von ihm sagte: „Sie haben ihn festgenommen, ihn getreten und ihn mit CS-Gas besprüht. Am Dienstag fand ein Treffen zwischen der Polizei und unseren Vertretern statt, aber es kam nichts dabei heraus. Deshalb ging es in der Nacht los.“

Razaq Raj, ein Sozialarbeiter, der für den asiatischen Bevölkerungsteil in Harehills zuständig ist und bei der Verhaftung dabei war, bestätigt diese Version. Er sagt, die Krawalle seien „keine Rassenunruhen“ gewesen, die Anwohner seien schockiert und entsetzt. „Ich habe so etwas in diesem Viertel noch nie erlebt“, sagt Raj, „hier wohnen Menschen aller Rassen sehr zufrieden nebeneinander.“ Rund hundert afrokaribische Jugendliche hätten bei Anbruch der Dunkelheit ein Auto angezündet, sagt Raj. Dann habe er die Polizei gerufen.

Nigel Swift, Sprecher der Polizei von West-Yorkshire, bestreitet, dass die Festnahme am Sonntag etwas mit den Krawallen zu tun habe. „Ich habe von diesen Behauptungen gehört, aber wir glauben nicht, dass da etwas dran ist“, sagt er. „Uns geht es in den nächsten Tagen darum, die Leute zu verhaften, die den Schaden angerichtet haben.“

Der stellvertretende Polizeichef Graham Moore sagt: „Es waren rein kriminelle Aktivitäten. Wir wurden abends nach Harehills gerufen, weil jemand eine Brandbombe geworfen haben soll, aber die Beamten konnten nichts von diesem Zwischenfall feststellen. Aber das war offenbar der Auftakt für einen geplanten Angriff auf die Polizei. Wir wissen nicht, was diese Unruhen ausgelöst hat.“ Die Polizei hat eine Untersuchung eingeleitet.

Die BBC behauptete, dass zahlreiche Jugendliche aus Oldham bei Manchester angereist wären. Dort war es Mitte Mai zwei Nächte zu Straßenschlachten zwischen asiatischen Jugendlichen und der Polizei gekommen, nachdem Neonazis das asiatische Viertel von Oldham attackiert hatten. Es waren die schlimmsten Auseinandersetzungen seit 15 Jahren in Großbritannien. Premier Tony Blair gab der National Front die Schuld: Die Rechtsextremisten hatten in den Tagen zuvor zweimal im Zentrum von Oldham demonstriert, weil das asiatische Viertel von Oldham angeblich Sperrgebiet für Weiße ist. In Oldham kandidieren bei den Parlamentswahlen zwei Mitglieder der rechtsextremen British National Party. RALF SOTSCHECK