noch 207 tage bis zum euro
: taz-Serie über unser neues Geld. 9.Teil

In den schwarzen Bergen wird mit Euro gezahlt

Bisher war die DM die unumstrittene Leitwährung auf dem Balkan. Schon vor dem Krieg war das so, und erst recht während des Krieges versuchte jeder, an die begehrte Valuta heranzukommen.

Offiziell führte Montenegro die deutsche Währung letztes Jahr ein. Gegen den Widerstand der jugoslawischen Behörden. Im Kosovo wurde die DM dagegen schon 1999 zum Zahlungsmittel erhoben – die Albaner lehnen die serbischen Dinar wie die Montenegriner aus politischen Gründen ab. Bosnien und Herzegowina bekamen von den internationalen Institutionen 1998 die Konvertible Mark (KM) verordnet, die im Verhältnis 1:1 an die DM gebunden ist. Ohne die DM geht auch in Serbien nichts – jeder größere Kauf wird in DM abgewickelt. In Kroatien und Makedonien gibt es zwar relativ stabile Währungen, die Kuna und den makedonischen Dinar, doch auch hier vertrauen die Sparer mehr der DM. Lediglich der slowenische Tolar ist voll konvertibel.

Was passiert aber in den DM-Balkan-Ländern, wenn der Euro 2001 die DM selbst in Deutschland ersetzt? Wird im Kosovo dann der Euro herrschen? Und was geschieht mit jenen DM-Bündeln, die heute in den Sparstrümpfen der Serben versteckt sind? Die Regierung Montenegros hat klare Signale gesandt: Sie will den Euro direkt zum Stichtag übernehmen. Und wird ihn wahrscheinlich auch bekommen. Im Kosovo wollen die Menschen dies ebenfalls, doch noch ist von Seiten der internationalen Institutionen nicht entschieden, welche Währung dort die DM ersetzen soll. Zwar hatte die UN-Administration gleich nach dem Einmarsch der Nato-Truppen im Sommer 1999 das Kosovo von Belgrad fiskalisch abgekoppelt, nach dem Sturz von Milošević will man in der Frage des Euro aber erneut entscheiden. In Bosnien bleibt es bei der KM, die wird im Verhältnis 2:1 zum Euro definiert.

Sorgen bereitet den Menschen überall der Umtausch des DM-Bargelds, das weiterhin im Umlauf ist. So sollen die Scheine bei den Banken ein- und dann als Euro ausbezahlt werden. In Serbien wird dies kompliziert: Noch sind die Banken dort international isoliert. Die Bevölkerung ist misstrauisch, haben viele doch bei den Bankenzusammenbrüchen in den letzten Jahren oft nicht nur einmal ihr angespartes Vermögen verloren. ERICH RATHFELDER

Und nächsten Donnerstag: Ist Schweden nach der EU-Präsidentschaft reif für den Euro?