Programm am Markt vorbei

Der Zuspruch zum Rindfleischankauf-Programm der EU war groß. Dass es trotzdem zu relativ wenig Schlachtungen kam, lag an fehlenden Kapazitäten bei der Vernichtung

BIBERACH taz ■ Nur rund ein Fünftel der im Rahmen des EU-Ankaufprogramms geplanten 400.000 Rinder sind geschlachtet und vernichtet worden. Im Verbraucherschutzministerium ist man darüber nicht unglücklich. Agrarministerin Renate Künast (Grüne) hatte das BSE-Programm kritisiert.

Ministeriumssprecher Andreas Schulze führt die – wie er sagt – geringe Resonanz auf die Tiertransportbeschränkungen im Zusammenhang mit MKS und auf den sich stabilisierenden Rindfleischpreis zurück.

Doch dass das Schlachtprogramm schleppend lief, lag nicht am fehlenden Interesse der Bauern, wie die Umfrage bei Schlachthöfen von Kiel bis ins württembergische Biberach zeigt. „Die Nachfrage“, sagt die Biberacher Schlachthofleiterin Andrea Schwarz, „ist bis zum Schluss sehr groß gewesen.“ Es habe lediglich an Kapazität bei den TBAs, den Tierkörperbeseitigungsanlagen, gemangelt. „Wir hatten einen Riesenzuspruch der Landwirte, und noch immer kommen Anmeldungen aus der gesamten Bundesrepublik.“ Man habe aber wegen der starken Auslastung nur Tiere aus Bayern und Baden-Württemberg angenommen. Insgesamt wurden in Biberach an 18 Schlachttagen mehr als 4.000 Rinder getötet.

Ähnlich rege war der Zuspruch auch in Kiel. Uwe Föllscher vom Löblein-Fleischzentrum erklärt: „Alleine am letzten Schlachttag, dem 18. Mai, haben wir mehr als 400 Rinder geschlachtet, insgesamt waren es mehr als 12.000. Aber wir waren am Gängelband der TBAs, das war eine Katastrophe.“

Auch bei der Gausepohl Fleisch GmbH im niedersächsischen Dissen, die mit drei Schlachthöfen beteiligt war, heißt es: „Es lief nicht schlecht. Das Problem waren die Engpässe bei den TBAs.“ Künast-Sprecher Schulze erklärt, er wisse von diesem Problem nichts. „Das höre ich zum ersten Mal.“

Beim Nachfolgeprogramm hingegen zeichnet sich wenig Zuspruch ab – aus ganz anderen Gründen. Für das Ankaufprogramm unter dem Namen Anka 30/II, bei dem monatlich 6.000 Tonnen in Streifen geschnittenes und auf BSE getestetes Rindfleisch nach Nordkorea geliefert werden sollen, haben bislang nur wenig Bauern Interesse angemeldet. „Da haben wir in der Tat Probleme, das Fleisch zusammenzubekommen“, bestätigt Schulze. Der Rindfleischpreis und der Preis aus dem Aufkaufprogramm hätten sich so weit angenähert, dass „diese Programme ein Stück weit am Markt vorbei“ gingen.

KLAUS WITTMANN