„Mit Lust und Entschlossenheit“

Bei Springer alles in Euro: Umsatz und Investitionen steigen, Gewinne sinken. Die Strategie heißt „Weiter so“

BERLIN taz ■ Es war ein teures Jahr für Springer: Zwar zeigt die Entwicklung des Konzernumsatzes der AG weiter nach oben, doch die Gewinne gingen deutlich zurück. Mit gerade einmal 98 Millionen Euro liegt der Überschuss so niedrig wie seit fünf Jahren nicht mehr, 1999 konnten noch satte 151 Millionen Euro verbucht werden.

Es sei eben ein „Investitionsjahr“ gewesen, sagte Springers Ende Dezember scheidender Vorstandschef Gus Fischer gestern bei der Bilanzpressekonferenz in Berlin. 100 Millionen Euro hat der Konzern nach eigenen Angaben 2000 investiert, auch in diesem Jahr werde die „Investitionsoffensive“ fortgesetzt. „Zukunftssicherung“ heißt das Primat der Konzernstrategen, laut Fischer werde bis 2003 insgesamt ein „erheblicher dreistelliger Millionenbetrag in Euro“ investiert. Das Auslandsgeschäft soll einen Schwerpunkt bilden, bisher macht es gerade einmal 15 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Neu war das alles genauso wenig wie die Ankündigung, dass auch die Welt irgendwann mal schwarze Zahlen schreiben soll („Wir werden mittelfristig die wirtschaftsliche Situation des Blattes verbessern“), oder die Feststellung, dass der Zeitungs- und Zeitschriftenbereich seit Jahresbeginn unter dem miesen Anzeigengeschäft leidet. Für das laufende Geschäftsjahr 2001 wurde daher prophylaktisch schon mal ein noch mäßigeres Ergebnis angekündigt.

Es darf also gespart werden. In Sachen Online-Welten war Springer bisher vorsichtig-zurückhaltend – und will es bleiben.

Im klassischen Verlagsgeschäft trifft es vor allem die Programmzeitschriften, bei denen Springer mit alteingessenen Titeln wie Hörzu, FunkUhr und TVneu antritt. Deren Programmredaktionen sind bereits „zusammengefasst und als zentrale Serviceredaktion strukturiert“, so Fischer. Beim Stichwort Service fängt auch für Springers Zeitungsvorstand und designierten Konzernchef Mathias Döpfner die Nutzung der berühmten Synergieeffekte an: Wenn die Welt am Sonntag erst einmal nach Berlin gezogen, sollen die Schwesterzeitungen bei kleineren, serviceorientierten Ressorts wie Auto, Reise und Immobilien „zusammenfinden“. Weiter oben blieben die Redaktionen natürlich getrennt, versicherte Döpfner, setzte gleichzeitig aber auf „informelle Formen der Zusammenarbeit wie Austausch von Rechercheergebnissen beim Flurgespräch“.

Neuentwicklungen im Pressemarkt werden bei Deutschland größtem Zeitungshaus ganz unterschiedlich bewertet: Vor der geplanten Sonntags-FAZ hat man keine Angst. „Springer hat den Sonntagsmarkt entwickelt“, sagt Döpfner stolz, verweist auf die hohen Vertriebskosten und zitiert das Branchenmantra: „Am Ende entscheidet die Qualität“. Das Phänomen Gratiszeitung bringt den Konzern dagegen immer noch auf die Barrikaden: Der „Abwehrkampf“ in Köln habe einen großen Teil der Investitionen verschlungen, hieß es. Und auch wenn angesichts der Anzeigenmärkte derzeit wohl kaum weitere Vorstöße der norwegischen Schibsted-Gruppe erfolgen dürften, wird Döpfner energisch: „Wir werden unsere Märkte verteidigen – mit Lust und Entschlossenheit!“

Und das Fernsehen? Vom Fernsehen, also der 11,5-Prozent-Beteiligung an Leo Kirchs ProSiebenSat.1Media AG, war kaum die Rede: Offenbar im nächsten Jahr soll die Entscheidung fallen, ob Springer langfristig mit im Boot bleibt. Die entsprechende Ausstiegsoption war schon im vergangenen Jahr vereinbart worden, seine TV-Produktionsgesellschaften will der Konzern aber in jedem Fall behalten. STG