George Bush – ganz der Papa

Weil Nicaraguas Sandinisten die Wahlen im November gewinnen könnten, droht die US-Regierung mit Ärger

SAN SALVADOR taz ■ US-Präsident George Bush ist einfach der Sohn seines Vaters. Beim Präsidentschaftswahlkampf in Nicaragua 1990 ließ der Alte eine große Rechtskoalition hinter der Kandidatin Violeta Chamorro zusammenschmieden und konnte so die linken Sandinisten von der Macht verdrängen. Jetzt will sein Sohn dasselbe tun. Am vergangenen Wochenende schickte er einen Emissär nach Managua, der die zersplitterte Rechte in eine antisandinistische Einheit zusammenzwingen und gleichzeitig die Wähler warnen soll: Sollten sie Daniel Ortega noch einmal das Jawort geben, haben sie nichts Gutes aus dem Norden zu erwarten.

Die Möglichkeit, dass der sandinistische Dauerkandidat Ortega die Präsidentschaftswahl am 4. November gewinnt, besteht tatsächlich. In allen Umfragen liegt er mit großem Abstand vorn. In manchen erreicht er sogar die für eine Direktwahl nötigen 35 Prozent.

Rein rechnerisch ist die Rechte stärker. Nur: Ihre Stimmen verteilen sich auf zwei Kandidaten; den Liberalen Enrique Bolaños und den Konservativen Noel Vidaurre. Um dies zu ändern, kam Lino Gutiérrez, der zweite Mann der Lateinamerika-Abteilung im Washingtoner Außenministerium, nach Managua zu Besuch.

Es dürfte ihm nicht leicht fallen, sein Ziel zu erreichen. Denn anders als 1990 gibt es diesmal keine apolitische Figur wie Chamorro, hinter der sich die zerstrittenen Rechtsparteien wenigstens für die Wahl sammeln ließen. Im Gegenteil. Beide Kandidaten sind alles andere als eine Zugnummer. Und beide haben sich Stellvertreter aus dem jeweils anderen Lager genommen. Beide Rechts-Kandidaten für die Vizepräsidentschaft wollten eigentlich Präsidentschaftskandidat bei der Konkurrenz werden. Sie waren dort durchgefallen und wechselten frustriert die Seite.

Bei so viel verletztem Männerstolz wird es Gutiérrez kaum gelingen, die gesamte Rechte hinter dem in Umfragen besser abschneidenden Bolaños zu sammeln. Zumindest nicht für den ersten Wahlgang. Wenn er aber in einer zweiten Runde alleine rechts steht, kann er Ortega locker schlagen. Also muss verhindert werden, dass Ortega gleich im ersten Wahlgang gewinnt.

Um dies zu erreichen, suchte Gutiérrez bei seinen öffentlichen Auftritten am Wochenende warnende Worte: In Washington sei man „beunruhigt“ darüber, dass Ortega an die Macht zurückkehren könnte. Man habe „kein Vertrauen“ in die Sandinisten. Peter Romero, der Chef der Lateinamerika-Abteilung des Außenministeriums, hatte bereits vor dem Abflug des Gesandten gesagt: „Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass sich die Sandinisten anders verhalten werden als 1980.“ Die Folge: Auch die USA würden sich nicht anders verhalten.

Also wieder eine Wirtschaftsblockade und dann ein Contra-Krieg? Romero und Gutiérrez sagten das nicht. Es reicht, wenn sich die Nicaraguaner das denken. Ortega steuerte denn auch gleich dagegen: Als Präsident werde er selbstverständlich Privateigentum respektieren und gute Beziehungen zu den USA suchen. Und er versicherte: „Wir werden nicht noch einmal tun, was wir getan haben.“

TONI KEPPELER