Kleiderkammer Deutschland

Kleiderkammern sind Geschäfte, in denen vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), von Caritasgruppen oder Kirchenverbänden gesammelte Secondhandkleidung an arme Menschen abgegeben wird – entweder kostenlos oder gegen eine geringe Schutzgebühr. Sie werden in ganz Deutschland angeboten. Allein das DRK beliefert in 1.128 Kleiderkammern pro Jahr etwa 2,3 Millionen Sozialhilfeempfänger, Nichtsesshafte, Asylbewerber und Menschen in akuten Notlagen mit Kleidungsstücken und Schuhen aus zweiter Hand. Auf diesem Wege werden pro Jahr achtzehn Millionen Kleidungsstücke an Bedürftige abgegeben. Hauptsächlich werden dafür Kleiderspenden aus der Bevölkerung verwendet, die in Containern gesammelt werden – aber auch fehlerhafte Artikel und Überschüsse aus der Textilindustrie.

Jeder Bundesbürger gibt im Jahr durchschnittlich fünfzehn alte Kleidungsstücke in die Altkleidersammlung und kauft sich fast fünfzehn Kilogramm neue Kleidung. Jährlich werden etwa vierhundertausend Tonnen von Mänteln, T-Shirts, Hemden, Hosen, Röcken und gebrauchten Schuhen durch karitative Organisationen und gewerbliche Sammler zusammengetragen. Rund die Hälfte der gespendeten Kleidung kann problemlos weiter getragen werden.

Allerdings wird nur ein kleiner Teil zur direkten Hilfe für Bedürftige im In- und Ausland verwendet. Fünf bis acht Prozent der Ware werden für bis zu zehntausend Mark pro Tonne an westeuropäische und deutsche Secondhandläden verkauft. Ein Drittel wird in Afrika und Osteuropa für etwa 2.300 Mark pro Tonne verkauft und erreicht dadurch weniger bedürftige Länder, die über Devisen verfügen.

Dort bedroht der Kleiderüberschuss die heimische Textilindustrie, die mit der billigen Importware nicht mithalten kann, heißt es in einer Erklärung des Instituts für Ökonomie und Ökumene Südwind. Der christliche Verein wurde 1991 in Köln gegründet und setzt sich mit der „Kampagne für saubere Kleidung“ für ein Qualitätssiegel an Kleidern ein, das darüber Auskunft geben soll, ob in der Produktion bestimmte Arbeitsstandards wie zum Beispiel Mindestlöhne und das Verbot von Kinderarbeit eingehalten werden. Zehntausende von Arbeitsplätzen in den Billiglohnländern seien durch den Preisdruck bereits vernichtet worden, so Südwind.

Das Kreislaufwirtschaftsgesetz macht denjenigen, der Güter produziert, für deren umweltverträgliche Entsorgung verantwortlich, sofern Müll nicht vermieden werden kann. Der nachhaltige Konsum von Gütern, unter anderem auch von Kleidung, soll natürliche Ressourcen schonen und die umweltverträgliche Beseitigung von Abfall sichern. So werden vierzig Prozent der Altkleider, die beschädigt und unbrauchbar sind, an Textilrecyclinghändler verkauft, die daraus Teppiche, neue Stoffe, Putzlappen, Papier und Füllstoffe für Matratzen und Decken herstellen. Weitere zehn Prozent der Altkleider landen als purer Abfall auf der Mülldeponie.

Die internationale Organisation Humana sammelt seit 1986 Kleider- und andere Spenden, um Entwicklungsprojekte in Angola, Mosambik und Sambia zu fördern. Die ebenfalls in Containern gesammelten Artikel werden in Berlin sortiert: zwanzig Prozent werden in den Humanaläden als Secondhandware verkauft, fünfzig Prozent nach Afrika verschickt und die restlichen dreißig Prozent ausgemustert und recycelt. Im letzten Jahr wurden auf diese Weise 1,85 Millionen Kilo gut erhaltene, tragbare Sommerkleidung an afrikanische Hilfsorganisationen verschickt. SUE HERMENAU