Nicht gefährlich

Pausbäckige Barockengelchen blicken von der Stuckdecke des Literaturhauses auf ihn herunter. Frédéric Beigbeder – das neue „enfant terrible“ der französischen Literatur – liest aus seiner Abrechnung mit der Werbewelt, dem Roman 39,90. Die bildungsbürgerliche Atmosphäre passt nicht zu einem Autor, der den Kommerz anklagt und für den „Literatur eine Form des Widerstandes“ dagegen ist.

„Werbung“, sagt der 35-Jährige, „wurde bei den Nazis dazu benutzt, eine Demokratie in eine Diktatur umzuwandeln“. Neben Beigbeder sitzt als Diskussionspartner einer von denen, die er in seinem Buch als „Weltverschmutzer“ bezeichnet: Marc Schweiger von Scholz & Friends.

Die anschließende Diskussion verspricht entsprechend kontrovers zu werden. Doch Schweiger findet, dass in dem Buch auch „viele interessante Geschichten sind“. Beinahe vergeblich versucht Moderator Niklas Maak (SZ) die beiden „Kontrahenten“ aus der Reserve zu locken. Dass ihm das nicht gelingt, mag daran liegen, dass er seine eigenen Fragen zu sexy findet. Er analysiert und wertet, gibt sich intellektuell und erstickt so die Diskussion.

„Wenn mein Buch nichts bewegte, dann würde ich aufhören zu schreiben“, sagt Beigbeder später kämpferisch. Er will das System der Werbung verändern, indem er sich deren Methoden zunutze macht. Die Aussage seines Buches, das so kraftvoll daherkommt, relativiert sich allerdings im Laufe der Diskussion. „Warum stellen sie ihr Buch nicht ins Internet“, fragt ein Zuhörer folgerichtig, „dort könnten es alle umsonst bekommen?“. Beigbeder weiß darauf nur mit der Gegenfrage zu antworten, ob er sich als Autor schon dadurch disqualifiziere, dass er sein Buch verkaufe. Umgeben von genau den Thirtysomethings, die er in seinem Buch verachtet, ist Beigbeder mehr „enfant“ als „terrible“. miso